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Übersetzung: Angelika Lueckert Leon Lektorat: Patricia Guzmán (Calderón Koch)
Heute werde ich über das Lachen sprechen.
Beginnen möchte ich mit dem allerersten Mal,
an dem mir bewusst war, dass gelacht wurde.
Ich war ein kleines Mädchen, um die sechs.
Ich stieß auf meine Eltern als sie an einem ungewöhnlichen Ort lachten.
Sie lachten sich schlapp,
sie lagen auf dem Boden und wälzten sich vor Lachen.
Sie schrien vor Lachen.
Ich wusste nicht, warum sie lachten, aber ich wollte dabei sein.
Ich wollte dazugehören.
Am Rand dabei sitzen und "Ha, ha, ha" machen. (Lachen)
Sie lachten übrigens über ein Lied,
das man damals sang.
Es hatte mit den Symbolen auf Zugtoiletten zu tun,
die einem sagen, was man dort machen und nicht machen sollte.
Bedenken Sie bitte,
dass Engländer einen sehr feinen Sinn für Humor haben.
(Lachen)
Aber damals wusste ich davon noch nichts.
Mir ging's ums Lachen.
Heute als Neurowissenschaftlerin interessiere ich mich erneut dafür.
Das ist eine richtig schräge Angelegenheit.
Dazu gleich Beispiele lachender Menschen.
Achten Sie auf die sonderbaren Töne,
und wie primitiv Lachen als Klang eigentlich ist.
Es klingt mehr wie ein Tierlaut, als nach Sprache.
Ich zeige Ihnen ein paar Lacher. Der erste ist ziemlich fröhlich.
(Audio: Lachen)
Der folgende Mann sollte mal atmen.
Er kommt an einen Punkt, wo ich denke --
Mensch, hol doch mal Luft.
Der atmet scheinbar nur aus.
(Audio: Lachen)
Das wurde nicht geschnitten; das ist er.
(Audio: Lachen) (Lachen)
Hören Sie hier -- das Lachen einer Frau.
Beim Lachen kommen die merkwürdigsten Töne heraus.
(Audio: Lachen)
Sie sagt sogar auf Französisch: "Gott, was ist das?".
Das fragen wir uns auch. Ich weiß auch nicht.
Um Lachen zu verstehen, müssen wir einen Körperteil betrachten,
den Psychologen und Neurowissenschaftler
wenig beachten: den Brustkorb.
Auf den ersten Blick nicht so faszinierend.
Wir benutzen ihn aber alle die ganze Zeit.
Wir alle atmen gerade mit unserem Brustkorb.
Hören Sie bloß nicht damit auf.
Wir benutzen also unsere Zwischenrippenmuskeln,
um Luft in und aus den Lungen zu führen.
Der Brustkorb wird dabei erweitert und zusammengezogen.
Wenn ich Ihren Brustkorb mit einem Atemgürtel umwickle,
um diese Bewegung zu betrachten,
sieht man eine sehr sanfte, sinusförmige Bewegung: das Atmen.
Sie tun es alle. Weiter so.
Sobald Sie reden,
benutzen Sie Ihren Atem ganz anders.
Wie ich jetzt. Dann sieht man so etwas wie dieses:
Beim Sprechen sind feine Brustkorbbewegungen im Spiel,
um die Luft herauszupumpen --
Wir sind sogar die einzigen Tiere, die das hinkriegen.
Deshalb können wir überhaupt sprechen.
Das Sprechen und das Atmen haben aber einen Todfeind:
das Lachen.
Wenn wir lachen,
ziehen sich nämlich dieselben Muskeln gleichmäßig zusammen
und wir erhalten diesen ausgeprägten Zickzack,
der die Luft herauspumpt.
Deshalb können wir Töne produzieren.
Sie könnten auf jemanden treten: derselbe Effekt.
Sie quetschen die Luft heraus
und dieses Zusammenziehen, ergibt einen Ton: "Ha!".
Wenn diese Kontraktionen zusammenwirken, ergeben sich diese Zuckungen
und dann beginnt diese Art Keuchen.
Ich kenne mich damit sehr gut aus. (Lachen)
Wissenschaftlich gesehen ist Lachen nur das,
aber viele unserer Vorstellungen über das Lachen sind falsch.
Zum Beispiel hört man oft sagen,
Menschen sind die einzigen Tiere, die lachen.
Sogar Nietzsche dachte das.
In Wirklichkeit findet man aber Lachen bei allen Säugetieren.
Bei Primaten wurde es sehr gut beobachtet und beschrieben.
Aber auch Ratten lachen.
Wo auch immer man Lachen anfindet,
ob bei Menschen, Primaten, Ratten,
es geht immer mit so etwas wie Kitzeln einher.
Genau wie bei Menschen.
Man kann es beim Spielen beobachten. Alle Säugetiere spielen.
Es findet auch immer im Wechselspiel statt.
Robert Provine forscht seit langem an diesem Thema und wies nach,
dass man 30 Mal eher mit einem anderen Menschen lacht als alleine
und eher im gesellschaftlichen Miteinander z. B. einem Gespräch.
Wenn man Menschen fragt, "Wann lachen Sie?",
antworten alle, bei Komödien, bei Humor, bei Witzen.
Wenn man sie beobachtet, lachen sie, wenn sie bei Freunden sind.
Wenn wir mit anderen Menschen lachen, ist das nur selten über Witze.
Wir lachen, um anderen zu zeigen, dass wir sie verstehen.
Wir sind mit ihnen einverstanden, gehören zur selben Gruppe.
Wir lachen, um Zuneigung oder sogar Liebe zu zeigen.
Man lacht und spricht gleichzeitig mit ihnen
und das Lachen übernimmt dabei diesen emotionalen Part.
Robert Provine fand heraus, dass wir lachen,
wenn wir wie zu Beginn lachen hören.
Ich lachte, als ich meine Eltern lachen sah,
weil es unglaublich ansteckend ist.
Man kann sich von jedem anstecken lassen.
Wen man denjenigen kennt, lacht man eher.
Lachen hängt also vom sozialen Kontext ab.
Einerseits ist da der Humor,
andererseits ist da die Bedeutung des geselligen Lachens.
Denn da liegt sein Ursprung.
Ich interessierte mich sehr für diese verschiedenartigen Lacher.
Neurobiologische Tests zeigen,
dass wir bei der Lautbildung zwei Arten von Lachen haben.
Die Neurobiologie zeigt, dass das haltlose, unfreiwillige Lachen
-- wie meine Eltern auf dem Boden über das alberne Lied --
einen anderen Ursprung als das etwas höflichere Lachen hat,
das man in Gesellschaft hört, das kein brüllendes Lachen ist.
Aber es gehört trotzdem zur Kommunikation untereinander.
Es ist Teil der bewussten Interaktion untereinander.
Zwei Arten der Vokalisierung haben wir entwickelt.
Die unfreiwillige gehört einem älterem Stamm an
als die freiwillige Vokalisierung, wie mein Sprechen gerade.
Das Lachen hat also vielleicht zwei verschiedene Ursprünge.
Das habe ich mir genauer angeguckt.
Dafür mussten wir lachende Menschen aufnehmen
und sie, egal wie, zum Lachen bringen.
Wir bekamen auch diese gestellteren, gesellschaftlichen Lacher.
Angenommen Ihr Freund erzählt einen Witz.
Sie lachen, weil Sie Ihren Freund mögen,
nicht weil Sie den Witz lustig fanden.
Ich zeige Ihnen das.
Sagen Sie mir bitte, ob das Lachen echt ist oder nicht.
Ist dieses Lachen eher gezwungen oder echt?
(Audio: Lachen)
Wie hört es sich an?
Zuhörer: Gezwungen. Sophie Scott: Gezwungen? Ja.
Und dieses?
(Audio: Lachen)
(Lachen)
Ich bin die Größte.
(Lachen) (Applaus)
Nicht wirklich.
Das war haltloses Lachen.
Dafür mussten sie bloß mich aufnehmen.
Ich beobachtete dabei meine Freundin bei einem voraussehbaren Lachen
und ich fing an zu lachen.
Menschen hören diesen Unterschied gut heraus
zwischen echtem und unechtem Lachen.
Sie bedeuten uns etwas Anderes.
Bei Schimpansen geht das genauso.
Schimpansen lachen anders, wenn sie gekitzelt werden
als wenn sie miteinander spielen.
Daraus folgern wir,
dass echtes, kitzliges Lachen sich vom Gesellschaftslachen unterscheidet.
Akustisch kann man sie unterscheiden.
Echtes Lachen geht länger. Die Töne sind höher.
Wenn man anfängt zu lachen,
pumpt man Luft aus den Lungen
mit viel höherem Druck als man bewusst erzeugen könnte.
Ich könnte beim Singen z. B. nie so hoch kommen.
Man erzeugt auch diese Pfeiftöne,
denn echtes Lachen fällt leicht, man erkennt es einfach.
Gezwungenes Lachen klingt dagegen unecht.
Aber das ist es nicht. Es ist ein wichtiger sozialer Akt.
In Gesellschaft lachen wir häufig in ganz vielen Situationen.
Lachen hat seine eigenen Regeln.
Oft ist unechtes Lachen mit Nasalität verbunden,
dieses "ha, ha, ha, ha, ha",
das man beim echten Lachen nie hat.
Es gibt also scheinbar tatsächlich diese beiden Arten von Lachen.
Wir scannten das Gehirn, um beide Reaktionen zu testen.
Das ist ein langweiliges Experiment.
Wir spielten Menschen echtes und gezwungenes Lachen vor.
Wir sagten nicht, dass es eine Lach-Studie war.
Es gab auch andersartige Töne, um sie abzulenken.
Sie mussten sich nur die Töne anhören
und sonst nichts tun.
Dennoch reagiert das Gehirn
auf gestelltes oder echtes Lachen signifikant anders.
Was Sie hier in Blau sehen liegt im auditiven Kortex.
Es sind die Gehirnareale, die bei echtem Lachen mehr reagieren.
Es scheint, dass man bei haltlosem Lachen Töne hört,
die man in anderen Kontexten niemals hört.
Sie sind unverkennbar.
Diese neuartigen Klänge gehen scheinbar
mit einer größeren auditiven Verarbeitung einher.
Wenn Sie dagegen gezwungenes Lachen hören,
sehen Sie dies in Pink:
Gehirnareale bestimmt für Mentalisierungsprozesse,
wo man darüber nachdenkt, was andere denken.
Das bedeutet meiner Meinung nach,
dass Sie sogar beim langweiligen Gehirnscannen,
das nicht sehr interessant ist,
versuchen herauszufinden, warum, wenn jemand "ha, ha, ha, ha" macht.
Lachen hat immer eine Bedeutung.
Man sollte Lachen immer im Kontext verstehen
auch, wenn man selbst zu dem Zeitpunkt, gar nichts damit zu tun hat.
Man möchten trotzdem wissen, warum gelacht wird.
Wir untersuchten, wie Menschen echtes und gezwungenes Lachen
ihrem Alter gemäß unterscheiden.
Es war ein Online-Experiment mit der Royal Society
und wir fragten nur zwei Sachen.
Zuerst hörten die Probanden ein paar Lacher
und sollten sagen, welche echt und welche unecht waren.
Die echten Lacher sind rot dargestellt, die gezwungenen blau.
Man beobachtet einen schnellen Anfang.
Mit dem Alter identifiziert man echtes Lachen besser.
Sechsjährige raten, sie hören kaum einen Unterschied heraus.
Je älter man wird, desto besser wird man.
Aber interessanterweise geschieht das erfolgreichste Raten
erst hier, in den späten Dreißigern oder frühen Vierzigern.
In Ihrer Pubertät erkennen Sie noch nicht richtiges Lachen.
Sie verstehen Lacher nicht komplett wenn Ihr Gehirn schon gereift ist,
also am Ende der Teenie-Zeit.
Über Lacher lernt man weiter als junger Erwachsener.
Wenn wir umgekehrt nicht fragen,
ob das Lachen echt war oder nicht,
sondern ob das Lachen zum lachen bringt
oder wie ansteckend es ist, erhalten wir eine andere Kurve.
Hier gilt, je jünger Sie sind,
je mehr wollen Sie dabei sein, wenn es ums Lachen geht.
Wie ich damals mit meinen Eltern.
Man erkennt das deutlich.
Jeder, jung oder alt,
findet echtes Lachen ansteckender als ein unechtes.
Aber mit zunehmendem Alter wirkt das Lachen nicht mehr so ansteckend.
Das bedeutet, entweder, dass wir alle im Alter mürrischer werden,
oder, dass da wir das Lachen besser verstehen
und besser darin werden es zu unterscheiden.
Wir brauchen zum Lachen mehr, als bloß andere lachen zu hören.
Wir brauchen den gesellschaftlichen Kontext.
Das ist also ein sehr interessantes Verhalten.
Viele unserer Annahmen sind falsch.
Ich fand gerade heraus, dass lachen
noch mehr als eine bedeutende, gesellschaftliche Emotion ist,
denn Menschen haben eine enorme Bandbreite an Lachern,
die ganz verschieden angewendet werden.
Es werden viele schöne Studien gemacht
im Labor von Robert Levenson in Kalifornien,
wo er eine Längsschnittstudie über Verheiratete macht.
Er arbeitet im Labor mit Paaren,
die sich über stressige Themen unterhalten,
während sie an einem Polygraphen angeschlossen sind, der den Stress misst.
Da sind die beiden und er sagt z. B. zum Ehemann:
"Erzählen Sie mir etwas über Ihre Frau, das Sie ärgert."
Sie sehen dann prompt --
denken Sie sich kurz dort hinein, Sie und Ihr Partner --
jeder fühlt sich noch gestresster, wenn der Test startet.
Man kann physisch sehen, wie sie immer gestresster werden.
Er fand heraus, dass Paare, die diesen Stress mit Lachen,
mit positiven Emotionen wie Lachen lösen,
nicht nur sofort weniger Stress verspüren,
sie fühlen sich auch physisch besser,
kommen mit der unangenehmen Situation zusammen besser zurecht.
Es handelt sich dabei auch um die Paare,
die in ihrer Beziehung zufriedener sind
und auch länger zusammen bleiben.
Wenn man enge Beziehungen untersucht,
ist Lachen ein supernützlicher Indikator,
um festzustellen wie Menschen gemeinsam ihre Gefühle regulieren.
Wir lachen uns nicht nur an, um Zuneigung auszudrücken,
sondern um uns zusammen wohler zu fühlen.
Ich glaube, das bezieht sich nicht nur auf romantische Beziehungen.
Wahrscheinlich ist es sogar ein Merkmal
enger, emotionaler Bindungen wie Freundschaften.
Das zeigt mein nächstes Video:
Einige junge Männer aus der ehemaligen DDR
machen ein Video, um ihre Heavy-Metal-Band zu promoten,
ziemlich machohaft und ernst in der Stimmung.
Schauen Sie sich an, was in Bezug auf das Lachen alles passiert,
wenn etwas schief geht.
Wie schnell so etwas passiert und sich die Stimmung ändert.
Ihm ist kalt. Gleich wird er nass. Er hat eine Badehose an,
ein Handtuch.
Eis.
Was könnte passieren?
Video startet.
Ernste Stimmung.
Seine Freunde lachen schon. Sie lachen sich tot.
Er lacht noch nicht.
(Lachen)
Jetzt geht es bei ihm los.
Jetzt sind alle weg.
(Lachen)
Sie wälzen sich vor lachen.
(Lachen)
Ich mag, dass anfangs alles so ernst ist,
bis er ins Eis springt und es nicht bricht,
es aber auch kein Blut oder Knochenbrüche gibt
und die Freunde zu lachen anfangen.
Stellen Sie sich vor, es hätte ihn außer Gefecht gesetzt.
"Nein, echt Heinrich, ich glaube es ist gebrochen."
Das wäre nicht komisch. Es wäre Stress.
Oder, wenn er mit einem gebrochenem Bein lachen würde
und die Freunde sagen, "Wir müssen ins Krankenhaus",
das wäre nicht lustig.
Das Lachen funktioniert,
weil es ihn vor einer schmerzhaften, peinlichen Lage bewahrt,
die dadurch lustig wird und wir genießen können.
Das ist eine interessante Verwendung
und passiert die ganze Zeit.
Ich erinnere mich an etwas Ähnliches
bei der Beerdigung meines Vaters.
Wir rannten nicht auf dem Eis in Unterhosen herum.
Wir sind keine Kanadier.
(Lachen) (Applaus)
Diese Anlässe sind immer schwierig. Ein Verwandter war schwierig.
Meiner Mutter ging es nicht gut.
Ich weiß noch, wie ich bevor es anfing
eine Geschichte erzählte über eine Telenovela der 70er.
Ich dachte noch, "Warum erzähl ich das bloß?",
und ich bemerkte, dass ich mir etwas einfallen ließ,
um sie mit mir zum lachen zu bringen.
Ich reagierte spontan und suchte nach einem guten Grund dafür.
Wir können zusammen lachen. Wir kommen da durch.
Wir schaffen das.
In der Tat wenden wir das alle so oft an,
dass wir es nicht einmal bemerken.
Jeder unterschätzt, wie oft wir lachen
und dass da etwas passiert, wenn wir mit anderen lachen.
Ein uraltes Evolutionssystem wird abgespult,
dass Säugetiere entwickelt haben, um soziale Bindungen zu erhalten.
Gefühle werden reguliert, damit wir uns wohler fühlen.
Das gibt es nicht nur bei Menschen -- es ist ein uraltes Verhalten,
das uns hilft, unsere Gefühle zu regulieren, um uns wohler fühlen.
Wenn es ums Lachen geht, Leute,
sind Sie und ich nichts anderes als Säugetiere,
Danke schön.
Dankeschön. (Applaus)