Tip:
Highlight text to annotate it
X
Crash Course Philosophie wird dir präsentiert von Squarespace.
Squarespace: Teile deine Leidenschaft mit der Welt.
Warum ist der Himmel blau?
Was war zuerst da? Die Farbe Orange oder die Frucht Orange?
Und warum hat C3PO vor allem Angst? Ich meine, wer fand es eine gute Idee, einem Droiden bezubringen, Angst zu erleben?
Es gibt einige Fragen, wie wir uns selbst stellen, als Kinder, als Erwachsene, oder als beides.
Das sind Fragen über komische Alltagsdinge, und sie sind komisch weil die meisten von
uns nicht spontan die Antwort wissen.
Aber allermeistens stellen sich diese Fragen oft als gut beantwortbar heraus.
Zum Beispiel für die von mir erwähnten Fragen lauten die kurzen Antworten:
Wegen der Art und Weise, wie Photonen mit den Molekülen in der Atmosphäre interagieren.
... die Frucht. Und ... äh... weil George Lucas es so wollte.
Vielleicht weil C3PO ein Protokolldroide ist und sie in der Lage sein müssen, sich in Menschen einzufühlen.
Obwohl es ihm nicht schaden würde, seine Angsteinstellungen etwas runterzuschrauben.
Wie du weißt haben Philosophen eine Schwäche für Fragen, die nie beantwortet werden können.
Meistens eignen sich diese Rätsel als tolle Gedankenexperimente - oder als Tests für unsere Logik- und Argumentationsfertigkeiten.
Aber es gibt ein paar Fragen, deren Fehlen einer Antwort extrem nervenaufreibend sein kann.
Anders als bei gelegentlichen physikalischen Zufällen oder Star-Wars-Trivia, gibt es einen Teil in uns, der wirklich will,
oder es sogar braucht, eine Antwort auf diese Dinge zu bekommen.
Für etwa einen Monat haben wir jetzt die Religionsphilosophie erforscht
und das überwiegend aus einer theistischen Perspektive, indem wir uns Argumente angesehen haben, die einen Glauben an Gott rechtfertigen.
Aber einer der hartnäckigsten Zweifel an Gotts Existenz ist auch die Wurzel einer der am meisten
und jedoch am wenigsten beantwortbaren Fragen, der wir als denkende Wesen uns stellen.
Warum gibt es das Böse?
[Titelmusik]
Das Böse hat viele Formen.
Und somit stellt es Philosophen vor viele Probleme, besonders im Angesicht der Existenz von Gott.
Zuerst gibt es das, was als logisches Problem des Bösen bekannt ist.
Wie alle vernünftigen Menschen können auch Theisten nicht aberkennen, dass es viel Böses auf der Welt gibt.
Und damit verstehen wir "böse" als eine ganze Palette an schlechten Dingen - also nicht nur Hitler, oder Darth Vader oder Moriarty.
Es bezeichnet alles auf dem immensen Spektrum der Schlechtigkeit, von angestoßenen Zehen bis hin zu Pestilenz und alles dazwischen.
Sowohl Theisten als auch Atheisten sind sich einig, dass das Böse auf diese Weise existiert. Aber im nächsten Schritt gehen sie auseinander.
Viele Theisten glauben an einen allwissenden, allmächtigen und allwohlwollenden Gott.
Aber Atheisten sagen, dass das einen Widerspruch darstellt - eine Reihe an Glaubensvorstellungen, die nicht alle gleichzeitig gültig sein können.
Denn, das Böse ist schlecht, oder? Egal ob angestoßene Zehen oder Völkermord oder Papierschnitte oder Epidemien.
Wenn es also wirklich einen allwissenden Gott da draußen gibt, dann weiß er von all dem Bösen.
Er weiß vielleicht sogar schon davon, bevor es überhaupt eintrifft.
Und wenn er allmächtig ist, dann könnte er es aufhalten.
Und wenn er allgütig ist, dann würde er es aufhalten wollen.
Und trotzdem macht er es nicht. Das Böse währt fort.
Philosophisch rationale Menschen sollten keine inkohärenten Glaubensvorstellungen haben,
weshalb Atheisten sagen, dass man etwas aufgeben muss - und die Sache, die man
aufgeben soll, ist Gott.
Allerdings nehmen einige Theisten einen anderen Pfad. Sie wählen, eines oder mehrere der
göttlichen Eigenschaften aufzugeben.
Sie sagen, Gott sei nicht mächtig genug, um das Böse aufzuhalten.
oder vielleicht ist er nicht wissend genug, um davon zu wissen,
oder vielleicht ist er nicht mal gütig genug, dass es ihm wichtig wäre, es aufzuhalten.
Für einige von euch mag das seltsam klingen.
Aber wenn du jemals gehört hast, wie jemand Gott als neidisch, kleinlich oder eifersüchtig bezeichnet hat,
dann machen sie im Grunde genau das -
sie erkennen die Möglichkeit an, dass Gott nicht wirklich gütig ist.
Wenn du je das Alte Testament gelesen hast, weißt du, dass es da einen Gott gibt, der Wutprobleme hat
-
einen Gott, der der Auslöschung ganzer Völker nicht gänzlich abgeneigt ist, und das nur
wegen etwas schlechtem Verhalten.
Dennoch, und trotz dieser biblischen Beweislage, binden sich viele Theisten an Gottes allumfassende Eigenschaften
und haben somit ein Problem. Sie müssen das logische Problem des Bösen
lösen
und einen Weg finden, zu erklären, warum Gott Böses auf der Welt zulassen würde.
Und wenn du das kannst, dann legst du etwas vor, das als Theodizee bekannt ist.
Eine Theodizee ist ein Versuch aufzuzeigen, dass die Existenz des Bösen nicht gleichzeitig die Möglichkeit
von Gottes Existenz ausschließt.
Richtig, das ist so eine wichtige Problematik, dass es ein Wort dafür gibt.
Und die beliebteste Theodizee nennt man das Argument der Willensfreiheit.
Dieses Argument besagt, dass Gott das Gute auf der Welt maximiert hat, indem er freie Wesen geschaffen hat.
Und frei zu sein bedeutet, dass sie die Wahl haben, Böses zu tun - eine Wahl, die manche
von uns treffen.
Diese Theodizee sagt aus, dass Gott das Böse nicht erschafft, aber dass das Böse nicht ohne
die Aufgabe unserer Freiheit vermieden werden kann.
Und eine Welt ohne Freiheit wäre letztendlich eine schlechtere Welt.
Diese Erklärung erhält Gottes Güte aufrecht, weil er die bestmögliche Welt geschaffen hat
und sie erhält außerdem seine Allmacht und seine Allwissenheit, denn obwohl
er um das Böse weiß und es aufhalten könnte, hat er guten Grund, es nicht zu tun: um
unsere Freiheit zu garantieren.
Das Problem ist, dass das Argument der Willensfreiheit sich nur auf das bezieht, was man
moralisch Böses nennt,
oder das Böse, das absichtlich von Menschen verübt wird.
Nun, wir mögen zwar für eine Vielzahl schlechter Dinge verantwortlich sein,
aber man kann uns nicht alles anhängen.
Wir können nicht die Verantwortung für die Tatsache tragen, dass sich die Platten der Erde manchmal verschieben
und zerstörerische Erdbeben verursachen, oder dass ein Sturm einen Baum umweht, der dann
auf jemandes Haus fällt.
Diese Art des Bösen - jene Dinge, für die wir nicht verantwortlich sind - nennt man das natürlich Böse,
und das Argument der Willensfreiheit kann das natürlich Böse nicht erklären.
Religion ist eines dieser philosophischen Probleme, die es uns erschweren können, die Dinge
objektiv zu betrachten.
An der Stelle eignen sich fingierte Geschichten sehr gut, weil sie uns erleben lassen, wie
hypothetische Menschen mit hypothetischen Situationen umgehen.
Und mit dem Gedanken gehen wir in die Gedankenblase für etwas Blitz-Philosophie!
Betrachten wir den Fall von Ivan, einem gütigen Russen, der sich entschließt, mit Gott zu brechen.
Im Roman "Die Brüder Karamasov" zeigt uns Fyodor Dostojewski, ein russischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts,
die Figur des Ivan,
einen Mann, der behauptet, an Gott zu glauben.
Aber Ivan schätzt die Tatsache, dass Gott Böses zulässt als so unverzeihlich,
dass er zu dem Schluss kommt, dass es einfach unzumutbar ist, solch einen Gott anzubeten.
Ivan geht soweit, dass er sagt, er gibt seine "Fahrkarte in den Himmel zurück".
Wenn derselbe Gott, der Böses zulässt - besonders das Leiden und Sterben von Kindern -
ebenfalls ein gemütliches Fleckchen im Paradies für Ivan aufspart, dann will Ivan damit nichts zu tun haben
Sein Weg aus dem Problem des Bösen ist also, Gottes Güte zu bestreiten
und zu schlussfolgern, dass ein schlechter Gott es nicht nur unwert ist, angebetet zu werden,
sondern dass Ivan mit jemandem wie ihm keine Ewigkeit verbringen will.
Das ist wie die ultimative Löschung aus der Freundesliste.
Einige Leser empfanden Ivans Entscheidung als nobel und redlich.
Denn wenn du letzendlich wirklich denkst, dass Gott all diese schlechten Dinge passieren lässt, warum würdest du
dann mit ihm in einem Team sein wollen?
Aber andere denken, dass Ivan irrational handelt - warum sich selbst nur des Prinzips wegen zu einer Ewigkeit in
der Hölle verdammen?
Für Theisten ist das eine weitere Frage, die nicht leicht zu beantworten ist.
Danke, Gedankenblase. Nun, anders als Ivan sind viele Menschen nicht bereit, ihre
Fahrkarte in den Himmel aufzugeben.
Also müssen sie einen Weg finden, weiter an Gott zu glauben und ihn weiter anzubeten, selbst wenn das Böse
immer noch da ist.
Eine Herangehensweise ist zu sagen, dass das Gute nicht ohne sein Gegenteil existieren kann.
Die Idee dahinter ist, dass man das Konzept des Vergnügens nicht ohne Schmerz verstehen kann.
Wir wissen nicht, wie sich Wärme anfühlt, wenn wir nie Kälte gespürt haben.
Wir verstehen das Wohlgefühl eines gefüllten Bauches nicht, wenn wir nie hungrig gewesen sind.
Aber es gibt noch einen Weg, der allerdings etwas mehr Arbeit von dir selbst abverlangt.
John Hick, ein englischer Philosoph des 20. Jahrhunderts, bietet etwas, das man als Seelenformungs-Theodizee
kennt (Irenäische Theodizee).
Anders als der traditionellen Ansicht zufolge, in der Gott eine perfekte Welt geschaffen hat,
die durch unsere eigenen schlechten Entscheidungen ruiniert wird, argumentiert Hick, dass Gott uns mit Absicht
"unvollkommen" schafft
und dass unser irdisches Leben dazu bestimmt ist, uns abzuhärten, gewissermaßen wie ein Boot Camp.
Die Härte des Lebens, so Hick, gibt uns einen solch robusten Charakter, wie er
ohne eine unvollkommene Welt nicht möglich wäre.
Hick sagte, wir seien nicht nur Gottes kleine Lieblingstiere, und er ist nicht unser wohlwollender Besitzer,
dessen einzige Aufgabe es sei, uns in einer sicheren, angenehmen Umgebung zu bewahren.
Stattdessen will er uns erbauen, uns trainieren, zu einer bestimmten Wesensart.
Wir brauchen also eine Umgebung, die sich für jenes Wachstum eignet, dass er für uns will -
die Art, die diese Welt möglich macht.
Viele Menschen finden diese und andere Theodizeen ziemlich schlüssig.
Allerdings reicht das Problem des Bösen ein Stück tiefer.
Worüber wir bisher gesprochen haben ist das logische Problem des Bösen.
Dieses Problem kann gelöst werden, wenn wir erklären, warum es Böses gibt.
Aber es gibt auch ein erwiesenes Problem des Bösen.
Dieses Problem zeigt, dass wir zwar in der Lage sind, zu erklären, warum das Böse existiert,
aber wir dennoch nicht erklären können, warum es so viel Böses auf der Welt gibt.
Sagen wir zum Beispiel, dass es wahr ist, dass wir das Böse brauchen, um das Gute zu verstehen.
Warum können wir dann nicht den Kontrast durch eine Art Böses auf niedriger Stufe verstehen -
wie Papierschnitte und Schnupfen und dass wir ab und zu während der Mittagspause
arbeiten zu müssen?
Ich meine: langsame, qualvolle Krebstode und Städte-vernichtende Hurricanes
runden unser Verständnis des Guten jetzt nicht wirklich zufriedenstellend ab, oder doch?
Wenn Gott wahrhaft gütig wäre, und der negative Kontrast wirklich notwendig, damit wir
das Gute der Welt verstehen können, warum gibt er uns dann nicht die absolute
Mindestdosis Notwendiges Übel, um dieses Ziel zu erreichen?
Ein Gegenargument könnte besagen, dass es immer etwas Gutes gibt, das mit etwas Bösem
einhergeht und ihm immer gleicht.
Aber empirisch gesehen ist so eine Güte wirklich schwer zu finden.
Welches Gut könnte denn bitte schön mit den Schrecken eines Völkermordes einhergehen.
In Fällen wie diesen taugt Hicks Seelenformung nicht sonderlich viel.
Man kann nicht wirklich argumentieren, dass "alles, was uns nicht umbringt, uns stärker macht", denn
- manchmal - bringt das Böse uns um. Viele von uns.
Und manchmal bringt es uns um, bevor wir eine Chance haben zu wachsen und aus dem Leiden zu lernen,
das wir erlitten haben.
Trotz dieses und anderer philosophischer Knackpunkte haben viele Menschen eine Theodizee für sich gefunden,
die sie zufriedenstellt -
eine, von der sie glauben, dass sie das sichtbare Böse der Welt mit Gottes Existenz vereint.
Andere finden, dass alle diese Theodizeen mit Makeln behaftet sind, und sie lehnen Gottes Allnatur ab,
weshalb sie ihren Gottesglauben bewahren, indem sie Gott nicht als vollkommen mächtig, oder
wissend oder gütig ansehen.
Wieder andere sind überzeugt, dass das Böse auf der Welt einfach unvereinbar
mit der Existenz Gottes ist,
oder der eines anbetungswürdigen Gottes.
Wo auch immer du hingelangst, ist das ein Problem, mit dem du dich abgeben musst.
Und wahrscheinlich wirst du noch lange nach dem Ende dieser Lektion darüber nachdenken.
Denn schließlich haben wir heute das größte Problem des Theismus betrachtet - das Problem des Bösen.
Wir haben verschiedene Theodizeen durchdacht, was unsere Arten sind, die Existenz des Bösen mit der
Gottes zu vereinen,
und wir haben erforscht, ob diese Antworten genügen.
Nächstes Mal werden wir uns ansehen, was für Rechtfertigungsmittel wir für unseren religiösen Glauben brauchen.
Diese Folge von Crash Course Philosophie wurde ermöglicht durch Squarespace.
Squarespace ist ein Weg, um eine Website, einen Blog oder Online Shop für dich und deine Ideen zu erschaffen.
Squarespace bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche, individualisierte Vorlagen und Rund-um-die-Uhr-Kundenservice.
*** Squarespace auf squarespace.com/crashcourse für ein Sonderangebot.
Squarespce: Teile deine Leidenschaft mit der Welt.
Crash Course Philosophie wird produziert in Verbindung mit PBS Digital Studios.
Du kannst rüber auf deren Channel gehen, um tolle Shows wie PBS Idea Channel,
Chatterbox und PBS Space Time auszuchecken.
Diese Folge von Crash Course wurde im Doctor Cheryl C. Kinney Crash Course Studio gefilmt
mit der Hilfe dieser wunderbaren Menschen und unser gleichermaßen fantastisches Grafikteam ist Thought Cafe.