Extra Credits präsentiert
Wohin ist Survival Horror verschwunden?
Habt ihr auch schon bemerkt, dass das Genre Survival Horror
fast vollständig verschwunden ist?
Ja, es gab ein Resident Evil oder ein Alan Wake hier und da,
eigentlich sind das aber keine richtigen "Horror" Spiele.
Es sind eher "Action Adventures" mit Zombies.
Die neuesten "Silent Hill" Teile gehen in die gleiche Richtung.
Nur weil Butzemänner und Skelette vorkommen, ist es nicht unbedingt ein Horrorspiel.
Was ist wahrer Horror also?
Horror hat mit der menschlichen Psyche zu tun.
Es geht um tief verwurzelte Urängste.
Horror ist das Irrationale,
das Versagen des modernen Glaubens an Logik
und die fundamentale Ordnung der Welt.
Horror ist all das, was uns zu unsereren düsteren Impulsen treibt
und unsere bestialischen Aktionen rechtfertigt.
Horror hat mit Hoffnungslosigkeit zu tun
und der Konfrontation mit Dingen, die so unvorstellbar größer sind als wir,
dass wir, mit unserer Selbstherrlichkeit und Sicherheit unseres Platzes im Universum,
gar nichts sind vor ihnen.
Horror fasziniert uns wegen des Verständnisses unserer irrationalen Impulse,
indem wir hinter das Alltägliche und Behagliche blicken,
um unsere primitive, animalische Ader zu erforschen.
Bei Horror ist der Bösewicht für uns meist faszinierender als der Protagonist,
weil uns der Bösewicht erlaubt, tief in die abscheulichsten,
jedoch verführerischen Abgründe zu blicken, die Teil unserer Natur sind.
Horror ist außerdem reinigend, da er uns erlaubt
all diese unangenehmen Impulse zu erforschen und einen Zusammenhang
zu unangenehmen Momenten unseres eigenen Lebens herzustellen.
Ab und zu erfährt jeder ein bisschen Horror;
niemand lebt völlig frei von Angst oder Verzweiflung.
Wir alle sind ein bisschen abergläubisch und haben kleine Ängste
und es ist Horror, der uns von diesen Meinungen säubert indem wir sie erforschen.
Videospiele als ein interaktives Medium sind vermutlich am besten dazu geeignet,
Furchtszenarien zu vermitteln.
Also... was ist passiert?
Wohin sind alle Horror Spiele verschwunden?
Warum es in den meisten Horrorspielen nicht mehr so sehr um Horror geht,
hängt eigenartigerweise mit dem technologischen Fortschritt zusammen.
Erinnert ihr euch an die neblige Umgebung der ersten "Silent Hill" Teile?
Dieser Nebel war nicht nur wegen der Atmosphäre da.
Das Spiel musste weiter entfernte Objekte verstecken, da die PlayStation nicht mehr
als ein paar hundert Polygone auf einmal darstellen konnte.
Auch frühe PS2 Titel wie "Project Zero" (USA Titel: "Fatal Frame")
hatten den glücklichen Umstand technischer Begrenzung.
Es reichte aus, undeutliche Charaktermodelle und Texturen darzustellen,
da die Vorstellungskraft des Spielers den Rest hinzufügen konnte.
Mit der heutigen Darstellungsqualität der PS3 und XBox360 allerdings,
ist es für Studios eine große Versuchung, alles scharf und sauber darzustellen,
um ein intensives Erlebnis zu kreieren; daher wird auch das kleinste Detail abgebildet.
Horror aber beruht auf Psychologie - und wer könnte sich besser Angst machen,
als wir selbst, wenn wir in der richtigen Stimmung sind.
Was uns zum nächsten Punkt bringt:
Das Mysterium.
Das Unbekannte ist immer furchteinflößend - und doch faszinierend.
Das Unglaubliche dieses sehr menschlichen Drangs, ist die Neugier zu verstehen.
Es ist der Grund, warum wir uns die Augen zuhalten, aber durch die Finger spicken.
Wir müssen es wissen.
Wir haben Angst vor der Machtlosigkeit durch Unwissenheit,
deshalb werden wir hineingezogen - eingenommen - um zu verstehen...
selbst wenn die Erkenntnis es schlimmer machen würde.
Es ist eine menschliche Angewohneit,
ein Teil unserer ältesten Mythologien, und ältesten Geschichten.
Dieser Drang war ein wesentlicher Bestandteil der ersten Horrorspiele.
Der Spieler musste eine anfangs unerklärliche Situation
über das Spiel hinweg verstehen lernen.
Man benutzte das Mysterium "Was passiert hier eigentlich?"
um den Spieler zu locken und ihn über die vagen Hinweise
und versteckten Andeutungen grübeln zu lassen.
Dadurch entstand eine von sich aus fesselnde Erzählung
und man spielte mit der Spannung des Spielers, zwischen dem Drang zu fliehen
und dem Drang, mehr zu erfahren.
Dieser Drang, zusammen mit der Angst vor dem Unbekannten,
etwas viel größerem als man selbst, das die Welt auf den Kopf gestellt hat,
war der Kern von Horrorspielen.
In der heutigen Konsolengeneration scheint dies allerdings fast vollständig verschwunden zu sein.
Was ist passiert?
Nun, Fortsetzungen und Serien sind passiert.
Wie ich bereits sagte, ist das Mysterium eines der Schlüsselelemente des Horrors
und es ist sehr schwer, ein Mysterium über mehrere Teile hinweg aufrecht zu halten.
Ich meine, nach ein paar "Resident Evil"s haben wir alle herausgefunden,
dass die Mitarbeiter der Umbrella Corp. keine wirklich netten Leute sind.
Der Verlust dieses Mysteriums ist einer der Gründe,
warum sich das Horror Genre nun im Action Genre wiederfindet.
Wenn der Horror bekannt ist und das Monster gesehen wurde,
gibt es nicht viel zu tun außer Durchladen, Waffen aufblitzen lassen und Ausschalten.
Doch das bringt uns zu einem anderen Punkt: Geld.
Unglücklicherweise werden beliebte Serien fortgesetzt und verkauft
lange nachdem sie ihren Zenit überschritten haben.
Sonic, du bist gemeint...
Es ist sehr verführerisch für Studios, eine bekannte Serie weiter auszuschlachten,
anstatt ein neues Produkt zu etablieren. da es finanziell weitaus weniger riskant ist.
Aber es gibt noch ein anderes wirtschaftliches Problem mit Horrorspielen.
Die traurige Wahrheit ist, dass sich das Horror Genre
längst nicht so gut verkauft wie Action Adventures.
Und AAA Spiele sind nicht billig zu produzieren.
Deshalb versuchen viele Horror Serien attraktiver für die Masse zu werden
um ihren Umsatz zu sichern.
Vor zehn Jahren ließ sich mit einem Nischentitel - und einem bisschen Glück -
noch ansehnlich Geld verdienen.
Aber wenn heutzutage ein Budget von 20-40 Mio. Dollar eingespielt werden muss...
... wird es sehr verführerisch, einfach auf die breitmöglichste Masse ab zu zielen.
Wenn wir als Spieler mehr echte Horrorspiele haben möchten,
müssen wir den Entwicklern zeigen, dass wir nicht die schillerndste Grafik
und fotorealistische Charaktere brauchen
um ein Horrorspiel zu kaufen.
Ansonsten sind Entwickler gezwungen, ihr Horrorspiel aus zu dünnen
um einen größeren Markt zu erreichen - sie haben auch keine andere Wahl.
Für alle, die an dem Genre noch interessiert sind,
gibt es glücklicherweise immer noch Orte an denen man Horrorelemente erleben kann.
Spiele wie Demon's Souls
oder die Dear Esther Half-Life Mod
ziehen ähnliche Schauplätze auf wie echte Horrorspiele.
Vielleicht sehen sie oberflächlich nicht wie Horrorspiele aus,
aber sie erwecken dasselbe Gefühl des Unbekannten
und des Schreckens nur durch ihre Spielmechanik.
Wird das Horror Genre also wiederkommen?
Vielleicht.
Vielleicht müssen wir nur genauer hinschauen, um es zu entdecken.
Wenn wir als Konsumenten bereit sind zu zeigen,
dass dieses Genre noch immer existieren kann,
wird die nächste Generation von Horrorspielen kommen.
Sie werden von den Designern kommen, die von den aktuellen Titeln lernen konnten,
was hinter der Ästhetik des Horrors steht, und es somit schaffen,
psychologische Ängste als Kernelement des Spiels zu etablieren.
Das werden dann seeehr mächtige Horrorspiele, das kann ich euch sagen.
Und solange das Genre nicht vollständig ausstirbt,
steht Horrorspielen eine strahlende Zukunft bevor.
Ähem, "düster". Sehr düster, oh ja.
Ihr wisst was ich meine.
Untertitel präsentiert von: Kraeftchen - Tool: Universal Subtitels -