Ach, ich kann nicht mehr schlafen.
Aber ich muss es versuchen.
Nein, ich kann nicht schlafen.
lch habe ja die ganze Nacht geschlafen.
Dann bin ich aufgestanden,
habe Tee mit meinem Mann getrunken
und ging dann wieder zu Bett.
Was sollte ich denn sonst auch tun?
Ach Gott, wie traurig langweilig ist es!
Es ging mir besser, als ich noch allein war.
Wir waren zwar arm, aber in gewisser Weise frei.
Und jetzt...
Langeweile, Trübsal, man könnte sich aufhängen.
lch bin die Frau eines Kaufmanns,
verheiratet mit dem angesehenen Kaufmann
Sinowi Borissowitsch lsmailow.
Die Ameise schleppt ihren Strohhalm,
die Kuh gibt Milch,
die Knechte sieben das Mehl,
nur ich allein habe nichts zu tun.
Nur ich allein bin traurig und langweile mich.
Nur mein Leben ist düster,
mein Leben als Kaufmannsfrau.
Gibt's heute Pilze?
- Ja, gibt es. - Gibt es?
Du weißt, ich mag Pilze sehr gern, vor allem mit Buchweizengrütze.
Ob die Sonne scheint oder ein Unwetter tobt,
mir ist doch alles gleichgültig.
Weshalb singst du?
- Hast du nichts anderes zu tun? - Und was?
Weshalb haben wir dich in unser Haus genommen?
lch habe immer zum Sohn gesagt: Heirate Katerina nicht.
Aber er wollte nicht hören.
Was für eine Frau! Fünf Jahre verheiratet,
und es ist immer noch kein Kind da!
Das ist nicht meine Schuld.
- Wie bitte? - Es ist nicht meine Schuld!
Wessen Schuld denn dann?
Sinowi Borissowitsch gelingt es nicht, ein Kind in meinen Bauch zu legen.
Das soll es sein?
Es ist alles Sache der Frau, an die ein Mann gerät.
Hätte ihn eine gute Frau geliebt und wäre sie zärtlich zu ihm gewesen,
wäre im Nu ein Kindchen geboren.
Aber du bist ja kalt wie ein Fisch,
du versuchst gar nicht, seine Liebe zu gewinnen.
Wir haben keinen Erben für unser Vermögen,
keinen Erben für unseren guten Namen als Kaufleute.
Du möchtest dir wohl einen jungen Burschen angeln,
um mit ihm fortzulaufen.
Versuch das nicht, der Zaun ist hoch.
Die Hunde laufen frei, die Arbeiter sind treu ergeben.
Und ich bin die ganze Zeit auf der Hut.
Mach das Gift fertig für die Ratten.
Sie haben wieder das ganze Mehl aufgefressen.
Du bist selber eine Ratte!
Du solltest dieses Gift nehmen!
Sprich!
Der Damm an der Mühle ist gebrochen.
Dort ist jetzt ein riesiges Loch.
Was sollen wir tun?
Als hätten wir nicht schon genug Arbeit.
lch werde wohl selbst gehen müssen.
Dann geh! Ohne die Aufsicht des Herrn läuft nichts.
Die Leute sind unzuverlässig!
Was kichert ihr so?
Euer Herr muss auf Reisen gehen,
und ihr seid nicht traurig, euch tut es nicht Leid?
Doch, es tut uns Leid!
Warum gehst du fort, Herr, warum?
ln wessen Hände gibst du uns?
Ohne den Herrn ist es traurig, langweilig, freudlos.
Das Haus ist ohne dich kein Haus,
die Arbeit ohne dich keine Arbeit.
Freude ist ohne dich keine Freude.
Kehre so schnell wie möglich zurück!
Hier, Vater, sieh! Das ist der neue Arbeiter,
- den ich heute eingestellt habe. - Sehr schön.
- Wo warst du vorher? - Bei den Kalganows.
Und warum haben sie dich hinausgeworfen?
Die Pferde sind bereit.
Nun, da kann man nichts machen.
Sag deiner Frau Lebewohl.
Leb wohl, Katerina.
Sag ihr, sie soll mir treu bleiben.
Sie soll schwören! Schwören!
Lass sie schwören, dass sie dir treu bleibt.
Und warum das? lch bin nicht lange fort.
Man kann nie wissen, für alle Fälle.
Junge Frauen sind alle gleich...
''S'il vous plaît, rendez-vous, sauce provençale...''
- Du verstehst mich? - Ja gewiss!
Sieh nur zu, dass sie keiner verführt.
Ja gewiss!
Schwöre auf die heilige lkone, dass du deinem Mann treu bleibst.
lch schwöre!
Nun, das ist alles.
Leb wohl, Sinowi, sag Lebewohl zu deiner Frau.
Leb wohl, kleine Katerina!
Nicht so! Auf die Knie!
Auf die Knie! Los!
Er geht auf eine weite Reise, noch ein paar Tränen...
Nun fort denn!
Was stehst du noch hier?
Warum bist du hier geblieben?
Der neue Arbeiter,
er ist ein verdammter Schürzenjäger.
Er kann jede Frau zur Sünde verführen.
Er hat alle Vorzüge:
Er ist groß, sieht gut aus, ein Bild von einem Mann.
Er war früher bei den Kalganows im Dienst.
Er hat sich mit der Herrin eingelassen,
und deshalb haben sie ihn fortgejagt.
Warum weinst du nicht?
Dein Mann ist doch auf Reisen gegangen.
Was für eine Frau! Sagt Lebewohl zu ihrem Mann
und vergießt nicht einmal eine Träne.
Was für ein Stimmchen! Wie eine Nachtigall!
- Los, wie sie sich wohl anfühlt! - Oh, du Schamloser!
- Befühlt sie nur schön! - Oh, kneif mich nicht.
- Noch mehr! - Oh! Das tut weh!
Was für ein herrliches Euter! Und wie schön glatt!
Lasst mich dieses Ãrmchen anfassen!
- So glatt und fest! - Oh, du Schwein!
Oh! Das tut weh!
Ein strammes Weib!
Ein strammes Weib, wie Milch und Blut!
Bei Gott, ein strammes Weib!
Mein Körper ist voller blauer Flecken!
Doch ihre Fresse ist voller Pickel!
Zerreiß ihm doch die Hosen, Axinja!
Gut so, und los!
Wache! Er hat mir wehgetan!
Halt still, Axinja. Pack sie, Sergej!
- Er soll weggehen. - Halt still!
Pack sie! Pack sie!
Halt still, Frau!
Wir lachen uns noch tot!
Die Herrin!
Was ist los mit dir?
Sie haben mir den ganzen Rock zerrissen.
Lasst die Frau los.
Euch macht es wohl Spaß, eine Frau zu verspotten!
Uber wen sollten wir denn sonst lachen?
Eine Frau ist also nur dazu gut, ausgelacht zu werden?
Wozu sollte sie denn sonst gut sein?
Du Schwein!
Na, na!
lhr Männer bildet euch wohl viel auf euch ein.
Glaubt ihr denn,
nur ihr seid stark und mutig,
nur ihr habt Verstand?
Weißt du denn nicht, dass Frauen zuweilen eine ganze Familie ernähren?
Und dass Frauen während des Krieges
die Feinde in die Flucht schlugen?
Mitunter opferten Frauen ihr Leben
für ihre Männer, für ihre Verlobten.
Doch dir ist das alles gleich.
Jetzt bekommst du eine Tracht Prügel.
Damit du begreifst, wozu eine Frau gut ist.
Nun denn, gewährt mir Eure Hand, wenn es wahr ist.
Das tut weh, lass los.
Der Ring...
Dein Trauring gräbt sich ein.
Lass los, lass los!
Lasst mich noch ein wenig gewähren.
Es tut weh, lass los!
Sieh doch, wie sie ihn gestoßen hat.
lch möchte Euch einen Vorschlag machen.
Nun?
Wir wollen ein bisschen ringen.
Nun gut, dann ringen wir.
Weg da, ihr Leute!
Warum hörst du auf?
lch vergaß...
lch halte Euch in meinen Armen.
Und ich denke... Ja, was soll's?
lch habe sehr viel Kraft!
Lass mich los, lass mich los!
Ach, Serjoscha, lass mich los!
Was geht hier vor?
lch kam gerade vorbei, verhakte mich mit dem Fuß in einem Sack
und fiel hin.
Er wollte mir aufstehen helfen und fiel selbst.
Genauso ist es gewesen.
Was steht ihr hier herum? Wer macht eure Arbeit?
Wofür werdet ihr bezahlt?
Tagediebe, Faulenzer, Trunkenbolde!
Los, steh hier nicht herum!
Brate mir ein paar Pilze.
Warte nur,
wenn dein Mann kommt.
lch erzähle ihm alles.
Zeit zum Schlafengehen. Der Tag ist vorbei.
Zeit zum Schlafengehen.
Es ist niemand da, mit dem ich reden könnte.
Ach, wie trist ist es,
wie langweilig, nur Wände und Türen
und Schlösser an den Türen.
Katerina!
Was ist?
Es ist Zeit zum Schlafengehen.
Es ist noch früh.
Unsinn, was hast du noch zu tun?
Dein Mann ist nicht da.
Es gibt keinen Grund, die Kerze zu vergeuden.
Schon gut.
lch gehe zu Bett.
Das Fohlen saust zur Stute hin,
der Kater sucht das Kätzchen,
der Täuberich fliegt zum Täubchen,
und nur zu mir eilt niemand.
Die Birke wird vom Wind liebkost,
und die Sonne wärmt sie mit ihren Strahlen.
Für alle ist irgendwo ein Lächeln,
nur zu mir kommt niemand,
niemand legt den Arm um mich,
niemand drückt seine Lippen auf meine.
Niemand streichelt meine zarte Brust,
niemand erschöpft mich mit leidenschaftlichen Liebkosungen.
Freudlos ziehen meine Tage dahin.
Mein Leben fliegt vorbei ohne ein Lächeln.
Niemand kommt zu mir.
Wer ist da, wer klopft?
Habt keine Angst, ich bin es.
- Wer? - Sergej. - Sergej? Was ist?
Was willst du in der Nacht?
Nur eine Kleinigkeit!
Was für eine Kleinigkeit?
Kommt her, dann sage ich es Euch.
Nun, was ist?
lch wollte Euch um ein Buch bitten.
Was für ein Buch?
- Um ein bisschen zu lesen. - lch habe keine Bücher.
lch kann gar nicht lesen.
lch komme um vor Langeweile.
- Warum heiratest du nicht? - Wen denn?
Eine Tochter aus gutem Haus nimmt mich nicht.
Und die einfachen Mädchen mag ich nicht.
Sie sind so ungebildet, und ich bin ein feinfühliger Mensch.
Deshalb langweile ich mich so.
Auch ich langweile mich.
Wie sollte man sich nicht langweilen!
Wenn wenigstens ein Kind käme!
Doch auch ein Kind, erlaubt mir, es so auszudrücken,
kommt doch als Ergebnis von etwas und nicht von ganz allein.
Nun, sagen wir einmal,
lhr hättet ein kleines Geheimnis, so wie alle anderen Frauen auch...
ln Eurer Lage
wäre es doch fast unmöglich, Euch mit ihm zu treffen.
Sagen wir, gar hier in diesem Haus?
Glaubt lhr denn, ich verstehe nicht?
Wie lange bin ich schon in Diensten
und habe genug Frauen gesehen!
Ja...
Nun gut, Sergej, geh jetzt.
lch gehe.
Leb wohl.
Das war ein schöner Ringkampf.
lhr seid wirklich stark...
Nun, warum daran erinnern.
Es war der schönste Augenblick in meinem Leben.
- Wollt lhr nicht noch einmal? - Wag es nicht!
Dann umarmen wir uns.
Lass los, Sergej! Was denkst du dir?
Der Schwiegervater könnte kommen und uns sehen.
lch bin trotzdem stärker.
Sergej, das sollst du nicht.
Was tust du? lch habe Angst.
- Du mein Leben! - Was tust du?
Geliebter, lass los, Geliebter, ich will n...
Ach, Katja, du meine Freude!
Geh doch, um Gottes willen.
lch bin eine verheiratete Frau.
Oho, das habe ich noch nicht erlebt, dass eine verheiratete Frau
sich mir so schnell hingibt.
Und was Sinowi Borissowitsch betrifft...
Davon reden wir nicht.
lch habe keinen Mann,
nur dich allein.
- Katerina! - Der Schwiegervater!
Bist du im Bett?
lch gehe gerade.
Na gut.
- Geh. - lch gehe von hier nicht weg.
Der Schwiegervater wird die Türen abschließen.
Für einen wendigen jungen Mann sind auch die Fenster eine Tür.
Nun komm, Katja!
Geliebter!
Was für ein Durcheinander!
Was steht ihr hier herum? Kommt!
Was hat sie bloß angestellt!
Und wir müssen es wieder aufräumen!
Los! An die Arbeit!
Der Herr! Schluss! Verschwinden wir!
So ist es im Alter!
Man kann nicht schlafen.
Es scheint mir immer, als lauerten überall Diebe.
lch gehe umher, sehe nach, ob irgendwo ein Dieb ist.
Als ich jung war, konnte ich auch nicht schlafen.
Doch das hatte andere Gründe!
lch lungerte unter den Fenstern fremder Frauen,
sang Lieder und log, was mir in den Sinn kam,
kletterte auch mitunter durch ein Fenster.
lch hatte ein schönes Leben, so kann man sagen.
Sinowi ist ganz anders; beachtet nicht einmal seine eigene Frau.
Wäre ich so jung wie er, wie würde ich...
lch würde sie...
Licht im Fenster.
Sicher kann sie nicht schlafen.
Sie ist ja eine junge Frau und heißblütig.
Und keiner da, der sie trösten könnte.
Wäre ich doch jünger, nur so zehn Jahre...
Dann, ja dann!
lhr würde warm werden von mir.
Warm, warm, bei Gott, wie warm.
Sie wäre es schon zufrieden!
So eine gesunde Frau,
und kein Mann da, kein Mann weit und breit!
Ohne Mann ist es für eine Frau langweilig.
lch gehe zu ihr, jawohl!
Leb wohl, Katja, leb wohl!
Was ist denn das?
- Warte noch ein bisschen. - lch muss nachsehen.
- Es wird schon hell. - Sonst waren die Nächte endlos.
Das ist Ehebruch, Katerina betrügt ihren Mann.
Sie hat einen Liebhaber gefunden!
Doch unsere gemeinsamen Nächte sind vergangen wie im Flug.
Zum Teufel, was für eine Schande, Herrgott im Himmel!
Die Nächte vergingen wie im Flug.
Leb wohl, Katja!
- Schau her, was für ein Teufel! - Leb wohl!
- Serjoscha! - Katja!
Sergej, der neue Arbeiter!
Das Schwein! Der kann was erleben!
Halt! Wo warst du?
Dort, wo ich war, bin ich jetzt nicht mehr.
Er hat die Nacht bei der Frau meines Sohnes verbracht.
- He, Leute! He! - Schrei doch nicht so!
lch will aber schreien. lch bin jetzt hier der Herr im Haus!
Leute, kommt herbei! lch habe einen Dieb gefangen.
Und was willst du jetzt von mir?
lch will dir 500 Peitschenhiebe geben.
Herr, habt Erbarmen!
Los, bring mir die Peitsche!
Nun, ein bisschen schneller! Zieh ihm das Hemd aus!
Nun, Bruder, du hast es so gewollt. Und hast es auch verdient...
Willst du ihn selbst schlagen, Herr, oder soll es ein anderer machen?
Selbst! Katerina!
Was ist los? lch schlafe.
Du schläfst?
Es ist gar nicht so lange her, da kamst du zum Fenster
und hast die Sterne gezählt, wartetest auf den Sonnenaufgang.
Schau, Katerina!
lch habe einen Dieb gefangen und werde ihn jetzt auspeitschen.
Nun los! Fangen wir an!
Sieh mal, Katerina, was für ein amüsantes Schauspiel!
Es blutet schon, und jetzt noch einmal, so zum Spaß.
Lasst ihn los!
lch, ich... Lasst ihn los!
Blut, mein Freund, hast du viel.
Deshalb bist du auch so geil.
Lasst mich zu ihm!
Wir schlagen dir das Blut aus dem Leib,
lhr Leute! lhr Leute!
So hilf mir doch einer!
Warum schreist du denn nicht, zum Teufel?
Willst dich wohl aufspielen vor der Frau?
So hilf mir doch einer!
lch bringe dich schon noch zum Schreien!
lhr haltet mich nicht auf!
- Du Bestie! lch lasse das nicht zu! - Haltet sie fest!
Lasst mich los! Du Ungeheuer!
Spiel dich nicht auf vor der Frau!
Schrei doch, dann hör ich auf!
Und das! Und das!
lch kann nicht mehr.
Wünscht lhr, dass ich weitermache?
Nein, es reicht.
Zu viel auf einmal ist nicht gut.
Sonst krepiert er uns noch.
Bringt ihn in die Vorratskammer.
Morgen wird er noch einmal verprügelt.
Nun was?
Das hat mich hungrig gemacht.
lst noch etwas übrig vom Abendessen?
He! lch rede mit dir!
Pilze sind übrig.
Das ist gut.
Bring mir die Pilze.
Sergej sitzt in der Vorratskammer, hier ist der Schlüssel.
Lauf schnell zur Mühle
und such Sinowi Borissowitsch.
Sag ihm, er soll so schnell wie möglich nach Hause kommen.
Sag ihm,
zu Hause ist etwas Schlimmes passiert.
lch habe Gift dazugetan.
Der Alte wird krepieren vom Rattengift.
Die Pilze schmecken köstlich.
Du bist eine Meisterin im Zubereiten von Pilzen, Katerina.
Geh und zieh dich an.
Du läufst ja halb nackt herum.
Geh!
Nein, halt! Es brennt in mir wie Feuer.
Bring mir Wasser.
lch will nicht.
Was hast du gesagt? Du wagst es?
lch wage es!
Du Schlampe!
Was ist los mit mir?
lhr habt wohl die Pilze zu spät in der Nacht gegessen.
Viele Leute sterben daran.
Ruf den Popen, meine liebe Katerina.
Vielleicht muss ich wirklich sterben.
Es brennt... es brennt wie Feuer.
lch habe lange gelebt und viel gesündigt.
Hol den Popen!
O Gott, welche Schmerzen!
Wo sind die Schlüssel zur Vorratskammer?
lch bekomme keine Luft...
Sieh, bald dämmert der Morgen.
Der Himmel wird heller.
Nur keine Zeit verlieren, an die Arbeit.
Die Speicher warten schon auf uns.
Das Mehl, das uns nährt, wartet auf uns.
Unser Herr ist böse und grausam.
Einer von euch soll zum Popen laufen.
Mir geht es schlecht.
Augenblick.
Sollen wir Euch ins Haus zu tragen?
Nein, hier ist es besser.
Die Sonne geht bald auf, legt mich dorthin.
- Die Schlüssel... - Was?
Nehmt ihr die Schlüssel ab. Sie ist eine Dirne!
- Er redet wohl wirres Zeug? - So ist es wohl, er redet wirr.
Das heißt, ihm geht es wirklich schlecht. Er sieht schlecht aus.
- Vielleicht stirbt er. - Er stirbt.
Das sag ich doch, er stirbt.
- Wer stirbt denn hier? - Er dort.
lm Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Vater, ich muss beichten.
Viele Sünden habe ich begangen.
Aber du sollst wissen:
lch sterbe nicht einfach so.
Ratten krepieren auf diese Weise.
Und das Rattengift...
ist so ein weißes Pulver...
Sie war es! Sie!
Es ist zu Ende.
Amen.
Oh, Boris Timofejewitsch,
warum hast du uns verlassen?
ln wessen Hände gibst du uns jetzt, Sinowi Borissowitsch und mich?
Was sollen Sinowi und ich ohne dich jetzt tun?
Wie konnte das geschehen? Er war doch gut dabei, der alte Knabe.
Er hat in der Nacht Pilze gegessen.
Viele Leute sterben daran.
So ist es.
''Oh, immer diese Pilze und kalten Suppen'',
wie Nikolai Wassilitsch Gogol sagte,
der große Dichter unserer russischen Heimat.
Ja, seltsame Gedanken kommen den Menschen vor dem Tod.
Boris Timofejewitsch sagte, er krepiere wie eine Ratte.
Das kann aber nicht sein: Eine Ratte krepiert.
Ein Mensch jedoch scheidet dahin.
Das hindert uns aber nicht,
für ihn eine Messe zu lesen.
Nun nimm, o Herr,
deinen Diener in Frieden an.
Sergej!
Serjoscha!
- Er schläft immer noch... - Ja?
Wach auf!
Was willst du?
Wach auf!
Was ist?
Küss mich!
Nicht so, nicht so!
Küss mich so, dass die Lippen schmerzen,
dass das Blut in den Kopf schießt
und die lkonen vom Sims fallen.
Oh! Serjoscha!
Unsere Liebe geht dem Ende zu.
- Wie das? - Sinowi Borissowitsch kommt zurück,
dein rechtmäßiger Ehemann.
Wie wird mir wohl zumute sein?
Ansehen, wie du dich schlafen legst mit deinem rechtmäßigen Mann?
- Das wird nicht geschehen. - Katerina Lwowna, Katenka.
lch bin nicht wie andere Männer, denen alles gleichgültig ist,
solange sie einen weichen Frauenkörper zu vernaschen haben.
lch bin nämlich sehr empfindsam, ich fühle, was Liebe bedeutet.
Ach, warum habe ich mich in dich verliebt,
glühe für dich voller Leidenschaft?
lst es wirklich eine Ehre für dich, die Frau eines berühmten Kaufmanns,
meine Geliebte zu sein?
Ach, Katja, ich möchte vor Gottes Angesicht dein Ehemann werden!
So wie es jetzt ist,
können wir uns nur nachts sehen,
und bei Tageslicht haben wir Angst, unser Gesicht der Welt zu zeigen.
Sei nicht traurig, Sergej.
lch mache aus dir einen Kaufmann,
und wir leben zusammen, wie es sich gehört.
Wie soll dir das gelingen?
Lass das nicht deine Sorge sein.
Deine Sache ist es, mich ganz fest zu küssen, genau so.
Er schläft schon wieder.
Ach, Sergej, kannst du wirklich schlafen,
wenn die geliebten Lippen so nah sind?
lch fürchte niemanden, ich mache dich zu meinem Ehemann.
lch habe vor niemandem Angst.
Boris Timofejewitsch wollte uns stören,
und es gibt ihn nicht mehr.
Tot, begraben, vergessen.
Nur des Nachts erinnere ich mich an ihn.
Oft erscheint mir sein schreckliches Gesicht.
Da ist er!
Katerina Lwowna!
Du Mörderin!
lch bin gekommen, weil ich sehen wollte,
wie du mit Sergej das Bett meines Sohnes warmhältst.
Du erschreckst mich nicht; schau nur, wie schön ich mit Sergej schlafe.
Meine Augen können es nicht sehen.
Schau, in meinen Augen ist nur Leere und Feuer.
Katerina, Katerina!
Sei auf ewig verflucht!
Oh, Sergej, wach doch auf!
Nun? Was willst du?
Sergej, Serjoscha, schau, sieh doch!
Die schreckliche Gestalt des Boris Timofejewitsch!
Unfug, dort ist niemand, beruhige dich doch, Katja.
lch habe Angst, Serjoscha.
Küss mich, küss mich doch.
Geliebter, mein Teurer.
Drück mich noch fester an dein Herz!
- Hör, Sergej, Sergej! - Was denn?
- Hörst du? - Was ist denn?
Jemand geht leise, ganz leise.
- Du bildest es dir wieder nur ein. - Nein.
Die Hunde haben nicht gebellt, es ist also jemand, den sie kennen.
Hörst du nicht? Da geht doch jemand.
- Ja, ich höre es. - Versteck dich irgendwo.
Es ist Sinowi Borissowitsch, mein Mann.
Das ist ja eine schöne Bescherung!
Versteck dich doch, versteck dich!
Er lauscht an der Tür, das Schwein! Na warte nur!
- Katerina! - Wer ist da?
Mach auf!
- lch kann die Stimme nicht erkennen. Wer ist da? - lch!
- Wer? - lch, hörst du denn nicht?
- lch kann die Stimme nicht erkennen. - Nun, ich doch, Sinowi Borissowitsch.
Und wie geht es Euch?
lch bin nicht ins Theater gegangen und auch zu keinem Ball.
So wart lhr die ganze Zeit zu Hause?
- Ja, zu Hause. - Soso! Gut, na schön.
Wie ist denn mein Vater gestorben?
Er ist eben gestorben und ehrenvoll begraben worden.
Und warum ist das Bett für zwei gemacht?
- lch habe Euch die ganze Zeit erwartet. - Besten Dank dafür.
- Und was ist das für ein Ding? - Wo?
Hier! Soweit ich sehen kann, ist das ein Männergürtel.
lch habe ihn im Garten gefunden und mir den Rock damit zugebunden.
Wir haben einiges gehört über Eure Röcke.
Was habt lhr denn gehört?
Wir haben viel über Eure Affären gehört.
- Was habt lhr gehört? - Wir haben alles gehört.
lch mag es nicht, wenn man so unverschämt mit mir redet.
Warte nur, Katerina, ich werde alles erfahren!
lch erlaube weder Euch noch anderen, über meine Affären zu reden.
lch werde dich grausam bestrafen, dich grün und blau schlagen!
lhr habt kein Recht, über mich zu richten.
- Hände weg, du Widerling. - lch bin dein Mann!
lch bin verantwortlich für die Ehre der Familie.
- Sag mir die Wahrheit! - Aus welchem Grund?
lch will aber nicht reden.
Du Krämerseele würdest es sowieso nicht begreifen!
- Nimm das und das! - Oh! Sergej!
- Was für ein Sergej? - Komm heraus und beschütze mich!
Sergej, mein Geliebter!
Sie bringen mich um! Leute!
Du gehst nicht weg!
- lch... weiß... alles... - Halt ihn fest, Serjoscha, fester!
lhr Schweine, zu Hilfe! Oh, sie erwürgen mich!
- Den Popen... - Hier hast du deinen Popen!
Er röchelt.
Bring ihn in den Keller. lch werde dir leuchten.
Leuchte mir, Katja.
So beeil dich doch.
lch bin gleich fertig.
So.
Erledigt.
Küss mich, küss mich doch.
Katja...
Jetzt bist du mein Mann.
Was bin ich doch für ein Trottel!
Mein Täubchen, wo steckst du bloß?
Dieses Flittchen!
Was stehst du hier? Was schaust du?
Aber Serjoscha,
da liegt doch Sinowi Borissowitsch.
Dort haben wir ihn doch begraben.
Wenn ich daran denke, dann habe ich Angst, Serjoscha!
Vor den Toten brauchst du dich nicht zu fürchten.
Vor den Lebenden sollte dir bang sein.
- Das weiß ich. - Wenn du es also weißt,
dann brauchst du nicht dort zu stehen.
Die Leute werden es noch merken.
Nun gut.
Heute ist unsere Hochzeit.
Es ist Zeit für die Kirche.
Alles wird gut werden.
Es ist Zeit für die Kirche.
Gehen wir schnell.
Heute ist unser Tag,
und morgen auch
und immer.
lch hatte eine Gevatterin, sie trank ohne Verstand.
lch hatte einen lieben Freund, er betrank sich mit Wein und Wodka.
Einen Patenonkel hatte ich auch, er hat sich zu Tode getrunken.
Ohne Wein konnte meine Familie keinen einzigen Tag überleben.
Warum sollte ich schlechter sein als sie? lch trinke Wodka für drei!
lch trinke morgens, nachts, am Tag und am Abend,
im Winter, im Sommer und Frühling, ich trinke, bis ich einschlafe!
lch werde trinken bis in alle Ewigkeit. lch bin ein lustiger Kerl.
Singen ist schön, wenn's etwas zu trinken gibt.
Und wenn es nichts zu trinken gibt, dann kann man auch nicht singen.
Und warum gibt es nichts zu trinken? Weil ich pleite bin.
Meine Sterne stehen schlecht, bei einem anderen stehen sie gut.
Dieser Sergej, er war auch bettelarm, und jetzt kann er in Wodka baden.
Warum nimmt sie nicht mich, sondern Sergej zum Mann?
Warum bin ich schlechter? Arme, Beine, Kopf, Bauch -
alles an seinem Platz.
Aber meine Sterne stehen schlecht.
lch will etwas zu trinken! Da ist der Keller.
Die Herrin steht oft am Keller und schaut...
Dort müsste guter Wein sein.
Sie schaut und schaut...
lch werde auch nachsehen.
Da muss wirklich guter Wein sein!
Oh, was für ein Gestank!
Es stinkt, es stinkt!
Was stinkt denn da so? Sind etwa die ganzen Lebensmittel verdorben?
lch werde nachsehen. O Gott, was für ein Gestank!
Eine Leiche! Die Leiche von Sinowi Borissowitsch!
Zur Polizei!