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�Blade Runner 2049� l�uft in den deutschen Kinos und l�st Begeisterungsstr�me aus.
Zu diesem Anlass haben wir uns das Original von 1982 noch einmal angesehen und zeigen
euch heute, warum �Blade Runner� ein echter Klassiker des Films ist, den es sich lohnt
nochmal anzuschauen.
�Blade Runner� war bei seinem Erscheinen 1982 ein Kassenflop.
Der Film war n�mlich in der ungl�cklichen Situation gegen �E.T.� und �The Thing�
anzulaufen.
Im Laufe der Zeit ist der Film allerdings zu einem Science-Fiction-Klassiker und Kultfilm
avanciert.
Das Skript basiert auf dem Roman �Do Androids Dream Electric Sheep?�
von Philip K.
***, der leider 3 Monate vor Fertigstellung des Films starb und das Endprodukt somit nie
sah.
Ridley Scott, bekannt f�r Filme wie �Alien�, �Thelma und Louise� oder �Gladiator�
widmete sich dem Stoff.
In den Hauptrollen agieren Harrison Ford, Sean Young und Rutger Hauer.
Die Musik lieferte Vangelis - einigen vielleicht noch in Erinnerung durch Henry Maskes Einlauf
1996.
Der Film wurde f�r die Art Direction und die visuellen Effekte f�r den Oscar nominiert.
Die Kritiken fielen jedoch gemischt aus.
Roger Ebert sagte, der Film sei optisch beeindruckend, aber die Story ein Fehlschlag.
Warum sonst habe Scott den Film �ber 25 Jahre ganze 7x bearbeitet!
2007 erschien �the final cut�.
Er basiert auf dem Director's Cut von 1992; einige Szenen wurden nachbearbeitet oder ver�ndert.
Inhalt Die Handlung spielt im Jahre 2019, im dystopischen
Los Angeles, wo die Tyrell Company Replikanten f�r die Arbeit an au�erirdischen Kolonien
produziert.
Die Blade Runner sind daf�r zust�ndig auf die Erde zur�ck entflohene Replikanten
zu jagen und umzubringen � besch�nigend gesagt: sie in Rente zu schicken.
Der ausgebrannte Rick Deckard wird f�r einen letzten Auftrag herangezogen, um die Replikanten
Roy Batty und seine Schergen zu jagen.
Deckard verliebt sich allerdings in die Replikantin Rachael, was seine Einstellung zur Ausschaltung
von Replikanten zu beeinflussen beginnt.
Battys Wunsch ist es, seine auf 4 Jahre vorprogrammierte Lebenszeit zu verl�ngern.
Er und seine Freundin Pris benutzen den Wissenschaftler Sebastian um an den Replikantentycoon Tyrell
heranzukommen und ihn schlie�lich umzubringen.
Deckard folgt Batty und Pris in Sebastians Labor, auf dessen Dach Deckard und Batty sich
den finalen Kampf liefern.
Batty rettet Deckard �berraschend das Leben, als dieser abzust�rzen droht.
Rutger Hauer bef�rchtete, dass seine Sterbeszene zu langwierig werden w�rde und schrieb fix
in seinem Trailer einen eigenen Abschlussmonolog, von dem Ridley Scott so bewegt war, dass er
ihn �bernahm.
Heute ist er ber�hmt.
(�...like tears in rain...�)
Deckard kehrt zum Schlu� zu Rachael zur�ck.
Themen Der Film behandelt die zeitlosen Themen der
Identit�t, Menschlichkeit und Sterblichkeit in einer technisierten Welt.
Er zeigt einen dystopischen Ausgang der Entwicklung von Genforschung, �berwachungstechnologie
und der Umweltverschmutzung bzw. -kontrolle.
Tiere sind selten und werden lediglich als Produkte hergestellt.
(�Do you like my owl?�)
Er greift die Themen der Hybris und der Moral im Bereich der Gentechnik auf.
Der Stoff steht in der Tradition von Mary Shelleys Frankenstein.
Der Roman behandelt die Arroganz des Wissenschaftlers, der gottgleich zwar Leben erschafft, dieses
aber im Grunde nicht als solches anerkennt.
Der menschlich vernachl�ssigende Sch�pfer spricht seiner Sch�pfung die Seele ab und
erzeugt so Leid und Aggression in ihr � sie wird zum Monster.
Als der Sch�pfer Tyrell seiner Sch�pfung Roy die Hoffnung raubt l�nger als 4 Jahre
zu leben, zeigt sich auch jener als w�tendes Monstrum.
Roy dr�ckt Tyrell die Augen ein - Augen tauchen oft in dem Film auf: Augen als
Fenster zur Seele; die Subjektivit�t der Wahrnehmung der Welt wird angedeutet.
Roy besucht Chew, den Augenhersteller.
Die Augen m�gen genetisch produziert sein, doch die Wahrnehmung durch diese Augen bleibt
individuell, wie Roy deutlich macht.
("Chew, if only you could see what I've seen with your eyes")
Replikanten sollen durch Psychotests, vor allem bez�glich der Empathief�higkeit,
erkannt werden k�nnen.
Hierbei werden die Reaktionen des Auges auf Fragen beobachtet.
Doch zeigen die Replikaten untereinander oft mehr Mitgef�hl als die Menschen im Film.
(�Pris!�
1:33:25-:55) Die Nexus 6 Replikanten zeigen Gef�hle und moralisches Bewusstsein (�I've
done questionable things� 1:21:56).
Die Frage, was eigentlich Menschlichkeit ausmacht, wird aufgeworfen.
Es gibt auch indirekte biblische Referenzen: In Miltons �Paradise Lost� entschlie�t
sich Luzifer lieber auf der Erde zu herrschen, als im Himmel zu dienen.
Er begehrt wie Roy Batty gegen seinen Sch�pfer und seine zugedachte Rolle auf.
Roy zitiert den vision�ren Dichter William Blake um (�Fiery the angels fell� 26:26).
Zum Schlu� hat er einen Nagel wie der gekreuzigte Jesus in der Hand und eine wei�e Taube im
Arm.
Im Christentum ist dies unter anderem ein Symbol des M�rtyrers oder auch des Geistes,
der - nun frei - gen Himmel fliegt.
(�You're the prodigal son� 1:21) Ferner sind Bez�ge zur Philosophie Ren�
Descartes nicht von der Hand zu weisen.
Man h�rt es schon: Rick Deckard ist der Name in amerikanisierter Version.
Pris zitiert dessen ber�hmteste Worte (�I think therefore I am�).
Descartes' philosophisches Werkzeug � der methodische Zweifel � unterliegt dem Film
als Thema.
Um eine Gewissheit zu finden, m�sse man erst alles in Zweifel ziehen.
Was sagt mir, dass meine Wahrnehmung kein Traum ist?
Eine Frage, die f�r die Figuren in �Blade Runner� relevant ist, denn die menschlichen
Regungen der Replikanten sind f�r die Replikanten echt.
Die Menschen erachten deren Gef�hle jedoch als k�nstlich.
Und damit nicht gleichwertig.
Diese Grundfrage wird dadurch unterst�tzt, dass es mehrere Andeutungen gibt, dass Deckard
selbst ein Replikant sein k�nnte, ohne es zu wissen.
Rachael fragt zwar, ob Deckard den Psychotest gemacht habe, dieser antwortet jedoch nicht.
Und auch das Ende des Films l�sst die Antwort offen.
Einfl�sse Stilistisch setzte der Film neue Ma�st�be
f�r das Science-Fiction-Genre.
Um den speziellen Look des Films zu kreieren, lie�en sich die Macher von diversen Medien
inspirieren.
Bevor Ridley Scott ins Filmbiz einstieg, drehte er Werbung.
Laut eigener Aussage war das seine Filmschule.
In einigen Szenen aus Blade Runner ist der Einfluss erkennbar.
Das harte Hintergrundlicht und die weiche Reflektion von vorne war eine Technik, die
in der 80er-Jahre Werbung oft verwendet wurde.
(19:44) �Blade Runner� ist einer der Urv�ter
des Neo-Noir.
Die Film Noir �ra lag in den 40ern bis 50ern.
Die Filme zeichnen sich durch einen starken visuellen schwarz-wei� Kontrast aus und
erz�hlen Kriminalgeschichten oft mit gef�hrlichen Frauen und trinkenden M�nnern � das Ganze
gerne in dunklen Gassen, mit bedrohlichen Schatten und unz�hlig vielen Zigaretten
erz�hlt.
Rick Deckard ist visuell wie der Detektiv-Archetyp Philip Marlowe aus den Raymond Chandler Geschichten
gestaltet.
Jordan Cronenweth war der der Kameramann.
Er verhalf Scott zu dem gew�nschten Look, indem er die Neonlichter auf den Stra�en
als Lichtquelle verwendete und viel Rauch einsetzte um den h�ufig eingesetzten harten
Lichtstrahlen ein Medium zu geben.
Ferner verwendete er oft bewegte Lichter und Beleuchtung von unten, u.a. durch Stra�enreflektion.
Die effektvolle Neo-Noir-Optik entsteht durch das weiche Frontlicht und das harte Hintergrundlicht.
Auch f�r die Lichteffekte in den Augen der Replikanten ist er verantwortlich � sie
wurden mit einem Kameratrick, nicht in der Postproduktion, erzeugt.
F�r die Stadt lie�en sich die Filmemacher von den Konzeptzeichnungen von Fritz Langs
Metropolis und den Kameratechniken aus Orson Welles' Citizen Kane beeinflussen (4:30).
Des Weiteren sahen sie sich die Architektur von San'Elia und Frank Lloyd Wright an.
F�r das Design war unter anderem Syd Mead verantwortlich: er designte die Autos, Hintergr�nde
und die Neonwerbung.
(Autos: 29:28) Ridley Scott erz�hlte, dass er seinem Team
st�ndig mit einem Druck von Edward Hoppers Nachtschw�rmern vorm Gesicht herumwedelte,
um den beabsichtigten Filmlook zu demonstrieren.
Ein weiterer wichtiger visueller Einflu� waren die Comics von Moebius.
Hier finden wir auch die fliegenden Autos und das futuristische Stadtbild.
Edward James Olmos, der Gaff spielt, war derjenige, der vorschlug, die Leute im futuristischen
Los Angeles einen polyglotten Slang sprechen zu lassen � das Cityspeak.
Weiterhin war es seine Idee ein Einhornorigami zu falten und er�ffnete damit eine weitere
Assoziationsebene, die sich auf Deckards Einhorntraum bezieht.
Der Titel Blade Runner stammt von der Novelle �The Bladerunner� von Alan E.
Nourse.
Den Filmemachern gefiel der Titel einfach.
Und auch das Logo auf dem Buchcover haben sich Scott und Schergen einfach gemopst und
angepasst.
Rezeptionsgeschichte:
�Blade Runner� wurde zwar zu seiner Zeit missverstanden, aber schlie�lich als wegweisender
Science-Fiction-Film anerkannt und beeindruckte viele Filmemacher.
Man findet bis heute Bez�ge zu dem Film in anderen Werken.
Alleine daf�r lohnt es sich, ihn nochmal anzuschauen.
Die Filme, die von Blade Runner beeinflusst worden sind, sind unz�hlbar.
Hier nur einige: Total Recall.
Brazil.
Wall-E.
Soldier.
Ghost in the Shell.
Elysium.
Gattaca.
The Matrix.
Terminator.
Auch in Musikvideos und Games finden wir den Einflu�.
Die Tunnelfahrt, die inzwischen zu unseren Sehgewohnheiten geh�rt, gab es bei �Blade
Runner� das erste Mal.
�Beneath a Steel Sky� oder �Syndicate� von 2012 zeigen starke Blade Runner Einfl�sse.
Und nicht zuletzt ist nat�rlich �Blade Runner 2049� vom Original inspiriert und
hebt die visuelle Ausgestaltung des Klassikers auf eine neue Stufe.