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„Steigen ihre Likes auch so rasant an, wie diese Zahl?
Nein?
Kein Wunder, viele sind fake!
Wir haben eine unglaubliche Entdeckung gemacht.
Die Spur führt uns über 6.000 Kilometer weit weg:
Nach Bangladesch und Indien.“
Die Suche nach gekauften Facebook Likes führt uns einmal um quer um die
Welt.
„Jetzt gibt es eben mehr Möglichkeiten zu Arbeiten, im Internet- und
Online-Bereich.“
Bei diesem heiklen Thema müssen unsere Reporter undercover arbeiten.
„Aaah, Hallo!
Schön sie kennenzulernen!“
„100.000“ „Das dauert aber...
Das ist kein Pappenstiel... echt kein Witz!“
„Ja klar, ihr könnt Likes kaufen, wie die Stars.“
Aber von vorne: Facebook-Likes, das ist die Währung des Internets: Sie
bestimmen den Beliebtheitswert einer Person.
Die beliebteste Seite hat mit Abstand Weltfußballer Christiano Ronaldo.
Mit über einhundert sechszehn Millionen Likes!
Viele wollen seinen Beliebtheitsgrad erreichen, und gehen dafür schonmal
fragwürdige Wege.
Denn über diesen gigantisch vielen Likes liegt oft ein
dunkler Schatten.
Auf Seiten wie „Likes-kaufen.eu“ oder „social-fanclick.com“ werden ganz offen
Facebook Likes verkauft Man kann Likes auch auf legalem Wege kaufen.
Doch das dauert, denn das funktioniert nur über Werbeschaltungen.
Schneller geht es illegal.
Wir wollen wissen, ob das wirklich funktioniert und erstellen eine
Fake-Fanpage.
Wir präsentieren: den berühmten Steven...ähh/upps Quentin Spielberg!
Momentan stehen wir damit noch bei 0.
Das soll sich aber möglichst schnell ändern:
Wir machen das Experiment und kaufen ein.
Wir wollen 1000 „Daumen hoch“ im Internet kaufen für gerade mal 18 Dollar.
Klappt das wirklich so einfach?
Aus welchen Ländern werden die Clicks auf unseren
Seiten kommen?
Wir werden sehen.
Aber wissen die Leute eigentlich, dass Stars die Millionen von Likes vielleicht
auch gekauft haben?
Wir fragen in der Bundeshauptstadt „Das ist eine gute Frage... das ist eine
gute Frage.
Darüber hab ich noch nicht nachgedacht!“
„Ich glaube viele sind real“ „Ich glaube da wird viel gefälscht bei“
Das Phänomen „Likes kaufen“ ist in der breiten Öffentlichkeit weitgehend
unbekannt.
Unsere Recherche zeigt, die meisten Anbieter haben ihren Sitz in Bangladesch
und....
...Indien.
Die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt, und das Land, in dem
mehr Menschen Englisch sprechen, als in den USA, England und Australien
zusammen.
Hier haben wir unseren Redakteur Nishant mit der Recherche zu dem Thema
beauftragt.
Doch wir kommen nicht wirklich weiter.
Die meisten Händlier legen grossen Wert auf Diskretion, und geben keine Telefonnummern
auf ihren Homepages an „Ah!
„Hier!
Hier ist eine!“
„Probier die mal!“
„OK.....
OK, lass mich kurz checken...
Indische Facebook likes, ok...“
„Hallo, bin ich hier bei Facebook likes?
Ich möchte welche kaufen....
Wieviele?
Kommt auf den Preis an!“
Nishant gibt sich als Vermittler aus, der für einen Kunden einkaufen soll.
Damit der Kunde aber auch beruhigt ist, müsse Nishant
bei der Farm vorbeikommen und sie mit eigenen Augen sehen.
Soweit unsere Story.
„Und?“
„Also..
Das Büro ist in Bangalore“ „Grossartig!“
„und er schickt mir auch gleich die Adresse per SMS!“
„Oh, na endlich!“
Sofort machten wir uns mit dem Tuk Tuk auf den Weg zu
der Adresse.
Das Büro ist keine 10 KM entfernt, und trotzdem brauchen wir
über eine Stunde durch den indischen Verkehr „Sieht aus, als ob es gerade aus wäre!“
„Bist du dir sicher, dass wir die richtige Adresse haben?
Weil gerade aus ist nichts!
„Aaah, ich bin mir nicht sicher....“
Die Adresse führt zu einer Baustelle.
Eventuell nur eine Tarnung?
Wir sehen genauer nach...
„hmmm... ich fürchte das macht keinen Sinn“ „Das ist deffinitiv eine Baustelle“
Doch wir lassen uns nicht entmutigen und recherchieren weiter.
Wir finden zahlreiche Anbieter, darunter viele aus Bangladesch
Auch hier scheint das Geschäft mit den Likes zu boomen.
Anders als in Indien, wo der Likehandel nur geduldet wird, ist er
in Bangladesch völlig legal.
Also geht die Reise weiter nach Bangladesch.
Mit 160 Millionen Menschen ist es eines der bevölkerungsreichsten Länder
der Welt.
Jedes Jahr wird Bangladesch von Fluten heimgesucht.
Steigt der Meeresspiegel nur 1 Meter, stehen 17% Bangladeschs
unter Wasser.
Die Hauptstadt Dakha hat mehr als 7 Millionen Einwohner und ist bekannt für
günstige Arbeitskräfte und einen boomenden IT-Bereich.
Wir treffen Neaz.
Er kennt die Stadt und das Geschäft mit den Likes
„Vor ein paar Jahren waren vor allem die jungen Leute sehr frustriert.
Jetzt finden sie mehr Möglichkeiten zu Arbeiten.
Im Internet- und Online-Bereich.“
Naez will uns eine Firma im Zentrum der Stadt zeigen.
Da dort Filmen jedoch verboten ist
muss unser Kameramann Marko sich erst ein verstecktes Mikrofon und eine
Kamera umschnallen.
So präperiert ist er bereit, sich mit dem Kontaktmann der
Firma zu treffen.
„Aaah, Hallo!
Schön sie kennenzulernen!“
Wir schätzen den jungen Mann auf Anfang 20.
Damit gehört er zu grössten Bevölkerungsgruppe hier.
Mehr als die Hälfte sind unter 25 Jahre alt.
Eine Wohnung im 8ten Stock eines unauffälligen Mietshauses - ohne Lift - ist
unser Ziel.
Um dem Boss hier zum Reden zu bringen, stellen wir ein grosses
Geschäft in Aussicht „Ah, Hallo!
Schön sie endlich zu treffen, Steffen Dietrich mein Name.“
„Zuerst interessiere ich mich mal für Facebooklikes.“
„100.000“ „Das dauert aber...
Das ist kein Pappenstiel... echt kein Witz!“
„Wie viele könnt ihr pro Monat generieren?“
„hmm.. also in einem Monat sollten wir so um die 20.000 Likes schaffen.“
„20.000?
hmm...“
„Minimum!“
06:49 Wir bestehen darauf zu sehen, wie er seine
Likes aus dem Nichts heraus schafft.
Dafür werden wir in einen kleinen Raum mit gerade einmal 4
Mitarbeitern geführt.
07:02 Noch bevor wir unsere Fragen an die 4 stellen
können, kommt es zu einem Zwischenfall.
„aaaahh... meine Güte!
Ein Stromausfall!“
Praktisch für die Mitarbeiter, denn sie wollen unsere Fragen ohnehin nur sehr
ausweichend beantworten.
Kurz darauf erhalten wir einen Anruf unseres indischen
Redakteurs Nishant.
Er hat nach langem Suchen einen Likefarmbetreiber gefunden, der mit uns sprechen möchte
Aussen getarnt als Spielecafe soll sich hier eine Likefarm befinden.
Im Treppenhaus ist es heiss und stickig - kein Wunder, es fehlt jedes Fenster
„Nein, Nein, ihr könnt hier nicht drehen, weg mit der Kamera!“
Um überhaupt an die richtige Adresse zu kommen, hat Nishant verschwiegen,
dass wir hier drehen wollen.
Doch nach einiger Überredungsarbeit willigt der
Betreiber schließlich ein, sich filmen zu lassen
Um neugirige Blicke von aussen abzuwehren sind alle Fenster
zugeklebt.
Shahrukh Kohli beaufsichtigt hier 10 Arbeiter.
Die klicken sich täglich wie wild durch Hunderte von Facebook-Profile.
08:22 - 08:26 „Was machen sie hier?“
„Wir haben eine Firma die sich auf Facebook-Marketing und Social-Media
spezialisiert hat.
Wir optimieren Facebook-Seiten um Likes zu bekommen.
Wir sind Social-Media Experten.“
Wie schon in Bangladesch auch hier: ausweichende Antworten.
Keiner nennt das Ding beim Namen, darum fragen wir jetzt
ganz direkt: „Können wir Likes bei euch kaufen?“
„Ja klar, ihr könnt Likes kaufen, wie die Stars.“
„Aber wie genau macht ihr das?“
„Kommt mit, ich zeig es euch.“
Der 30jährige Sharukh macht für uns eine Ausnahme und zeigt uns seine
Arbeitsweise.
Als erstes zeigt er uns seine extrem lange „Bestellliste“.
„Das ist unsere Arbeit allein für heute.
All diese Seiten müssen wir heute noch Liken.
Wir loggen uns mit mehreren Accounts ein und bewerten sie
positiv.
Das ist unser Social-Media-Konzept.“
Sharukh zeigt uns wie er ein Fake Profil anlegt.
Zuerst braucht er eine Wegwerf Email Adresse, mit der er ein neues Facebook
Profil erstellt Um das Profil echt aussehen zu lassen verpasst
er ihm ein Profilbild und macht ein paar Posts.
Die sind wichtig, um nicht von der Facebook Such-Software erwischt zu werden.
Alles in allem eine Arbeit von 5 Minuten
„Und der Account ist fertig.“
Jeder seiner Arbeiter erstellt hier täglich 200 bis 500 solcher Fake-Accounts.
Der nächste Schritt ist ganz einfach.
Sharukh kopiert die Facebook-Seite aus seiner Liste, und liked sie.
Genau wie jeder normale Benutzer auf der Social-Media-Plattform auch.
Nur machen er und seine Arbeiter das über 1.000
Mal am Tag.
Animation: Die Idee dahinter: Eine Fanpage landet in
den Ergebnissen der Suchmaschienen nur dann weit vorne, wenn sie
auch genügend Likes hat.
Das erhöht die Chance auf einen Schneeballeffekt,
bei dem aus den gekauften 1000 Likes schnell mal mehrere Tausend echte werden
können.
Sharoukh verspricht eine Lieferzeit von nur 24 Stunden.
Seine Arbeiter clicken hier 24 Stunden am Tag, 7
Tage die Woche Natürlich gibt es auch Computerprogramme,
die diesen Job viel einfacher übernehmen könnten.
Sogenannte Bots lohnen sich aber schon lange nicht
mehr...
„Ich kann gar keine Programme zum Liken benutzen, da Facebook
künstliche Intelligenz erkennt.
Deshalb brauche ich echte Menschen die das machen.“
Diese Bots verstoßen bei Facebook gegen die Geschäftsbedingungen.
Deshalb hat der Internet-Riese solchen Programmen
den Kampf angesagt.
Likes die auf diesem Wege generiert werden, werden gar nicht
erst angezeigt.
Zeit für ein Zwischenfazit: Wie sieht es mir unserer gefakten Fanpage aus?
Tatsächlich - Nach nicht einmal 12 Stunden stehen wir bei 152 Likes!
Diese Likes ermöglichen Sharoukh und seiner Familie ein
verhältnismäßig gutes Auskommen.
500 Euro im Monat verdient er, und kann so ein Ein Zimmer Appartment bezahlen.
Sein größter Fan braucht kein Social-Media-Profil um ihn zu liken.
Der Hund ist sein ganzer Stolz, schließlich kann sich
nicht jeder ein Haustier leisten.
Benutzt Sharukh Facebook eigentlich noch zu Hause?
„Klar, habe ich auch ein privates Facebook-Konto.
Ich benutze das täglich um mit meinen Freunden und Verwandten in Kontakt
zu bleiben.“
Auch wenn Sharukh nur das Positive sieht, ganz so einfach ist es leider nicht,
denn das Geschäft mit den Likes hat auch Nachteile:
Täglich muss er eine Polizeirazzia fürchten, denn anders als in Bangladesch ist
in Indien das Geschäft mit den Likes verboten - auch wenn das Verbot bis jetzt
nur spärlich umgesetzt wird.
Bis er erwischt wird will Sharouk weiter machen, denn er verdient jetzt als
Likefarm Betreiber das 5 fache, verglichen zu seinem früheren Job im IT
Callcenter Nach 2 weiteren Tagen wollen wir das Endergebnis
sehen: Wurden die 1000 gekauften Likes tatsächlich geliefert?
Wir staunen nicht schlecht, als wir einen Blick auf die Statistik der Seite werfen:
1138 Likes!
138 davon sind echte Likes von echten Menschen.
Die Idee scheint zu funktionieren.
Die 1000 gekauften Likes motivierten einige Leute, die Seite ebenfalls mit einem „Daumen
Hoch“ zu bewerten