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Ich bin Rayko Zenner, 48 Jahre alt, leitender Angestellter, und ich hatte
in einer Tiefgarage auf
dem Weg von meiner Arbeit nach Hause
einen Motorradunfall, der sich leider ein bisschen kompliziert entwickelt hat.
Lange Zeit war nicht klar, ob amputiert werden muss, oder das Bein erhalten werden kann.
Es kam letztlich hier im Unfallkrankenhaus dann zur Amputation.
Neben der ärztlichen und medizinisch sehr guten Betreuung hier war mir ganz besonders wichtig
auch eine menschliche Begleitung und Beratung
die ich hier auch gefunden habe.
Mein Name ist Dagmar Marth. Ich habe seit 32 Jahren eine Amputation.
Ich hatte einen schweren Verkehrsunfall,
habe meinen linken Unterschenkel und meinen linken Oberarm verloren
Ich bin durch ein tiefes Tal gegangen, habe psychologische Hilfe gehabt über viele Jahre.
Ich habe zwei Kinder geboren, ein Studium noch mal abgeschlossen und hab dann gedacht,
ich möchte das, was ich sozusagen in der Therapie aufgearbeitet habe,
gerne an Menschen mit Amputationen weitergeben.
Und nun mache ich sogenannte Peer-Beratung seit ungefähr elf Jahren.
Seit 2010 bin ich im Unfallkrankenhaus Berlin als Peer tätig.
Eine Peer-Beratung ist eine Betroffenen-Beratung.
Wir begleiten, wir coachen Menschen, die von Amputationen betroffen sind.
In diesen Peer-Beratungen habe ich im letzten Jahr auch Herrn Zenner kennengelernt.
Frau Marth war die erste Person hier, die nicht nur fachlich und theoretisch wusste,
was das Thema Amputation für Menschen bedeutet, sondern die
das selbst alles erlebt hat. Sie konnte mich dadurch emotional und menschlich
sehr gut aufbauen und mich unterstützt.
Sie hat mir dadurch Mut gegeben, den langen schweren Weg zu gehen
Die Peer-Beratung macht aus meiner Sicht das Zuhören und dass sich jemand
verstanden fühlt mit all seinen emotionalen Belastungen - welche auch immer das sind.
Und dass man auch gleichzeitig Menschen motiviert. Also wenn ich auf zwei Beinen mit einer Amputation
in das Zimmer des Betroffenen reinspaziere, bin ich schon einfach nur durch mein Dasein
jemand, der Mut macht.
Ich habe schon erlebt, dass ein Patient gefragt hat: 'Können Sie tanzen und können Sie Auto fahren?'
Das motiviert Menschen.
Ich habe jetzt meine Unterschenkel-Prothese. Aktuell befinde ich mich in den Reha-Maßnahmen.
Ich lerne Laufen und mich im Alltag mit der Prothese zurechtzufinden.
Mittelfristig habe ich vor, möglichst schnell natürlich auch wieder arbeiten zu gehen und mit meinem
Kind Fußball zu spielen. Darauf freut sich meine Tochter schon sehr.
Und ich weiß, wenn es Probleme gibt, wenn ich dunkle Tage habe oder emotionale Hilfe brauche,
ist Frau Marth für mich da.
Ich habe mittlerweile auch selber eine Peer-Schulung
besucht und hoffe, dass ich in fernerer Zukunft vielleicht
anderen das wiedergeben kann, was Frau Marth mir gegeben hat.