Tip:
Highlight text to annotate it
X
Übersetzung: Elena Rosberg Lektorat: Katja Tongucer
Chris Anderson: Willkommen bei TED.
Richard Branson: Vielen Dank. Das erste Mal TED war großartig.
CA: Haben Sie jemanden Interessanten getroffen?
RB: Also, das Schöne an TED ist, dass jeder interessant ist.
Ich habe mich sehr gefreut Goldie Hawn zu sehen,
weil ich mich noch bei ihr entschuldigen musste.
Ich war mit ihr vor ungefähr zwei Jahren Abendessen und ich –
sie hatte diesen riesigen Ehering und ich hab ihn mir an den Finger gesteckt und konnte ihn nicht mehr abnehmen.
Und als ich nachts zu meiner Frau nach Hause ging,
wollte sie wissen, wieso ich den gigantischen, riesigen Ehering
einer anderen Frau an meinem Finger habe.
Am nächsten Morgen mussten wir zu einem Juwelier gehen
und ihn aufschneiden lassen.
So – (Lachen) –
Entschuldigung an Goldie.
CA: Das ist ziemlich gut.
Wir zeigen jetzt ein paar Dias
von einigen Ihrer Unternehmen.
Sie haben ja eines oder zwei gegründet.
Also, *** Atlantic, *** Records –
ich glaube, alles begann mit einem Magazin namens Student.
Und dann, ja, alle diese anderen ebenfalls. Ich meine, wie machen Sie das?
RB: Ich habe diese TED-Instruktionen alle gelesen:
Sie dürfen nicht über Ihr eigenes Unternehmen sprechen und so,
und jetzt fragen Sie mich.
Ich nehme an, Sie werden mich nicht von der Bühnen werfen,
da Sie ja die Frage stellten.
(Lachen)
CA: Kommt allerdings auf die Antwort an.
RB: Ich denke, ich lernte früh, dass wenn Du ein Unternehmen führen kannst,
dann kannst du jedes Unternehmen führen.
Es geht darum die richtigen Menschen zu finden,
sie zu inspirieren und das Beste aus ihnen rauszuholen.
Ich liebe es einfach zu lernen und ich bin unglaublich neugierig
und ich liebe es, den Status Quo
auf den Kopf zu stellen.
Ich habe das Leben als einen langen Lernprozess gesehen.
Und wenn ich sehe – wenn ich mit einer Fluggesellschaft fliege
und das Erlebnis nicht angenehm finde, wie damals vor 21 Jahren,
dann denke ich, ich kann vielleicht eine Fluggesellschaft gründen,
mit der ich selbst gerne fliegen würde.
Deshalb kaufte ich eine gebrauchte 747 von Boeing und tat es einfach.
CA: Also, das war ja schon eine bizarre Sache,
weil Sie einen Schritt taten, von dem Ihnen viele Menschen sagten, dass er verrückt sei.
Und in gewisser Weise brachte er ja fast Ihr ganzes Imperium ins Wanken.
Ich sprach damals mit einem der Investmentbanker
als Sie *** Records verkauften
und in *** Atlantic investierten.
Seine Meinung war, dass Sie die viertgrößte Plattenfirma
für die 25-größte Fluglinie eintauschen
und dass Sie Ihren Verstand verloren hätten.
Warum haben Sie das getan?
RB: Es ist eine sehr schmale Linie zwischen Erfolg und Niederlage.
Und wenn Du ein Unternehmen ohne finanziellen Rückhalt gründest,
kommst Du eher auf die falsche Seite dieser Linie.
Wir wurden von British Airways angegriffen.
Die haben versucht, uns aus dem Geschäft zu drängen
und sie starteten das, was als "schmutzige-Tricks-Kampagne" bekannt wurde.
Ich realisierte, dass das gesamte Imperium zusammenkrachen würde,
wenn ich nicht mehr Geld reinstecken würde.
Um die Jobs der Menschen, die für die Fluglinie und
für die Plattenfirma arbeiteten zu sichern,
musste ich das Familiensilber verkaufen.
CA: Nach Napster sehen Sie jetzt tatsächlich
auch deswegen wie ein Genie aus.
RB: Ja, es hat sich als richtiger Schritt herausgestellt.
Ja, es war damals traurig, aber wir haben einfach weitergemacht.
CA: Sie verwenden jetzt oft die Marke ***
und es scheint, Sie erhalten Synergien von einer Sache zur anderen.
Für was steht die Marke für Sie?
RB: Sie steht für Qualität,
dass jemand, wenn er mit einem *** Unternehmen zu tun hat –
CA: Aber bitte, ehrlich, jeder sagt Qualität. Spirit?
RB: Nein, aber darauf wollte ich kommen.
Wir haben viel Spaß und ich denke die Menschen, die für *** arbeiten, mögen es.
Wie ich sage, wir gehen einfach rein und schütteln die Branchen durch,
wir machen es einfach anders.
Wir attackieren sie
und danach sind diese Branchen nie mehr dieselben.
CA: Sie gründeten auch ein paar Unternehmen,
wo die Marke doch nicht so gut funktioniert hat.
Ich meine, *** Brides – was ist denn da passiert?
(Lachen)
RB: Wir konnten keine Kunden finden.
(Lachen)
(Applaus)
CA: Ich war übrigens auch neugierig,
wieso Sie die Chance bei Ihrem Kondom-Unternehmen vertan haben. Sie nannten es Mates.
Hätten Sie nicht auch die ***-, die Jungfrau-Marke verwenden können?
"Keine Jungfrau mehr" oder so.
RB: Ja, wieder hatten wir Probleme Kunden zu finden.
Wenn man ein Unternehmen beginnt und Beschwerden von Kunden erhält,
kann man das in Ordnung bringen.
Aber drei Monate nach dem Start des Kondom-Unternehmens,
erhielt ich einen Brief, eine Beschwerde,
und ich habe einen langen Entschuldigungsbrief an die Dame zurückgeschrieben.
Aber offensichtlich konnte ich nicht viel machen.
Sechs Monate später, oder neun Monate, nachdem das Problem aufgetaucht war,
bekam ich diesen entzückenden Brief mit einem Bild des Babys
mit der Frage, ob ich Taufpate sein würde, was ich dann auch wurde.
So hat sich alles gut gelöst.
CA: Wirklich? Sie hätten ein Bild bringen sollen. Das ist wunderbar.
RB: Ja, hätte ich sollen.
CA: So, helfen Sie uns mit den Zahlen.
Ich meine, wovon sprechen wir hier?
Wie groß ist die gesamte Gruppe?
Wie hoch ist der gesamte Umsatz?
RB: Er liegt nun bei ca. 25 Milliarden Dollar, im Ganzen.
CA: Und wie viele Mitarbeiter?
RB: Ungefähr 55 000.
CA: Sie wurden schon öfter auf verschiedene Weise fotografiert
und hatten niemals ein Problem damit, Ihre Würde aufs Spiel zu setzen.
Was war das? Ist das echt?
Ja, wir haben einen Megastore in Los Angeles eröffnet, glaube ich.
Nein, ich meine, ich denke –
CA: Aber sind das Ihre Haare?
RB: Nein
CA: Was war denn das?
RB: Zum Tee vorbeikommen.
CA: OK.
(Lachen)
RB: Ah, das war ziemlich lustig. Das war ein wunderbares Auto-Boot in dem –
CA: Dieses Auto, das war
bei einem TED-Event, glaube ich.
Ist das – könnten Sie mal kurz bei diesem anhalten?
(Lachen)
RB: Es ist ein harter Job, nicht wahr?
CA: Ja, es ist ein harter Job.
(Lachen)
Als ich nach Amerika kam, habe ich das auch mit den Mitarbeitern versucht,
aber die haben hier andere Regeln,
sehr seltsam.
RB: Ich weiß, die Anwälte sagen immer, Du darfst so etwas nicht machen, aber –
CA: Wenn wir schon dabei sind, erzählen Sie uns –
RB: "Pammy" haben wir gestartet,
weil wir irrtümlich dachten, wir könnten es mit Coca-Cola aufnehmen
und die Cola-Flasche namens "The Pammy"
war ein wenig wie Pamela Anderson geformt.
Aber das Problem war: Sie kippte immer vorne über.
(Lachen)
CA: Designed vielleicht von Philippe Starck?
RB: Selbstverständlich.
CA: So, wir werden jetzt noch ein paar Bilder zeigen. *** Brides. Sehr nett.
Und, OK, bitte hier anhalten. Das war – Sie bekamen hier einen Preis?
RB: Ja, vor 25 Jahren haben wir die Single "God Save The Queen"
der Sex Pistols herausgebracht und ich hätte niemals gedacht,
dass sie uns 25 Jahre später zum Ritter schlagen würde.
Sie muss ziemlich vergesslich sein, denke ich.
CA: Gott rettete sie und Sie haben Ihre verdiente Belohnung bekommen.
Mögen Sie es, Sir Richard genannt zu werden?
RB: Niemand nennt mich jemals Sir Richard.
Manchmal in Amerika. Da höre ich Leute Sir Richard sagen
und denke, da wird gerade ein Shakespeare-Stück aufgeführt.
Aber sonst nirgends.
CA: OK. Aber können Sie Ihren Ritterstand für irgendwas verwenden?
RB: Nein. Vielleicht wenn man Probleme hat, einen Tisch
im Restaurant zu bekommen,
dann könnte man es verwenden.
CA: Hallo, hier ist nicht Richard Branson. Hier ist Sir Richard Branson.
RB: Ich werde meiner Sekretärin sagen, sie soll es verwenden.
CA: Sehen wir uns das Weltall-Ding an.
Wir haben ein Video, das zeigt was Sie planen,
und *** Galactic in der Luft. (Video)
Das ist also das von Burt Rutan entworfene Raumschiff?
RB: Ja, es wird in 12 Monaten fertig sein.
Dann werden wir es 12 Monate intensiv testen.
In 24 Monaten dann,
können Menschen Ausflüge ins All machen.
CA: Die Inneneinrichtung ist ein Design von Philippe Starck?
RB: Philippe hat ziemlich viel davon gemacht:
die Logos und er baut die Raumstation in New Mexico.
Im Grunde hat er einfach ein Auge genommen.
Die Raumstation wird ein riesiges Auge sein.
Wenn Du im All bist,
siehst Du dieses riesige Auge, das dich ansieht.
Und wenn Du landest, kannst du wieder in das gigantische Auge zurückgehen.
Er ist ein absolutes Genie was Design betrifft.
CA: Aber Sie haben ihn nicht das Triebwerk entwerfen lassen?
RB: Philippe ist ziemlich unberechenbar,
er wäre wohl nicht die geeignetste Person, um das Triebwerk zu entwerfen.
CA: Er hielt hier vor 2 Tagen eine wunderbare Rede.
RB: Ja?
CA: Manche fanden sie wunderbar,
manche fanden sie komplett bizarr.
Ich persönlich fand sie wunderbar.
RB: Er ist ein wunderbarer Enthusiast, deswegen liebe ich ihn.
CA: Sie haben immer etwas von einem Entdecker in sich gehabt.
Haben Sie das jemals bedauert?
RB: Sehr oft.
Die Ballonfahrten und die Bootsexpeditionen, die wir in der Vergangenheit getan haben.
Ich wurde sechs Mal von Helikoptern aus dem Meer gefischt
und jedes Mal dachte ich, ich würde nicht mehr nach Hause kommen und davon erzählen können.
Also in diesen Momenten
fragst du dich sicherlich, was du da oben machst, oder –
CA: Was war die Situation, bei der Sie
am ehesten dachten: Das ist es jetzt, jetzt ist es zu Ende?
RB: Einmal bei einem Ballonabenteuer,
da war es schon ziemlich eng.
Erstens hatte niemand zuvor
den Atlantik in einem Heißluftballon überquert.
Deswegen mussten wir einen Heißluftballon bauen, der auch im Jetstream fliegen kann,
aber wir waren uns nicht sicher,
ob der Ballon dann im Jetstream
tatsächlich Windstärken von 320, 350 Stundenkilometer überleben würde.
Als wir nach dem ersten Start in Sugarloaf zur Atlantiküberquerung
mit diesem riesigen Ballon in den Jet Stream kamen,
flog der obere Teil des Ballons mit mehreren hundert Stundenkilometern,
während unsere bemannte Kapsel vielleicht nur 3 km/h schnell war.
Da ging es wirklich los.
Das war wie tausend Pferde halten zu wollen.
Wir haben die Daumen gehalten und gebetet,
dass der Ballon halten würde, und glücklicherweise tat er das.
Aber bei jeder dieser Ballonfahrten
ging immer irgendetwas schief.
In diesem Fall sprang der viel erfahrenere Ballonfahrer, der bei mir war,
einfach ab und ließ mich allein ums Leben kämpfen.
(Lachen)
CA: Wollte er, dass Sie springen, oder sagte er einfach: "Ich bin dann mal weg"?
RB: Nein, er sagte mir ich soll springen, aber als sein Gewicht weg war,
schoss der Ballon einfach 3½ km nach oben und ich ...
CA: und Sie inspirierten Ian McEwan zu einer Novelle damit.
RB: Ja. Ich setzte meine Sauerstoffmaske auf und stand oben am Ballon
mit meinem Fallschirm, schaute auf die vorbeiwirbelnden Wolken unter mir
und versuchte all meinen Mut zu sammeln, um in die Nordsee zu springen.
Das waren wirklich sehr einsame Momente.
Wie auch immer, wir haben das überlebt.
CA: Sind Sie gesprungen? Oder kam er am Ende runter?
RB: Ich wusste, ich hatte noch ungefähr Treibstoff für eine halbe Stunde
und wenn ich springen würde, hätte ich wahrscheinlich
nur noch ein paar Minuten zum Leben.
So bin ich zurück in die Kapsel und habe verzweifelt versucht,
die richtige Entscheidung zu treffen.
Ich schrieb ein paar Zeilen an meine Familie.
Dann kletterte ich wieder rauf, schaute auf die Wolken
und kletterte wieder in die Kapsel rein.
Schlussendlich dachte ich, es muss einen besseren Weg geben.
Ich habe diesen riesigen Ballon über mir.
Das ist ein riesiger Fallschirm, also warum nicht verwenden?
Ich schaffte es, den Ballon durch die Wolken zu fliegen
und ca. 15 Meter über dem Meer bin ich abgesprungen.
Der Ballon kam auf dem Meer auf
und schoss ohne mich zurück auf 3 000 Meter.
Aber es war so ein wunderbares Gefühl im Wasser zu sein und –
CA: Was schrieben Sie an Ihre Familie?
RB: Was man in so einer Situation schreibt:
einfach 'Ich liebe Euch so sehr'.
Ich hatte ihnen schon vor dieser Fahrt einen Brief geschrieben
für den Fall, dass etwas passieren würde.
Aber glücklicherweise mussten sie ihn niemals lesen.
CA: Ihre Unternehmen bekommen eine unglaubliche PR durch diese heroischen Abenteuer.
Seit Jahren werden Sie
als eine Art Held in Großbritannien und außerhalb gesehen.
Als Zyniker würde man sagen, hier ist einfach ein smarter Geschäftsmann,
der alles macht für sein Marketing.
Wie wertvoll für die PR war dieses Erlebnis?
RB: Na ja, die PR-Experten sagten, das Letzte, was ein Besitzer einer Fluglinie tun sollte,
ist in einem Ballon oder Boot loszulegen
und dann im Meer zu verunglücken.
(Lachen)
CA: Die haben nicht ganz unrecht, Richard.
RB: Ich glaube, unsere Fluglinie schaltete damals sogar eine ganzseitige Anzeige:
Mensch, Richard,
es gibt bessere Möglichkeiten, den Atlantik zu überqueren.
(Lachen)
CA: Um das alles zu tun,
mussten Sie von Anfang an ein Genie sein, richtig?
RB: Dem widerspreche ich jetzt nicht.
(Lachen)
CA: OK, das war jetzt nicht schwer.
Waren Sie nicht schrecklich in der Schule?
RB: Ich war Legastheniker. Ich hatte keinerlei Verständnis für die Schulaufgaben.
Ich wäre sicherlich bei IQ-Tests durchgefallen.
Aus diesem Grund habe ich mit 15 Jahren die Schule verlassen.
Wenn mich etwas nicht interessiert, dann kann ich es nicht erfassen.
Als Legastheniker
erlebt man bizarre Situationen.
Zum Beispiel hatte ich –
ich führte das größte private Unternehmenskonglomerat in Europa,
wusste aber nicht den Unterschied von netto und brutto.
Die Vorstandssitzungen waren faszinierend.
(Lachen)
Ich fragte: "Sind das jetzt gute oder schlechte Nachrichten?"
Man antwortete mir normalerweise: "Das sind schlechte Nachrichten."
CA: Also nur um das klar zu stellen, die 25 Milliarden Dollar sind brutto oder?
(Lachen)
RB: Also ich hoffe, es ist netto.
(Lachen)
Das war richtig.
CA: Nein, glauben Sie mir, es ist brutto.
(Lachen)
RB: Als ich 50 wurde, erklärte es mir jemand.
"Schau mal, Richard, ich hab hier ein Diagramm.
Hier ist ein Fischernetz im Meer
und die Fische sind aus dem Meer in dieses Netz gegangen.
Das ist der Gewinn, der übergeblieben ist,
der Rest wurde aufgefressen."
Und endlich habe ich es verstanden.
(Lachen)
(Applaus)
CA: Aber obwohl Sie schlecht
in der Schule waren,
waren Sie der Kapitän des Cricket- und Fußball-Teams.
Sie waren also eine geborene Führungspersönlichkeit,
aber auch ein Rebell, oder?
RB: Ja, ich war schon ein bisschen eigenbrötlerisch,
aber glücklicherweise war ich gut im Sport.
Damit hatte ich etwas, wo ich mich hervortun konnte.
CA: Und einige bizarre Dinge passierten in Ihrer Kindheit.
Da gibt es die Geschichte mit Ihrer Mutter,
die Sie angeblich mit vier Jahren auf einem Feld ausgesetzt hat und sagte: "OK, geh nach Hause".
Ist das wirklich passiert?
RB: Sie war der Überzeugung,
dass wir schon sehr früh auf unseren eigenen Beinen stehen sollten.
Sie machte Dinge mit uns, für die sie heute verhaftet werden würde,
wie uns zum Beispiel aus dem Auto werfen mit dem Worten,
wir sollten selbst den Weg zu Oma finden,
und das ca. 8 km vor dem Ziel.
Wir machten auch wunderbare lange Radtouren.
Und wir durften niemals fernsehen oder so etwas.
CA: Ist hier ein Risiko?
Ich meine, hier sind viele wohlhabende Leute, die Kinder haben,
und wir haben dieses Dilemma, wie wir sie erziehen sollen.
Denken Sie, wenn Sie die jetzige Generation ansehen, dass sie
zu verwöhnt ist, nicht weiß was sie alles hat,
dass wir eine Generation von priviligierten Kindern aufziehen...
RB: Nein, wenn Du Kinder aufziehst,
möchtest Du sie einfach mit Liebe und Lob und Enthusiasmus überschütten.
Ich denke, man kann Kinder gar nicht zu sehr verwöhnen.
CA: Aus Ihnen wurde ja was.
Der Direktor der Schule sagte zu Ihnen
– Sie waren für Ihn ein Rätsel.
Er sagte: "Du wirst entweder Millionär oder landest im Gefängnis,
und ich weiß nicht, was davon."
Was davon zuerst kam?
(Lachen)
RB: Na ja, ich hab beides gemacht, ich denke das Gefängnis kam zuerst.
Ich wurde wegen zwei ziemlich antiquierten Gesetzen in Großbritannien angeklagt.
Ich wurde wegen des Gesetzes 1889 zu Geschlechtskrankheiten
und des Gesetzes 1916 zu unsittlicher Werbung angeklagt.
Das erstere, weil wir das Wort Geschlechtskrankheiten in der Öffentlichkeit verwendeten.
Wir führten ein Beratungszentrum für Jugendliche.
Und eines der Probleme dieser jungen Leute sind Geschlechtskrankheiten.
Aber da gibt es dieses altmodische Gesetz, das besagt,
man darf das Wort Geschlechtskrankheiten nicht in der Öffentlichkeit abdrucken.
Also klopfte die Polizei an die Tür und drohte uns zu verhaften,
wenn wir es weiterhin erwähnen würden.
Wir änderten es in soziale Kranheiten um
und dann kamen Leute mit Akne und Flecken,
aber niemand kam mehr mit Geschlechtskrankheiten.
So änderten wir es wieder zurück und wurden prompt verhaftet.
Und später bei "Never Mind the ***, Here's the Sex Pistols",
entschied die Polizei, dass das Wort '***' – Eier – unanständig sei
und wir wurden verhaftet, weil das Wort im Album der Sex Pistols auftauchte.
John Mortimer, der Dramatiker, hat uns verteidigt.
Er meinte, ich solle einen Sprachwissenschafter finden,
um eine alternative Definition des Wortes '***' zu erhalten.
Also rief ich in der Universität von Nottingham an
und bat mit dem Professor für Sprachwissenschaft zu sprechen.
Und der sagte: "Schauen Sie, '***' hat nichts mit Hoden zu tun.
Es ist einfach ein Spitzname, den man Priestern im 18. Jahrhundert gegeben hat."
(Lachen)
"Und außerdem bin ich selbst Priester".
Also sagte ich: "Würden Sie bitte zum Gericht kommen?"
Und er sagte: "Sehr gerne.
Wollen Sie dass ich mit dem Priesterkragen komme?"
Ich sagte: "Ja, auf jeden Fall. Bitte".
(Lachen)
CA: Großartig.
RB: Unser Kronzeuge argumentierte, dass es tatsächlich
"Vergiss den Priester, Hier sind die Sex Pistos" heißt.
(Lachen).
Und der Richter musste uns widerwillig freisprechen.
(Lachen)
CA: Das ist ungeheuerlich.
(Applaus)
Aber jetzt mal ernsthaft, gibt es da eine dunkle Seite?
Viele würden sagen, es ist unmöglich,
diese unglaubliche Sammlung von Unternehmen zusammenzubringen,
ohne ein paar Leuten mit dem Messer in den Rücken zu fallen,
also hässliche Dinge zu tun.
Sie werden als rücksichtslos bezeichnet.
Es gab auch eine gemeine Biographie über Sie von irgendwem.
Ist da etwas Wahres dran?
RB: Ich glaube nicht, dass das stereotype Bild des Unternehmers,
der auf alle draufsteigt um nach oben zu kommen,
generell gesprochen, funktioniert.
Ich denke, wenn man Menschen gut behandelt,
kommen sie wieder.
Du hast ja nur Deinen Ruf
und es ist eine kleine Welt.
Ich glaube, der beste Weg,
eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit zu werden, ist Menschen fair und gut zu behandeln,
und ich denke, so führen wir ***.
CA: Wie sehen es die Leute, die Sie lieben und die sehen, dass Sie –
dass Sie fast süchtig danach sind immer wieder
neue Projekte zu starten.
Sie sind begeistert von einer Idee und dann PENG!
Denken Sie manchmal auch an Life-Balance?
Was denkt Ihre Familie eigentlich,
wenn sie schon wieder was Neues, Großes beginnen?
RB: Vater zu sein ist unglaublich wichtig.
Seit meine Kinder sehr klein waren, machen wir
immer Urlaube zusammen.
Wir verbringen gute drei Monate im Jahr auf Urlaub zusammen.
Ich bin mit ihnen immer in Kontakt. Wir haben das Glück,
diese kleine Insel in der Karibik zu haben, und wir können –
ich fahre mit ihnen hin und sie bringen ihre Freunde mit
und wir spielen gemeinsam.
So kann ich auch immer wissen, was sich bei ihnen abspielt.
CA: Seit einigen Jahren sprechen Sie
von diesem Begriff der kapitalistischen Philanthropie.
Was bedeutet das?
RB: Kapitalismus hat sich als ein funktionierendes System bewährt.
Wie Sie wissen, hat die Alternative, Kommunismus, nicht funktioniert.
Aber das Problem mit Kapitalismus ist,
dass extremer Reichtum in den Händen einiger Weniger landet,
und deshalb geht mit diesem Reichtum eine extreme Verantwortung einher.
Ich denke, es ist wichtig, dass die Menschen,
die in dieser glücklichen Lage sind, nicht nur
immer größere Boote und Autos anhäufen.
Sie sollten dieses Geld dazu verwenden entweder neue Jobs zu kreieren
oder Probleme auf dieser Welt anzugehen.
CA: Welches sind die Probleme, mit denen Sie sich am meisten beschäftigen,
für die Sie Ihre Resourcen verwenden?
RB: Ach, es gibt eine Reihe von Problemen.
Die Erderwärmung ist eine massive Bedrohung für die Menschheit
und wir verwenden viel Zeit und Energie,
um 1. alternative Kraftstoffe zu finden,
und 2. haben wir gerade einen Preis ins Leben gerufen
falls wir keine alternativen Kraftstoffe finden,
falls wir die CO2-Emissionen nicht schnell reduzieren können,
falls wir an den Wendepunkt kommen.
Wir wollen Menschen ermutigen nach einer Methode zu suchen,
Kohlenstoff aus der Erdatmosphäre zu extrahieren.
Bis jetzt wurde daran nicht wirklich gearbeitet
und wir wollen die besten Köpfe der Welt dazu bringen,
an einer Methode zu arbeiten,
um Methan aus der Erdatmosphäre
zu extrahieren.
15 000 Menschen füllten unsere Formulare aus
und sagten, sie würden es probieren.
Und wir brauchen ja nur einen, also wir sind zuversichtlich.
CA: Sie arbeiten auch in Afrika an einigen Projekten?
RB: Ja, wir haben eine Art Einsatzzentrale, den "War Room" errichtet.
Das ist vielleicht der falsche Name dafür,
denn wir versuchen dort,
die Hilfe für die vielfältigen sozialen Probleme
in Afrika zu koordinieren und
die besten Lösungen zu finden.
Es gibt zum Beispiel
einen Arzt in Afrika, der herausgefunden hat,
dass nach Einnahme eines antiretroviralen Medikaments in der Schwangerschaft,
das Baby nach der Geburt nicht ***-infiziert sein wird.
Die Verbreitung dieser Information überall in Afrika
ist wichtig.
CA: Der "War Room" klingt gewaltig und dramatisch.
Aber ist hier nicht ein Risiko, dass die Business-Helden des Westens
ganz begeistert sind, denn sie sind es ja gewohnt eine Idee zu haben
und Resultate zu erzielen. Und sie glauben auch
an ihre Fähigkeit die Welt zu verändern.
Ist da ein Risiko, wenn wir nach Afrika gehen und sagen
wir können dieses Problem lösen,
ich habe all diese Millarden Dollar etc. etc. etc.,
hier ist die tolle Idee. Vielleicht nimmt man eine komplexe Situation
und hat am Ende nur noch mehr Chaos gebracht. Denken Sie auch an so etwas?
RB: Also erstens, in dieser speziellen Situation
arbeiten wir mit der Regierung zusammen.
Für Thabo Mbeki war es schwierig zu akzeptieren,
dass *** und AIDS zusammenhängen, aber auf diese Art,
anstatt dass die Welt ihn kritisiert, ist es ein Weg mit ihm
und seiner Regierung zu arbeiten.
Wenn Menschen nach Afrika kommen um zu helfen,
sollten sie nicht einfach kommen und nach ein paar Jahren wieder gehen.
Es muss konsequent sein.
Ich glaube, Wirtschaftsführer können ihr unternehmerisches Know-how einbringen
und Regierungen helfen, die Dinge ein wenig anders anzugehen.
Zum Beispiel eröffnen wir gerade Kliniken in Afrika,
in denen es kostenlose antiretrovirale Medikament gibt,
kostenlose TB-Behandlungen
und kostenlose Malaria-Behandlungen.
Wir versuchen auch den Kliniken zu helfen, sich selbst zu erhalten,
so dass die Leute für anderes zahlen.
CA: Viele Zyniker sagen über Menschen wie Sie, oder Bill Gates,
das ist in Wirklichkeit durch den Wunsch nach dem richtigen Image
und zur Vermeidung
von Schuldgefühlen motiviert und in Wirklichkeit gar kein philantropischer Instinkt.
Was würden Sie diesen Menschen sagen?
RB: Menschen machen Dinge
aus den verschiedensten Gründen und wenn ich
auf dem Sterbebett liege,
dann möchte ich das Gefühl haben, ich habe einen Unterschied
im Leben anderer Menschen gemacht.
Und das kann schon eigennützig sein,
aber so bin ich erzogen worden.
Wenn ich in der Lage bin,
das Leben anderer Menschen radikal zum Besseren zu verändern,
dann sollte ich es tun.
CA: Wie alt sind Sie?
RB: Ich bin 56.
CA: Der Psychologe Erik Erikson sagt, soweit ich ihn verstehe
und ich bin da ein totaler Amateur, dass Menschen in den 30ern, 40ern von dem Wunsch nach Wachstum
angetrieben sind und darin ihre Erfüllung finden.
Mit 50, 60 Jahren ändert sich das und es wird mehr ein Streben nach Weisheit und die Suche
nach seinem Vermächtnis.
Sie scheinen ja noch immer
ein wenig in der Wachstumsphase zu sein,
mit all diesen unglaublichen neuen Plänen.
Wie sehr denken Sie an Ihr Vermächtnis,
und was soll es sein?
RB: Ich denke nicht viel an mein Vermächtnis.
Meine Großmutter wurde 101,
ich habe also hoffentlich noch 30 oder 40 Jahre.
Nein, ich möchte mein Leben in aller Fülle leben.
Ich hoffe, ich kann
einen positiven Unterschied machen.
Eines der positiven Dinge im Moment ist,
dass es zum Beispiel Sergey und Larry von Google gibt,
zwei gute Freunde.
Gott sei Dank gibt es hier zwei Leute,
die viel für die Welt tun möchten und sehr reich sind.
Wenn sie diesen Reichtum hätten und die Welt wäre ihnen egal –
das wäre beunruhigend.
Die beiden werden einen Wahnsinnsunterschied in der Welt machen.
Ich denke, es ist wichtig,
dass Menschen in diesen Positionen einen positiven Unterschied machen.
CA: Als ich mein Geschäftsleben begann,
hatte ich keine Ahnung. Ich dachte Unternehmer müssten
rücksichtslos sein und
das wäre die einzige Art um Erfolg zu haben.
Sie haben mich inspiriert. Ich sah Sie und dachte:
"Er hat es geschafft. Vielleicht gibt es auch einen anderen Weg."
Ich möchte Ihnen für diese Inspiration danken,
und dass Sie heute zu TED gekommen sind. Danke.
Danke vielmals.
(Applaus)