Tip:
Highlight text to annotate it
X
Übersetzung: Nadine Hennig Lektorat: Angelika Lueckert Leon
Als ich aufwuchs, verstand ich nicht immer,
warum meine Eltern wollten, dass ich ihre Regeln befolgte.
Warum musste ich eigentlich den Rasen mähen?
Warum waren Hausaufgaben eigentlich so wichtig?
Warum durfte ich keine Geleebohnen in meine Haferflocken tun?
Meine Kindheit war voll von solchen Fragen.
Normal, wenn man ein Kind ist, und dabei erkannte ich, dass es manchmal
am besten war, auf meine Eltern zu hören, auch wenn ich nicht genau wusste warum.
Es war nicht so, dass sie nicht wollten, dass ich kritisch dachte.
Mit ihrer Erziehung strebten sie danach,
einerseits meinen Geschwistern und mir die Realität klarzumachen,
und gleichzeitig sicherzustellen,
dass wir den Status Quo nie als unabwendbar hinnahmen.
Ich erkannte, dass dies an sich,
eine sehr zielgerichtete Form von Erziehung war.
Einer meiner Lieblingspädagogen,
der brasilianische Autor und Gelehrte Paulo Freire,
spricht sehr deutlich von dem Bedarf an Erziehung
als ein Werkzeug für ein kritisches Erwachen und geteilte Menschlichkeit.
In seinem bekanntesten Buch "Pädagogik der Unterdrückten"
erklärt er: "Niemand kann ein authentischer Mensch sein,
wenn er andere davon abhält, einer zu sein."
In letzter Zeit habe ich viel über dieses Konzept der Menschlichkeit nachgedacht,
und speziell, wer auf dieser Welt das Vorrecht genießt,
als völlig menschlich wahrgenommen zu werden.
Im Verlauf der letzten Monate erlebte die Welt,
wie unbewaffneten dunkelhäutigen Männern und Frauen
durch die Hände von Polizisten und Ordnungshütern das Leben genommen wurde.
Diese Geschehnisse und alles, was sich danach ereignet hat,
haben mich zu meiner eigenen Kindheit zurückgeführt,
und zu den Entscheidungen meiner Eltern
über die Erziehung eines schwarzen Jungen in den USA,
die ich, während ich aufwuchs, nicht immer so verstand, wie ich es jetzt tue.
Ich denke daran, wie schwer es gewesen, wie unfair es sich angefühlt haben muss
zu denken, dass sie Teile meiner Kindheit entfernen mussten,
nur damit ich nachts nach Hause kommen konnte.
Zum Beispiel denke ich daran, dass ich eines Abends,
als ich ungefähr 12 war, mit Freunden Wasserpistolen auf eine Klassenfahrt
in eine andere Stadt mitgebracht hatte
und wir den Hotelparkplatz in unser eigenes Wasser-Schlachtfeld verwandelten.
Wir versteckten uns hinter Autos,
rannten durch die Dunkelheit, die zwischen den Straßenlaternen lag.
Unbändiges Gelächter allgegenwärtig über dem ganzen Gehsteig.
Aber innerhalb von zehn Minuten
kam mein Vater nach draußen, packte mich am Unterarm
und führte mich zu unserem Zimmer mit einem ungewohnten Griff.
Bevor ich etwas darüber sagen konnte,
wie er mich vor meinen Freunden lächerlich gemacht hatte,
verhöhnte er mich für meine Naivität.
Er sah mir in die Augen, Angst verzehrte sein Gesicht,
und er sagte: "Sohn, es tut mir leid,
aber du kannst dich nicht wie deine weißen Freunde verhalten.
Du kannst nicht so tun, als ob du mit Pistolen schießt.
Du kannst nicht in der Dunkelheit umherlaufen.
Du kannst dich hinter nichts verstecken außer deinen eigenen Zähnen."
Ich weiß nun, wie ängstlich er gewesen sein muss,
wie leicht ich in die Leere der Nacht hätte fallen können,
wenn jemand dieses Wasser verwechselt hätte können,
um einen Grund zu haben, all das fortzuwaschen.
Dies sind die Arten von Botschaften,
mit denen ich mein ganzes Leben lang überflutet wurde:
Halte deine Hände so, dass man sie sehen kann! Bewege dich nicht zu schnell!
Ziehe deine Kapuze ab, wenn die Sonne untergeht!
Meine Eltern erzogen uns mit einer Rüstung aus Ratschlägen,
einem Ozean voll Alarmglocken, sodass keiner uns den Atem unserer Lungen nahm,
keiner Erinnerung aus dieser Haut machte;
sodass wir Kinder sein konnten, anstatt Särge oder Beton.
Nicht weil sie dachten, dass es uns besser machen würde als alle anderen,
sondern, weil sie uns am Leben halten wollten.
Alle meine schwarzen Freunde wurden mit der gleichen Botschaft erzogen,
dem Gespräch als wir alt genug waren,
verwechselt zu werden mit einem Nagel, bereit, in den Boden getrieben zu werden,
als Menschen unser Melanin mit Angst gleichsetzten.
Aber was macht es mit einem Kind,
das in dem Wissen aufwächst, dass es nicht einfach ein Kind sein kann;
dass die Launen der Jugend zu gefährlich für den Atem sind;
dass man einfach nicht neugierig sein darf;
dass man sich den Luxus eines Fehlers nicht erlauben kann;
dass jemandes implizites Vorurteil der Grund sein kann,
dass man am Morgen nicht aufwacht?
Aber das darf uns nicht definieren.
Denn wir haben Eltern, die uns erzogen, damit wir verstehen,
dass unsere Körper nicht für Kugeln bestimmt sind,
sondern für fliegende Drachen und Springseile,
und Lachen, bis der Bauch schmerzt.
Unsere Lehrer lehrten uns, die Hände im Unterricht zu heben,
und nicht nur Ergebung zu zeigen,
und dass das Einzige, das wir aufgeben sollten,
ist das Konzept, dieser Welt nicht würdig zu sein.
Wir sagen "Schwarzes Leben zählt", aber nicht, weil anderes nicht zählt,
sondern weil wir bestätigen müssen, dass wir würdig sind, ohne Angst zu leben,
wenn vieles uns sagt, wir seien es nicht.
Ich will in einer Welt leben, in der mein Sohn
ab seiner Geburt nicht für schuldig gehalten wird;
in der ein Spielzeug in seiner Hand nicht mit etwas anderem verwechselt wird.
Ich lehne auch ab, nicht etwas Neues aus dieser Welt aufbauen zu können,
etwas wo der Name eines Kindes
nicht auf einem T-Shirt oder Grabstein geschrieben werden muss,
wo das Leben eines Menschen nur dadurch bewertet wird,
dass man eine Lunge hat --
eine Welt in der jeder Einzelne atmen kann.
Danke.
(Applaus)