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Übersetzung: nina voglmeir Lektorat: Susanne Schmidt-Wussow
Glauben Sie es oder nicht, ich komme hierher, um Ihnen eine Lösung
für einen wichtigen Teil dieses größeren Problems anzubieten,
mit einem notwendigen Fokus auf das Klima.
Und die Lösung, die ich anbiete,
richtet sich an die größten Übeltäter in
dieser massiven Misshandlung der Erde
durch die Menschheit
und der daraus resultierenden Zerstörung der Biosphäre.
Diese Übeltäter sind die Wirtschaft und die Industrie.
Wo ich zufälligerweise die letzen 52 Jahre verbrachte –
seit meinem Abschluss an der Technischen Uni in Georgia 1956.
Als Wirtschaftsingenieur mit großen Zielen
und dann als erfolgreicher Unternehmer.
Nachdem ich meine Firma von Grund auf aufgebaut hatte –
im Jahre 1973, also vor 36 Jahren –
um in Amerika Teppichfliesen
für Wirtschaftsbetriebe und Großkunden zu produzieren,
habe ich es umsorgt – durch die Anfangsphase und das reine Überleben,
bis hin zum Erfolg und zur weltweiten Führung auf diesem Sektor gebracht.
Dann las ich Paul Hawkins' Buch
„The Ecology of Commerce“
im Sommer 1994.
In diesem Buch beschreibt Paul die Wirtschaft und die Industrie
als: erstens die Hauptschuldigen
für dir Zerstörung der Biosphäre,
und zweitens: als die einzigen Institutionen, die groß genug,
einflussreich genug und stark genug sind,
um die Menschheit aus diesem Schlamassel herauszuführen.
Und nebenbei verurteilte er auch mich
"als Plünderer der Erde".
Dann habe ich die Leute von Interface, meiner Firma, vor die Aufgabe gestellt,
unsere Firma und die gesamte industrielle Welt zur Nachhaltigkeit zu führen.
Was wir so definierten: diesen erdölintensiven Betrieb
schlussendlich wirtschaftlich so zu führen,
dass wir von der Erde nur das nehmen,
was von ihr selbst rasch und auf natürlichem Wege wieder erneuert werden kann,
ohne einen weiteren Tropfen neuen Erdöls,
und der Biosphäre nicht zu schaden.
Entnimm nichts! Richte keinen Schaden an.
Ich sagte einfach: „Wenn Hawkins Recht hat
und die Wirtschaft und die Industrie das anführen müssen,
wer wird dann die Wirtschaft und die Industrie anführen?
Wenn keiner führen will, dann wird niemand führen.“
Das steht nun mal fest. Warum also nicht wir?
Und dank der Leute bei Interface
bin ich jetzt ein rettender Plünderer.
(Lachen)
(Beifall)
Einst sagte ich einem Journalisten des Fortune Magazine,
dass Leute wie ich eines Tages ins Gefängnis kommen werden.
Und das wurde dann die Schlagzeile eines Fortune-Artikels.
Weiter haben sie mich dann beschrieben als Amerikas grünsten CEO.
Vom Plünderer zum rettenden Plünderer
zu Amerikas grünstem CEO, in 5 Jahren.
Offen gesagt, war das ein sehr trauriger Kommentar
zu den amerikanischen CEOs von 1999.
Als ich später in der kanadischen Doku „The Corporation“ gefragt wurde,
was ich mit der „Gefängnis“-Bemerkung meinte,
sagte ich, dass Diebstahl ein Verbrechen ist.
Und das Rauben der Zukunft unserer Kinder wird irgendwann ein Verbrechen sein.
Aber mir wurde auch klar, damit das passiert,
dass der Raub der Zukunft unserer Kinder ein Verbrechen wird,
braucht es eine klare, anschauliche Alternative
zu diesem „Entnehmen-Verarbeiten-Entsorgen“-Industriesystem,
welches unsere Zivilisation so stark dominiert.
Es ist auch der Hauptschuldige am Raub der Zukunft unserer Kinder,
durch das Aufbrechen der Erde,
damit man sie umwandeln kann in Produkte, die bald Müll sein werden
und dann auf einer Müllhalde oder in einer Müllverbrennungsanlage landen.
Kurz gesagt, man bricht die Erde auf und verarbeitet sie zu Umweltverschmutzung.
Nach Paul und Anne Ehrlich
und einer sehr bekannten Gleichung zur Umweltauswirkung,
ist diese Auswirkung – etwas Schlechtes –
das Produkt aus Bevölkerung, Wohlstand und Technologie.
Das bedeutet, dass die Auswirkung menschengemacht ist,
durch das, was sie in ihrem Wohlstand konsumieren und
wie es produziert wird.
Obwohl diese Gleichung großteils subjektiv ist –
man kann vielleicht die Bevölkerung messen und vielleicht auch den Konsum,
aber die Technologie kann man nicht gut quantifizieren.
Die Gleichung ist also ein Konzept.
Trotzdem hilft sie uns, das Problem zu verstehen.
Also haben wir uns bei Interface 1994 aufgemacht,
mit gutem Beispiel voranzugehen –
die Art, wie wir Teppiche machen, zu verändern.
Ein erdölintensives Produkt – sowohl bei den Materialien als auch bei der Energie.
Und unsere Technologien zu verändern
damit sie die Umweltauswirkung reduzierten,
anstatt sie zu vervielfachen.
Paul und Anne Ehrlichs Gleichung zur Umweltauswirkung:
I = P x A x T
Bevölkerungszahl, Wohlstand und Technikfaktor.
Ich wollte, dass Interface die Gleichung so umschreibt:
I = (P x A) : T
Allen mathematisch denkenden Menschen fällt sofort auf,
dass T im Zähler die Gesamtauswirkungen vergrößert – das ist schecht.
Im Nenner jedoch würde T die Auswirkungen verringern.
Also fragte ich: „Was würde T (Technologie) vom
Zähler – nennen wir ihn T1,
wo sie die Auswirkungen verstärkt,
in den Nenner – nennen wir ihn T2, bringen,
wo sie die Auswirkungen schmälert?“
Ich dachte an die Charakteristika
der 1. Industriellen Revolution,
T1, so wie wir sie bei Interface praktiziert hatten,
und sie hatte die folgenden Charakteristika.
Extraktiv: Rohstoffe werden der Erde entzogen.
Linear: Entnehmen-Verarbeiten-Entsorgen.
Angetrieben durch Energie aus fossilen Energieträgern.
Müll erzeugend: respektlos und fixiert auf Arbeitsproduktivität.
Mehr Teppich pro Arbeitsstunde.
Als ich das durchdachte, wurde mir klar, dass alle diese Attribute
verändert werden müssen, damit T in den Nenner kommen kann.
In der neuen Industriellen Revolution muss „extraktiv“ durch „erneuerbar“ ersetzt werden,
linear durch zyklisch,
fossile durch erneuerbare Energieträger, Sonnenlicht.
Müll produzierend durch müllfrei.
Respektlos durch liebevoll.
Und Arbeitsproduktivität durch Ressourcenproduktivität.
Und ich kam zu dem Schluss, dass wenn wir diese Veränderungen umsetzen,
und T1 komplett loswerden könnten,
dann könnten wir unsere Auswirkung auf Null reduzieren,
inklusive unserer Auswirkungen auf das Klima.
Und das wurde 1995 der Plan von Interface.
Und blieb seither auch der Plan.
Wir haben unsere Fortschritte sehr streng gemessen.
Also kann ich Ihnen sagen, wie weit wir in den 12 darauffolgenden Jahren gekommen sind.
Die Netto-Treibhausgasemissionen der Gesamtproduktion
haben wir um 82 % reduziert.
(Beifall)
Über die selbe Zeitspanne
haben wir den Umsatz um 2/3 gesteigert und die Gewinne verdoppelt.
Also bedeutet eine 82%ige Reduktion – absolut –
eigentlich eine 90%ige Reduktion
der Treibhausgase in Relation zum Umsatz.
Das ist das Ausmaß
der Reduktion, das die gesamte globale
Technosphäre bis 2050 umsetzen muss,
um katastrophale Klimaschäden zu vermeiden.
Zumindest sagen uns das die Wissenschaftler so.
Die Verwendung fossiler Energieträger ist um 60 % pro Produktionseinheit gesunken,
wegen der Effizienz der erneuerbaren Energieträger.
Das billigste und sicherste Barrel Öl, das es gibt,
ist jenes, das aufgrund von Effizienz nicht genutzt wird.
Der Wasserverbrauch ist um 75 % gesenkt worden
in all unseren Teppichfliesen-Betrieben weltweit.
Um 40 % im Geschäftsbereich "Nahtlose Teppiche",
den wir 1993 erwarben
genau hier in Kalifornien, in der City of Industry,
wo Wasser so kostbar ist.
Erneuerbare oder recylebare Materialen machen bereits 25% der Gesamtmenge aus, und dieser Anteil wächst schnell.
Erneuerbare Energien machen 27 % unserer Gesamtmenge aus,
wir werden aber 100 % erreichen.
Wir haben 148 Millionen Pfund -
das sind 74.000 Tonnen –
gebrauchter Teppiche statt auf Mülldeponien zu uns gebracht.
Wir haben den Kreislauf des Materialflusses
von der anderen Seite her geschlossen -– durch umgekehrte Logistik
und Recycling-Technologien nach dem Endverbraucher,
die noch nicht existierten, als wir vor 14 Jahren begonnen haben.
Diese Kreislauf-Technologien
haben stark dazu beigetragen, dass wir
71 Millionen Quadratmeter klimaneutralen Teppichs produziert und verkauft haben
seit 2004.
Das heißt, zur globalen Klimaschädigung trägt dieser Teppich netto
in der Produktion wie auch durch die gesamte Lieferkette,
vom Abbau bis zur Rückgewinnung am Ende seines Produktlebens NICHTS bei
Das wurde von unabhängiger Stelle bestätigt.
Wir nennen ihn „Cool Carpet“.
Und er war ein starker Unterscheidungsfaktor auf dem Markt,
der unsere Umsätze und Gewinne gesteigert hat.
Vor 3 Jahren haben wir die ersten Teppichfliesen für Privathäuser
unter dem Namen „Flor“ herausgebracht,
buchstabiert F-L-O-R.
Heute können Sie den „Cool Carpet“ auf Flor.com
mit wenigen Klicks bestellen und sich innerhalb von 5 Tagen liefern lassen.
Er ist praktisch und zusätzlich auch noch schön.
(Lachen)
(Beifall)
Schätzungsweise haben wir etwas mehr als die Hälfte unseres Ziels
„NULL Auswirkung, NULL Fußabdruck“ erreicht.
2020 möchten wir bei Null sein – das ist unser Ziel,
um den Gipfel des „Nachhaltigkeitsberges“ zu erreichen.
Wir nennen es Mission Null.
Und das ist vielleicht die bedeutendste Facette.
Wir haben festgestellt, dass die Mission Null erstaunlich gut fürs Geschäft ist.
Ein besseres Geschäftsmodell.
Ein besserer Weg zu mehr Profit.
Hier ist der Business Case für Nachhaltigkeit.
Ein Beispiel aus der Realität: Die Kosten sind gefallen, nicht gestiegen,
das bedeutet ca. 400 Millionen Dollar
vermiedene Kosten für das Streben nach Müllvermeidung.
Die erste Wand des „Nachhaltigkeitsberges“.
Das hat alle Kosten für die Veränderung von Interface getragen.
Und es beseitigt auch einen Mythos,
nämlich diese vermeintliche Entscheidung zwischen Umwelt und Wirtschaft.
Unsere Produkte sind so gut wie nie zuvor,
inspiriert durch Design für Nachhaltigkeit,
ein unerwarteter Quell von Innovationen.
Unsere Leute sind fasziniert von diesem gemeinsamen höheren Ziel.
Es ist unschlagbar beim Heranziehen der besten Leute
und sie zusammenzubringen.
Und das Wohlwollen des Marktes ist erstaunlich.
Keine Werbung, keine clevere Marketing-Kampagne,
zu welchem Preis auch immer, hätte ein derartiges
Wohlwollen zu erzeugen vermocht.
Kosten, Produkte, Leute, Märkte.
Was gibt's da sonst noch?
Es ist ein besseres Wirtschaftsmodell.
Und hier sehen Sie unsere Umsätze und Profite der letzten 14 Jahre.
Hier ist ein Einbruch, von 2001 bis 2003:
Ein Einbruch, wo unsere Umsätze über eine Periode von 3 Jahren
um 17 % sanken.
Aber der gesamte Markt ging um 36 % zurück.
Wir haben buchstäblich Marktanteile gewonnen.
Diese Rezession hätten wir wahrscheinlich
ohne den Vorteil der Nachhaltigkeit nicht überlebt.
Wenn alle Firmen die Pläne von Interface übernehmen würden,
würde das unsere Probleme lösen?
Ich glaube nicht.
Ich habe noch Probleme mit der veränderten Ehrlich-Gleichung,
I = (P x A)/T2
Dieser Konsum ist wirklich riesig
das heißt, dass der Wohlstand an sich schon ein Ziel darstellt.
Aber was, wenn wir Ehrlich weiter verändern?
Und wenn wir aus diesem Konsum/Kopf einen kleineren machen.
wobei wir davon ausgehen, dass Konsum ein Mittel zu einem Zweck ist,
und der Zweck ... Glück (H) ist.
Mehr Glück mit weniger Zeugs.
Das wäre auch ein neuer Rahmen für die Gesellschaft an sich –
(Beifall)
und unser ganzes Wirtschaftssystem,
wenn schon nicht für unsere eigene Spezies, dann vielleicht für eine nachfolgende.
Die nachhaltige Spezies, die auf einer begrenzten Welt lebt.
Ethisch, glücklich und ökologisch
im Einklang mit der Natur
und all ihren Systemen für tausend Generationen
oder zehntausend Generationen.
Das heißt, auf unbestimmte Zeit hinaus.
Aber muss die Erde auf unsere Ausrottung als Spezies warten?
Ja, möglicherweise. Aber ICH glaube es nicht.
Bei Interface wollen wir wirklich diesen prototypischen
nachhaltigen, Null-Fußabruck-Industriebetrieb
bis 2020 gänzlich verwirklicht haben.
Wir können jetzt unseren Weg sehen.
Bis ganz auf die Spitze dieses Berges.
Die Herausforderung liegt jetzt in der Ausführung.
Und wie mein guter Freund und Berater Amory Lovins sagte:
„Wenn etwas existiert, dann muss es auch möglich sein.“
(Lachen)
Wenn wir das tatsächlich machen können, dann muss es auch möglich sein.
Wenn wir, ein erdölintensiver Betrieb, das schaffen können, dann könnte es jeder.
Wenn es jeder könnte, dann folgt daraus, dass alle es können.
Hawking gab der Wirtschaft und der Industrie Erfüllung,
indem sie die Menschheit weg vom Abgrund leiten sollen.
Denn mit weiterer unkontrollierter Zerstörung der Biosphäre
ist eine sehr teure und liebe Person gefährdet.
Offen gesagt, ein inakzeptables Risiko.
Wer die Person ist?
Nicht Sie. Nicht ich.
Aber lassen Sie mich Ihnen diese am meisten gefährdete Person vorstellen.
Und ich traf diese Person zu Beginn unserer „Bergtour“.
An einem Dienstagmorgen im März 1996
sprach ich mit einigen Leuten, wie ich das bei jeder Gelegenheit damals tat.
Ich hab sie zusammengeführt, obwohl ich oft nicht wusste, ob ich Anklang fand.
Aber 5 Tage später, zurück in Atlanta,
erhielt ich eine E-Mail von Glenn Thomas,
einem meiner Leute von dem Treffen in Kalifornien.
Er schickte mir ein richtiges Gedicht,
das er nach unserem gemeinsamen Dienstagvormittag selbst geschrieben hatte.
Als ich es las, war DAS einer der erhebendsten Momente in meinem Leben.
Denn es bedeutete, dass zumindest eine Person mich verstanden hatte. Gott sei Dank.
Das hier hat Glenn geschrieben. Und hier ist die Person, die am meisten gefährdet ist.
Darf ich vorstellen: „Das Kind von morgen“.
„Ohne einen Namen und ohne Gesicht, von dir kenne ich Ort und Zeit noch nicht.
Das Kind von morgen. Noch nicht geboren.
Ich traf dich erst letzen Dienstagmorgen.
Eine weiser Freund zeigte dich mir schon.
Und durch seine ernüchternde Position
sah ich einen Tag, der ist nur für dich, du wirst ihn seh'n, ich jedoch nicht.
Dich zu kennen hat mein Denken verändert – und wie.
Denn ich hatte keine Ahnung – nie,
dass ich jemanden gefährde, irgendwann, irgendwie.
Mein Tun machte mir nie irgendwelche Sorgen
Meine Tochter, mein Sohn, mein Kind von morgen,
Erst jetzt begann ich Narr zu versteh'n,
wie es um dich sonst wird gescheh'n.
So viel vergeudet, vernichtet, verloren.
Ich denke um und fang schnell an, denn du wirst bald geboren.
Rasch muss ich dir noch vieles geben,
denn auch DU willst – wie ICH – hier glücklich leben.“
Seit damals hat dieses
„Kind von morgen“ jeden Tag zu mir gesprochen,
mit einer einfachen, aber tief gehenden Botschaft,
die ich mit Ihnen teilen möchte.
Wir sind, jeder Einzelne,
ein Teil des „Netzes des Lebens“.
Das Kontinuum der Menschheit, sicher. Aber im weiteren Sinne das Netz des Lebens selbst.
Und wir haben eine Entscheidung zu treffen
während unseres kurzen, kurzen Aufenthalts
auf diesem wunderschönen grün-blauen, lebendigen Planeten.
Ihn zu verletzen oder ihm zu helfen.
Es ist IHRE Entscheidung.
Danke schön.
(Beifall)