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Gibt es irgendetwas,
das von sich selbst aus agiert?
Als ich ein Kind war, wurde mir gesagt,
die Sonnenblume drehe sich zur Sonne, weil sie das Licht braucht.
Und ich schriebs mir auf, denn es ergab Sinn.
Später aber lernte ich, dass sich nicht die Blume zur Sonne dreht,
sondern die Sonne sie in einem bestimmten Winkel trifft
und so auf ihre Membranen wirkt.
Die Sonne dreht also die Blume – ein bedeutender Unterschied!
Ist das nachvollziehbar?
Ein anderes interessantes Experiment ...
Wer davon schon gehört hat,
versteht eher, wovon ich spreche.
Man setzte Fische
in einen Wassertank –
Guppys oder andere Fische.
Die Frage, die zum Experiment führte,
stellte sich der Physiologe Jacques Loeb.
Jeder behauptete, Fische würden aufgrund ihrer Instinkte
zu ihren Laichplätzen schwimmen.
Sie finden z.B. den Orinoco River,
ohne je dort gewesen zu sein. Sie können vom Meer aus
einen bestimmten Fluss aufspüren. Sie legen tausende Kilometer zurück.
Dort vermehren sie sich und sterben.
Und man glaubte, die Fische hätten einen Instinkt –
als wüssten sie von Geburt an den Weg.
Das nannte man "Instinkt".
Loeb bezweifelte, dass Fische so geboren werden.
Ohne geographische Kenntnisse und ohne eingebaute Landkarte:
Wie machen Fische das?
Er hatte Vermutungen,
stellte Hypothesen auf und sagte:
"Vielleicht reagieren Tiere auf vorbeiziehende Schatten."
Das ist ein Unterschied. Er tat Folgendes:
Er gab einen Fisch in ein Becken,
nahm einen Glaszylinder und verspiegelte diesen.
Der Glaszylinder wurde also zu einem Spiegel.
Er malte schwarze Punkte darauf und dann drehte er ihn.
Bewegt man den Glaszylinder –
verchromt mit schwarzen Punkten –, und lässt Licht darauf fallen,
bewegen sich Schatten über das Wasser.
Es war ein silberner Zylinder mit schwarzen Punkten.
Bewegt man den, ziehen schwarze Punkte durch das Wasser.
Egal wie viele Fische im Becken waren: Bewegte er den Zylinder,
richteten sich alle Fische sofort den Schatten entsprechend aus.
Sofort!
Dann veränderte er den Winkel
und die Fische richteten sich wieder an den Schatten aus.
So fand er heraus, dass die Wellen eines Flusses
Schatten erzeugen, auf die Fische reagieren.
Sie schwimmen also nicht gegen den Strom,
sondern gegen die Schatten.
Drehte er den Zylinder schneller, als das Wasser floss,
schwammen die Fische mit dem Strom.
Er vermerkte:
Es ist ein Mechanismus: Fische orientieren sich an vorbeiziehenden Schatten.
Er versuchte also, den Mechanismus hinter dem Phänomen zu finden.
Wenn ein 9-jähriges Kind gut Klavier spielen konnte,
sprach man früher von Begabung, musikalischem Instinkt
oder Talent. Loeb versuchte, diese schwammigen Wörter zu definieren.
Er nannte sich selbst einen Mechanisten.
Er versuchte, die Zusammenhänge herauszufinden. Das heißt "mechanistisch".
Wenn man mit dem Auge zur Seite schaut,
dann werden die Augäpfel von Muskeln gezogen.
Und es sind chemische Stoffe, die wiederum die Muskeln dazu bringen.
Es handelt sich um eine Ereigniskette. Was also bringt Fische dazu,
flussaufwärts zu schwimmen? Vorbeiziehende Schatten.
Vorbeiziehende Schatten
beeinflussen auch Küken.
Sie richten sich ebenfalls den Schatten entsprechend aus.
Ist klar, was ich meine?
Alles, was er zuvor erforscht
und mit Instinkten erklärt hatte, verlor seine Gültigkeit.
Er sagte, dass bestimmte Verhaltensmuster existieren,
die wir noch nicht entschlüsseln konnten. Lasst es uns versuchen.
Lasst uns die Mechanismen finden, die Verhalten hervorrufen. Wie wäre das?
Übersetzung: Linguistic Team International http://forum.linguisticteam.org