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Ich bin ein Opfer. Wie ich es
bis hierher geschafft habe, weiß ich nicht.
Aber Liebe ist wichtig.
Ich glaube, Soulmusik ist, was ich bin.
Weil ich das selbst erlebt habe.
Und ich glaube,
viele Leute hier gingen durch schwere Zeiten, aber ich glaube nicht,
dass viele hier diese Tiefe fühlen.
Die Berliner Mauer?
Zu Hause hab ich ein Stückchen davon.
Als ich das letzte Mal hier war,
ist eine Dame mit mir dort gewesen.
Das ist ja wie eine Kirche.
Die haben da Stücke von der Berliner Mauer.
Also habe ich ein Stückchen mitgenommen.
Ich bin allein, seit ich 14 war.
Ich musste um eine Wohnung kämpfen,
hatte keine Kindheit.
Keine Ahnung, wie sich Kindheit anfühlt.
Damals herrschte Rassentrennung.
Wenn ich einen Job behalten wollte,
durfte ich nicht den Mund aufmachen
oder ich war den Job wieder los.
Und dann landete ich wieder auf der Straße.
Um also Geld in der Tasche zu haben
und dranzubleiben,
musste ich still sein.
Aber das hat mich aufgefressen.
Ich bekam nie die Ausbildung,
die ich gebraucht hätte,
weil meine Mom damals von Ort zu Ort zog
und ihr keiner was vermieten wollte,
weil sie so viele Kinder hatte.
Was sollte sie machen?
Ich ging in die Schule und sie hatte kein Geld,
um uns Kleider für die Schule zu kaufen.
Also wurde ich in der Schule immer ausgelacht
und gehänselt. Ich fühlte mich immer ganz klein.
Ich hatte Angst.
Ich glaube, der erste Versuch war der schwerste,
weil es mir sehr schlecht ging,
ich in einer tiefen Finsternis war.
Damals war ich kurz davor aufzugeben.
Meine Freunde halfen mir damals,
tief in mich zu gehen
und die Worte für den Songtext zu finden.
Tom half mir bei der Rechtschreibung
und half mir dabei, alles zu lernen.
Jetzt hören viele Menschen deine Musik.
Ja.
Dein erstes Album. Weißt du, warum das so ist?
Weil die Menschen die Wahrheit suchen.
Wenn man sich im Alltag so umsieht,
sind die Leute die Dummheit
und den ganzen Blödsinn einfach leid.
Die Leute wollen die Wahrheit,
sie suchen Moral, etwas zum Festhalten,
was ihnen die Kraft gibt, weiterzuleben.
Und dann fallen viele Dinge einfach weg.
Sieh dir Amerika an, wo die Leute
ihre Arbeitsplätze und ihr Zuhause verlieren,
für das sie hart gearbeitet haben.
Sieh dir die jungen Leute an, die keiner anleitet.
Die werden vorzeitig alt.
Es passiert einfach so viel.
Weißt du? Und wenn ich meine Kraft nicht hätte,
und meine Würde und die Liebe,
die mir meine Großmutter beibrachte,
dann säße ich entweder
irgendwo im Knast oder würde mir
die Radieschen von unten ansehen.
Heutzutage drücken sich die jungen Leute,
vor allem die schwarzen,
über Hip-Hop und Rap aus.
Ja, ja, ich sehe den Bezug.
Aber das ist zu harsch für Menschen,
die für so was kein Ohr haben.
So was hören hauptsächlich
die Leute ihres Alters und ihrer Altersgruppe.
Aber man muss auch die Menschen erreichen, die es
schon vor ihnen gab, die jetzt etwas zu sagen haben.
Man muss einen Weg mit Spaß finden,
ihnen das zu vermitteln.
Dann erst können sie hören, dass hier Schmerz
und Verzweiflung ausgedrückt werden.
Wie können wir dieser Generation helfen?
Die junge Generation glaubt,
die Alten haben sie vergessen.
Und man sieht immer mehr Kinder,
die selber Kinder kriegen.
Und was lernen diese Kinder?
Die müssen losziehen. Ich hoffe, dass sie
nicht den gleichen schweren Weg gehen wie ich.
Leute, lasst was hören und heißt
Charles Bradley wärmstens willkommen.
Ich bin jetzt in eurem Land.
Und ich sehe zum ersten Mal im Leben die Welt,
verschiedene Kulturen
und Lebensstile, so viel Neues.
Das hat mich aufgeweckt.
Und die Liebe, die man mir entgegenbringt.
Liebe spürte ich auch in den USA,
als ich bei SXSW in Texas spielte.
Die haben mir Liebe gezeigt.
Und manchmal kommt es mir so vor,
als würden mich die Leute, die ich liebe,
beneiden, weil ich vortrete
und den Mund aufmache
und die Wahrheit sage.
Und die Menschen so nehme, wie sie sind.
Egal, ob sie schwarz, weiß oder grün sind.
Ich öffne mein Herz, damit sie die Liebe sehen,
die man mir gegeben hat.
Ich sage nur Eines. Gott hat
viele Blumen erschaffen, in vielen Farben.
Und man weiß nie, was im Herzen dieser Blumen steckt.
Diese Worte, die ich jetzt singe,
dieser Text kommt von Herzen zu euch.
Und ich mache euch nichts vor.
Das kommt aus der Tiefe meiner Seele.
Legt los, Jungs.
Untertitel von Stephanie Geiges