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Im Folgenden werden einige Erfahrungen von Jacque Fresco wiedergegeben,
die er im Alter von etwa 20 Jahren auf den Inseln Polynesiens machte.
Die hier dargestellten Ereignisse zeigen wieder einmal auf,
dass die "menschliche Natur", von der häufig gesprochen wird, nichts als ein Mythos ist,
der auf Ignoranz basiert, die in der Verhaltenswissenschaft weit verbreitet ist.
Die Studie hat gezeigt, dass menschliches Verhalten durch die Umgebung geformt wird,
in der die Leute großgezogen werden, und nicht auf angeborenen
und unveränderbaren Eigenschaften basiert, die Menschen angeblich besitzen.
Man hört immer wieder: "Das ist die menschliche Natur."
Menschen haben keine Natur – entscheidend ist, wo sie aufwachsen.
Jedes Buch spiegelt die Kultur wider, in der es geschrieben wurde.
Sie beschreiben nicht die Wirklichkeit, sondern den Zustand dieser Kultur.
Ich versuche zu sagen, dass 90% von dem, was einem anerzogen wurde
und woran man glaubt, absoluter Schwachsinn ist.
Als ich ein Kind war, wollte ich wissen, wie Männer und Frauen sind,
wenn sie nicht durch die Zivilisation beeinflusst wurden.
Deshalb fuhr ich mit einem Boot nach Tahiti.
Dort waren aber schon die Chinesen vorherrschend.
Ihre vielen Geschäfte stellten bereits eine Beeinflussung dar.
Dann fand ich das Tuamotu-Archipel.
Als ich dort auf den Inseln war, brachte ich Spiegel und Perlen mit,
weil ich diese den Eingeborenen schenken wollte. So wollte ich demonstrieren,
dass ich als Freund komme und ihnen nichts wegnehmen will. Sie waren aber bereits
in meiner selbst gebauten Strohhütte und reichten meine Geschenke
ohne Erlaubnis herum. Ich war etwas irritiert.
Ich fragte, was los sei und sie antworteten: "Du hast zu viel."
Ich hatte wirklich viel. Aber ich verstand es nicht,
weil ich ein Trottel war, der aus einem "zivilisierten" Land stammte.
Drei Tage später verstand ich es jedoch.
Da zogen ältere Männer ein Netz voller Fische an Land
und warfen allen Anwesenden Fische zu.
Kein "Du schuldest mir anderthalb Euro" oder "Du schuldest mir drei Euro."
Sie gaben den anderen einfach die Fische. Und es gab so viele Kokosnüsse
und Bananen, dass niemand etwas verkaufte. Man bekam es einfach.
Nach einer Weile auf der Insel fragte ich die Eingeborenen,
ob sie mir beim Bau eines Auslegerkanus helfen könnten.
Ich hätte ein besseres als sie bauen können,
aber ich wollte als einer von ihnen gelten.
Sie steckten ihre Köpfe zusammen, sagten nichts und gingen.
Etwa eine Woche später brachten sie ein Kanu vorbei
und legten es vor meine Strohhütte.
Sie sagten nur: "Das ist für dich. Du kannst benutzen."
Ich fragte: "Aber was wollt ihr dafür? Wollt ihr, dass ich etwas für euch tue?"
"Nein." Sie wussten nicht, worauf ich hinauswollte.
"Was willst du?" Ich brachte diese Denkweise mit.
Sie wollten gar nichts.
Anderthalb Wochen später hörte ich ein Rascheln vor meiner Strohhütte.
Ich sah hinaus und sie schlichen mit dem Kanu davon, welches sie mir gegeben hatten.
Das verstand ich nicht. Ich ging nach draußen und fragte: "Was ist hier los?"
Einer sagte: "Du nicht benutzen!" Er hatte Recht und so nahmen sie es.
Natürlich war ich etwas irritiert,
aber mit der Zeit verstand ich die Eingeborenen.
Und sie verhielten sich oft vernünftig – vernünftiger als wir.
Ich wollte euch erklären, dass Leute ihre Kultur widerspiegeln.
Mehr von Jacque Fresco auf: www.youtube.com/GermanLingTeam Übersetzt von: http://tinyurl.com/GermanLTI
Wenn die Menschen Zugang zu den Notwendigkeiten des Lebens haben –
ohne Knechtschaft, Schulden, Tausch und Handel –, verhalten sie sich ganz anders.