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Ein rätselhafter Patient | Warum entzündet sich die Blase immer wieder?
Die 48-Jährige hat Schmerzen beim Wasserlassen, in ihrem Urin ist Blut.
Ihr Unterleib schmerzt.
Als sie einen Arzt aufsucht, erkennt er eine Harnwegsinfektion und behandelt mit Antibiotika.
In einer angelegten Bakterienkultur wachsen Mikroben aus der Gattung Proteus.
Der Mediziner verschreibt ein Mittel, das laut einem Test an der Bakterienkultur gut wirkt.
Es ist ein Kombipräparat mit den Wirkstoffen Amoxicillin und Clavulansäure.
Doch bald darauf hat die Frau, die in Sri Lanka lebt, eine weitere bakterielle Blasenentzündung.
Und noch eine.
Immer sind es Proteus-Bakterien.
Nach der dritten Infektion innerhalb weniger Monate erhält die Frau ein anderes Antibiotikum, Nitrofurantoin, das sie vorbeugend einnehmen soll.
Doch es verhindert nicht die vierte Entzündung, die im Gegensatz zu den vorigen einen heftigeren Verlauf nimmt.
Die Patientin wird in die Klinik der University of Colombo überwiesen.
Das Herz der Frau schlägt etwas zu schnell, Temperatur und Blutdruck sind erhöht, ihre Atemfrequenz normal, notiert das Ärzteteam, das im Journal of Medical Case Reports über den Fall berichtet.
Die Zahl ihrer weißen Blutkörperchen ist erhöht, Nieren und Leber arbeiten normal.
Die Krankengeschichte bietet keine Anhaltspunkte, die Frau ist und war ansonsten gesund.
Auch im Krankenhaus legen die Ärzte eine Bakterienkultur aus einer Urinprobe an und prüfen, welche Antibiotika gegen die vorliegenden Keime wirken.
Der Kern des Problems.
Zusätzlich fertigen die Mediziner eine Röntgenaufnahme von Nieren, Blase und Harnleiter an und untersuchen die Organe per Ultraschall.
Dabei fällt ihnen sofort etwas auf: Die Patientin hat einen großen Blasenstein.
Und in dessen Innerem steckt eine Kupferspirale.
Im Ultraschall sehen die Ärzte zudem Anzeichen einer Nierenbeckenentzündung.
Wie gelangt eine Spirale in die Blase? Auf Nachfrage erzählt die Patientin, dass sie sich vor 15 Jahren, nach der Geburt ihres dritten Kindes, eine Kupferspirale in die Gebärmutter einsetzen ließ.
Zwei Jahre danach waren bei einer gynäkologischen Routineuntersuchung die Fäden der Spirale nicht mehr zu finden.
Damals notierten die Ärzte, dass die Spirale verschwunden war und wollten dies in einem Folgetermin abklären - doch den nahm die Patientin nicht wahr.
Sie vergaß die verschwundene Spirale.
Die Patientin erhält erneut Antibiotika, um die Infektion zu bekämpfen.
Vier Wochen nach der Diagnose im Krankenhaus entfernen die Ärzte den Blasenstein operativ.
Er hatte demnach drei Arme - siehe Röntgenbild oben.
Seine Größe lag bei etwa sechs mal fünf Zentimetern.
Die Mediziner öffnen das Gebilde und legen damit die Spirale frei.
Tatsächlich können Kupferspiralen in seltenen Fällen die Wand der Gebärmutter verletzen und anschließend in die Bauchhöhle wandern.
Meist passiert dies beim Einsetzen der Spirale.
Es ist jedoch auch möglich, dass diese sich später einen Weg bahnt.
Laut einem Fachartikel im Journal für Gynäkologische Endokrinologie gibt es eine Reihe von Fallberichten zu derart gewanderten Spiralen.
In den meisten Fällen würden sie im Bereich der Beckenwand fixiert, wo sie einfach liegen bleiben.
Zum Teil aber durchbohrten Spiralen die Wand von Dünn- oder Dickdarm - oder sie wanderten wie bei der Patientin in Sri Lanka in die Blase.
Für die 48-Jährige nimmt der Fall ein gutes Ende: Sie erholt sich ohne Komplikationen von der Operation.
Und sie plagen keine Blasenentzündungen mehr, notieren die Ärzte nach einem halben Jahr.