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Momentan ist es etwas ruhiger geworden in der Notfallambulanz.
Dr.
Tobias Götz, leitender Arzt des Nürnberger Klinikums Martha Maria,
kümmert sich um eine der letzten wartenden Patientinnen.
Nach einer ersten Untersuchung wurde Wasser in der Lunge festgestellt.
Es ist, wie sie es selber spüren, dass die Luft schlechter wird.
Zur Sicherheit muss die Patientin über Nacht da bleiben.
Heftiger Druck in der Brust, Komplikationen nach OPs,
typische Fälle hier in der Notfallambulanz.
Tobias Götz erlebt selten einen wie bei diesem jungen Mann.
Götz mein Name, was führt Sie zu uns?
Mir geht es nicht so gut.
Ich bin seit mehreren Wochen erkältet, Schnupfen.
Nach einer ersten Untersuchung
kann Entwarnung für den Patienten gegeben werden.
Ein typische Grippe.
Mein Vorschlag wär: Gehen Sie nach Hause, trinken Sie viel.
Wenn was schlechter wird, wenn Sie Fieber bekommen,
dann gehen Sie zum Hausarzt.
Das Gesetz gibt für eine Diagnose 120 Sekunden vor.
Dann sollte der Arzt wissen, ob der Patient hier richtig ist
oder genauso gut von einem Hausarzt weiterbehandelt werden könnte.
Das ist die Abklärungspauschale.
Für die Untersuchung des Grippepatienten
erhält das Krankenhaus jetzt 4,74 Euro.
In den Nachtstunden wären es 8,42 Euro gewesen.
Die meisten Patienten kommen mit Mischbildern,
wo nicht auf den ersten Bild klar ist,
zumindest nicht ohne eine grobe körperliche Untersuchung,
ob die eine weitere Abklärung brauchen.
Und damit sind die 2 Minuten überschritten.
Nach Einnahme von Antibiotika hat die Patientin einen heftigen Ausschlag,
atmet schwer und hat ein Stechen im Nierenbereich.
Von monatlich 890 Fällen, die hier in der Notfallambulanz behandelt werden,
sind es gerade mal 5, also nicht einmal 1%,
die zum Hausarzt weitergeschickt werden können.
Das bezweifelt die Kassenärztliche Vereinigung, kurz KV.
Sie wirft den Kliniken vor,
nicht wirklich jeden verwiesenen Fall abzurechnen
und damit Geld herzuschenken.
Bei einer Pauschale von 4,74 Euro muss ich sehr viele Patienten
mit der Abklärungspauschale versehen,
dass es hier zu einem nennenswerten Betrag käme,
den wir gemäß den Ausführungen der KV liegen lassen.
Durch die Abklärungspauschale
sollten die Notfallambulanzen entlastet werden,
doch das ist nicht eingetreten.
Ist Ihre Notaufnahme leerer geworden?
Nein.
Dieser Patient kann nach dem Legen eines Katheters
über Nacht nach Hause.
Bei ihm kann keine Abklärungs-,
sondern Notfallpauschale abgerechnet werden,
da Maßnahmen ergriffen werden mussten.
Dafür kann das Krankenhaus nachts 21 Euro verrechnen.
Auch nicht wirklich üppig.