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Untertitel: WDR mediagroup digital GmbH im Auftrag des WDR
Hallo. Herzlich willkommen bei "Quarks & Co".
Schön, dass Sie bei uns sind.
Ist Ihnen bewusst,
dass wir eine Menge durch unseren Körper schleusen?
Etwa 2 kg Lebensmittel jeden Tag.
Darauf kommen dann noch mal 2 kg Getränke.
Aber das ist wenig im Vergleich zu
13 kg Luft, die wir täglich ein- und ausatmen.
Und in der Luft ist nicht alles gesund.
Damit sind wir beim Thema unserer Sendung, es geht um Feinstaub.
Was das bedeutet, zeige ich Ihnen im Vergleich von 2 Bildern.
Das ist eine Ansicht aus dem ARD-Studio in Peking
an einem guten Tag.
Wenn der Wind in Peking dreht, sieht es so aus.
Das ist echter Smog.
In Deutschland sieht es inzwischen besser aus.
Aber ist die Luft bei uns wirklich sauber?
Diese Lunge stammt von einem Mann.
63 Jahre alt und Nichtraucher.
Alle Leichen, die in Sao Paulo untersucht wurden,
weisen solche Ablagerungen in verschiedener Stärke auf.
Bei jedem Körper gibt es Lungenbereiche,
wo das Gewebe noch seine ursprüngliche Farbe hat.
Wie hier.
Und da verläuft die Grenze zwischen gesundem Gewebe
und dem von Luftverschmutzung geschädigten Bereich.
Professor Saldiva macht sichtbar,
wovor Wissenschaftler weltweit warnen:
Die Luft, die wir atmen, kann tödlich sein.
Sie ist verseucht mit Gasen und v.a. mit Feinstaub.
Nicht nur in Sao Paulo.
Besonders betroffen sind die großen Metropolen Asiens.
Wie Bangkok, Mumbai und hier Neu-Delhi.
Die Luft in der 16-Mio.-Einwohner-Stadt
enthält oft 10-mal mehr Feinstaub,
als der empfohlene Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation.
Ähnlich dramatisch ist die Situation in China.
Peking gilt als die Hauptstadt der Luftverschmutzung.
Hier sorgt Smog oft tagelang für Untergangsstimmung.
Die Zahl der Atemwegserkrankungen
hat sich in den vergangen Jahren vervielfacht.
V.a. kleine Kinder leiden unter der schlechten Luft.
Ich gehe mit meinen Kindern nur noch selten raus.
Gestern hat meine Tochter Fieber bekommen,
deswegen sind wir hier.
Ansonsten bleibe ich möglichst immer drinnen und gehe nicht vor die Tür.
In europäischen Metropolen ist die Verschmutzung
weniger offensichtlich.
Doch die Untersuchungen zeigen: Ungesund ist die Luft auch hier.
In Paris übertrifft die Belastung mit Feinstaub
im Schnitt an jedem 2. Tag die europäischen Grenzwerte.
Angesichts der Verkehrsdichte sind die Menschen hier
besonders betroffen.
Das liegt nicht nur an der Anzahl der Fahrzeuge,
sondern auch an dem ewigen Stop-and-go-Verkehr,
dem ständigen Anhalten, Starten und Beschleunigen.
Schätzungen zufolge haben die Einwohner der Hauptstadt
eine geringere Lebenserwartung als die übrigen Franzosen.
Sie sterben im ***6 Monate früher.
Feinstaub ist ein globales Problem.
Diese Simulation zeigt die Zunahme von Emissionen von 1903 bis 2003.
Luftströmungen sorgen dafür,
dass die Verschmutzung nicht an Grenzen haltmacht.
Wir sind umgeben von einem Schleier aus Gasen und Feinstaub.
Und das hat dramatische Folgen.
Etwa 3,3 Mio. Menschen sterben weltweit
an den Folgen der Luftverschmutzung.
Bis 2050 könnten es doppelt so viele sein.
Die WHO stuft Feinstaub offiziell
als direkten Verursacher von Lungenkrebs ein.
Auch in Deutschland ist die Luft oft nur scheinbar sauber.
Allein in Stuttgart, der Stadt mit der stärksten Luftverschmutzung,
riefen die Behörden 2016 schon 5-mal Feinstaubalarm aus.
Forscher des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie
haben ermittelt, dass die dreckige Luft
jedes Jahr etwa 35.000 Menschenleben fordert.
10-mal so viel Tote wie durch Verkehrsunfälle.
Das sind erschreckend große Zahlen.
Die Kollegen vom Max-Planck-Institut in Mainz
haben im vergangenen Jahr das Ganze hochgerechnet.
Gehen weltweit von jährlich etwa 3,3 Mio. Toten durch Feinstaub aus.
Und betroffen sind v.a. die hier in Rot markierten Länder,
China und Indien.
Da sterben pro Jahr über 1 Mio. Menschen nur an Feinstaub.
Feinstaub ist eine Gefahr.
Das größte Problem ist, Feinstaub ist,
im Gegensatz zu dem, was sie hier sehen, unsichtbar für uns.
Wie Radioaktivität. Man kann das Ganze nicht greifen.
Das hat den chinesischen Künstler Nut Brother dazu bewegt,
eine Aktion zu machen.
Er ging 100 Tage durch Peking mit einem Luftstaubsauger,
sammelte Feinstaub, etwa 100 g.
Und verbackte das Ganze zu einem Ziegel.
Damit möchte er darauf aufmerksam machen, wie schlecht die Luft ist.
Feinstaub ist ein Problem.
Doch was ist eigentlich Feinstaub?
Staub ist immer da. Überall.
Nur einen Teil können wir sehen.
Der Rest ist Feinstaub, nahezu unsichtbar.
Das Unsichtbare sichtbar machen, das ist die Arbeit von Experten.
Beim Deutschen Wetterdienst in Freiburg wird Staub gesammelt.
Genauer gesagt, Feinstaub.
Man unterscheidet dabei 3 Klassen.
Der größte Feinstaub ist etwa 10-mal kleiner als ein Haar.
Er hat einen Durchmesser von 10 Mikrometern oder kleiner.
Noch 4-mal kleiner ist der "PM2,5 Feinstaub".
Er hat einen Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern.
Am kleinsten ist der Ultrafeinstaub.
Mit 0,1 Mikrometern ist er 10.000-mal kleiner als ein Haar.
Feinstaub ist so klein,
für ihn scheinen die Gesetze der Schwerkraft nicht zu gelten.
Wird er einmal aufgewirbelt, schwebt er tagelang in der Luft
und verbreitet sich Hunderte Kilometer weit.
Wäre er nicht unsichtbar, er würde unsere Sicht auf die Welt trüben.
Fachleute sind dabei, die Welt des Feinstaubs zu entschlüsseln.
Sie wissen, dass jedes Partikel anders ist
und seine eigene Geschichte hat.
Feinstaub ist ein komplexes Gemisch fester und flüssiger Teilchen.
Man findet Ruß, Mineralstaub, Dioxine, Abriebmaterial wie Gummi,
Pollen, Silikate und verschiedenste Fasern.
Aber auch Metalle wie Blei, Aluminium und Quecksilber.
Ein Cocktail giftiger Substanzen, die wir täglich einatmen.
Feinstaub entsteht auf 2 verschiedene Arten.
Der "primäre Feinstaub"
entsteht durch Verkleinerung von größeren Teilchen.
Z.B. durch Verbrennung oder Abrieb.
Der "sekundäre Feinstaub" hingegen entsteht durch Vergrößerung.
Gasförmige Moleküle in der Luft verbinden sich miteinander.
Oft ist es das Gas Ammoniak,
das mit Abgasen aus Industrie und Verkehr reagiert
und schließlich Teilchen bildet.
So entsteht Staub quasi aus dem Nichts.
Für die Wissenschaft bleibt noch viel zu tun.
Wir fangen gerade erst an,
die Welt des allerkleinsten Feinstaubs zu verstehen.
Was wir aber wissen:
Auch wenn er unsichtbar ist, er ist immer da. Überall.
Feinstaub ist nicht gleich Feinstaub.
Stellen Sie sich vor, Sie sind am Meer.
Sie atmen ein.
Dann atmen Sie jede Menge kleiner Partikel ein.
Z.B. Salzkristalle, aber die sind harmlos.
Im Feinstaub gibt es einen Cocktail unterschiedlicher Substanzen.
Und manche sind von ihrer chemischen Zusammensetzung her
gefährlich und giftig.
Die Wissenschaft hat mehrere Probleme.
Zum einen: Die Messung des Feinstaubs ist wirklich kompliziert.
Und das 2. ist: Der Grenzwert basiert immer noch auf dem Gewicht.
Also, so viel Mykrogramm Feinstaub pro Kubikmeter.
Da gibt es viele, die sagen, das ist falsch.
Warum?
Wenn Sie ein einzelnes PM10-Teilchen nehmen, also 10 Mikrometer groß,
dann wiegt das genauso viel wie 1 Mio. Ultrafeinstaubteilchen.
Und diese Ultrafeinstaubteilchen sind lungengängig
und wirklich gefährlich.
Es gibt viele, die sagen, weg vom Gewicht,
wir müssen zählen.
Das ist wichtig, weil es um unsere Gesundheit geht.
20.000-mal atmen wir jeden Tag.
Ob wir wollen oder nicht, Luft bedeutet Leben.
Sie kann aber auch den Tod bringen.
Denn mit ihr gelangt auch Feinstaub in unseren Körper
und wird für uns zur Gefahr.
Unser Körper versucht, sich zu schützen.
Zunächst mit Schleim und Haaren.
Sie filtern die größten Partikel.
In der Luftröhre bringen Haare die größeren Teilchen wieder nach oben
wie ein Fahrstuhl.
Dieser Transport kann Tage dauern.
Im Schleim sind außerdem Fresszellen.
Diese Abwehrzellen zersetzen die Partikel.
Wird die Zahl der Feinstaubpartikel sehr groß,
ist die Abwehr überfordert.
Es entsteht zu viel Schleim, die Haare verkümmern.
Immer mehr Zell- und Partikelreste müssen verdaut und entsorgt werden.
Es wird eng, und das Gewebe entzündet sich.
Die Folgen können eine Mittelohrentzündung,
Asthma oder eine chronische Bronchitis sein.
Besonders gefährdet sind Asthmatiker oder Kinder.
Und das ist erst der Anfang.
Denn je kleiner die Partikel,
desto tiefer dringen sie in unseren Körper ein.
Erreichen sie erst die Lungenbläschen,
gibt es kaum noch ein Zurück.
Und die Sauerstoffaufnahme ist gefährdet.
Besonders gefährlich sind diese Teilchen,
wenn auf ihrer Oberfläche giftige Stoffe wie Metallatome
oder polycyclische Aromaten haften.
Wenn sie mit dieser Fracht in die Lungenzellen eindringen,
ist unser Erbgut in Gefahr.
Denn diese Moleküle können das Erbgut verändern.
Zellen geraten dann außer Kontrolle, entarten.
Die Folge können Tumore sein: Krebs.
Aber nicht nur die Lunge ist in Gefahr.
Die kleinsten Partikel gelangen aus den Lungenbläschen
weiter in die Blutbahn.
Mit dem Blutstrom erreichen sie alle Organe.
Auch das Herz.
Der Körper wehrt sich.
Aber der Abwehrkampf kann dazu führen,
dass das Blut dickflüssiger wird und schneller gerinnt.
Verstopft ein Gefäß, kommt es zum Infarkt.
Mehr Menschen müssen ins Krankenhaus,
wenn viel Feinstaub in der Luft ist.
Und das nicht erst nach Jahren,
sondern sofort.
Aber nicht nur Herz oder Lunge können krank werden.
Die kleinsten Teilchen erreichen auch unser Gehirn.
Wenn hier das Blut durch Abwehrreaktionen
zu dickflüssig wird, drohen Infarkte.
Die Folge: Schlaganfälle.
Die müssen nicht direkt tödlich sein.
Aber das Risiko für eine Demenz steigt durch viele kleine Infarkte.
Demenz, Schlaganfall,
Herzinfarkt, Lungenkrebs.
Schon ein einzelner Partikel kann uns krank machen.
Schon ein einzelner Partikel, das klingt wirklich bedrohlich,
erinnert mich an Radioaktivität.
Genau das ist das Problem beim Feinstaub.
Denn die WHO sagt, im Gegensatz zu anderen Substanzen
gibt es beim Feinstaub keinen Grenzwert,
unter dem er bedenkenlos und ungefährlich wäre.
Wie soll man reagieren?
Panik ist falsch.
Man darf jetzt nicht sagen: Oh Gott, jetzt ist alles giftig.
Vielmehr geht es darum zu verstehen, von wo kommt die Belastung.
Was sind die Quellen des Feinstaubs.
Und diese Quellen dann auch zu minimieren.
Der eine oder andere denkt an Kraftwerke oder Autoverkehr.
Aber Sie werden sehen, da gibt es mehr.
Feinstaub tötet 35.000 Menschen jedes Jahr in Deutschland.
Qualmende Auspuffe und Fabrikschlote als Schuldige
sind schnell ausgemacht.
Aber ist es wirklich so einfach?
In Deutschland gehört der Straßenverkehr
zu den üblichen Verdächtigen.
V.a. in den Städten.
Autos und Lkws stoßen hier massenweise Ruß und Stickoxide aus.
Jedes Jahr ist der Feinstaub aus dem Straßenverkehr
für rund 7.000 Todesfälle verantwortlich.
Doppelt so viele Tote wie durch Verkehrsunfälle.
Zu diesem Ergebnis kommt das Max-Planck-Institut für Chemie.
Überraschenderweise sind dabei die Abgase
noch nicht einmal die Hauptquelle.
Genauso viel Feinstaub entsteht auch durch Abrieb.
Jedes Mal Bremsen erzeugt feinsten Staub
mit giftigen Stoffen wie Barium, Chrom oder Nickel.
Hinzukommt die Abnutzung der Reifen.
Durch die Reibung auf Asphalt
wird jedes Jahr das Gummi von etwa 12 Mio. Autoreifen
zu Feinstaub zermahlen.
Auch der Schiffsverkehr belastet die Luft
mit seinen ungefilterten Abgasen.
In Städten, durch die große Wasserstraßen führen,
oder an der Küste
macht er bis zu einem Viertel des Feinstaubs aus.
Der kann sich dann Hunderte Kilometer über das Land verteilen.
Neben dem Verkehr gehören Industrie und Kraftwerke
zu den Killern in Sachen Feinstaub.
Egal, ob Metallindustrie, Chemiewerke, große Raffinerien
oder Kohlekraftwerke.
Sie alle pusten Ruß und Abgase, aber auch giftige Schwermetalle
wie Quecksilber, Blei und Arsen in die Luft.
Der Tod von über 7.500 Menschen jedes Jahr
geht Berechnungen zufolge so auf ihr Konto.
Auch Kamine und Holzöfen gehören mit zu den großen Verursachern.
Etwa 15 Mio. solcher Anlagen gibt es in Deutschland
und viele sind veraltet.
Sie produzieren tonnenweise Rußteilchen,
Gase und andere Giftstoffe.
Auf das Konto dieser Kleinfeuer
gehen über 2.500 Todesfälle in Deutschland pro Jahr.
Feinstaub entsteht aber auch drinnen.
Da, wo wir uns die meiste Zeit aufhalten.
Zigarettenrauch gehört hier zu den größten Feinstaubquellen.
Auch beim Kochen entsteht Feinstaub
in Form von kleinen Fettspritzern und Wasserdampf.
Ohne Abzug verteilt der sich in der ganzen Wohnung.
Auch Kerzen lassen Feinstaubwerte kurzfristig nach oben schnellen.
Der Staubsauger erzeugt selber keinen Feinstaub,
wirbelt aber ohne spezielles Filtersystem
jede Menge Feinstaub auf und belastet so unsere Atemluft.
In Büros zählen Kopierer und Drucker zu großen Luftverschmutzern.
Ihre Lüftungen blasen trockenen Tonerstaub in die Umgebungsluft.
Alle diese Quellen machen etwa die Hälfte
des Feinstaubs in Deutschland aus.
Der große Rest geht laut Max-Planck-Institut
auf das Konto eines Verursachers,
der selten mit Feinstaub in Verbindung gebracht wird:
die Landwirtschaft.
Zum einen entsteht hier Feinstaub
bei der industriellen Feldarbeit mit schweren Maschinen
und beim Umfüllen von Getreide.
Wesentlich stärker ins Gewicht fällt jedoch die Massentierhaltung.
Durch sie fallen jedes Jahr riesige Mengen Gülle an.
Die werden als Dünger auf den Feldern entsorgt.
Die Gülle belastet dabei nicht nur unseren Boden
und das Wasser, sondern auch unsere Luft.
Bei ihrer Zersetzung entsteht das Gas Ammoniak.
In der Luft verbindet es sich
mit den Stickstoff- und Schwefeloxiden
aus Verkehr, Industrie und Kraftwerken zu sekundärem Feinstaub.
Dieser sekundäre Feinstaub macht die industrielle Landwirtschaft
zum größten Verursacher in Deutschland.
Er tötet Jahr für Jahr etwa 15.000 Menschen.
Und damit etwa so viele wie alle anderen Verursacher zusammen.
Die Landwirtschaft, wir kommen gleich noch darauf zu sprechen.
Es gibt auch den natürlichen Feinstaub.
Z.B. Sand aus der Sahara.
Oder denken Sie an diesen wunderbaren Vulkan auf Island:
Eyjafjallajökull.
Die Vulkanasche bzw.,
ich habe es schon erwähnt, das Salz, wenn man sich am Meer befindet.
Aber diese Art von Feinstaub spielt für uns in Deutschland keine Rolle.
Die taucht nicht in der Statistik auf.
Aber was wir gesehen haben,
auch im Film, ist, es gibt einen eher unterschätzten Verursacher.
Und das ist die intensive Landwirtschaft.
45%.
Doppelt so viel wie der Autoverkehr.
Da könnte man sagen:
Wenn die Landwirtschaft schon doppelt so viel Belastung bringt
wie der Autoverkehr,
warum reden dann alle nur über Umweltzonen für Autos?
Grüne Wiesen, Felder und Wälder. Gute Luft.
Könnte man meinen.
Aber auch auf dem Land gibt es Feinstaub.
Den größten Anteil daran hat hier die Landwirtschaft.
Anders in der Innenstadt. Nur wenige Kilometer weiter.
Hier sorgt der Verkehr für den größten Anteil am Feinstaub.
Viele Städte richten deswegen Umweltzonen für Autos ein.
Das kann den Feinstaub in der Luft tatsächlich reduzieren.
Um knapp 5%.
Das ist gut, aber zu wenig.
Das Problem:
In den Innenstädten atmen die Menschen im Schnitt
bis zu 2/3 mehr Feinstaub ein als auf dem Land.
Schuld daran ist nicht nur der Verkehr.
Denn selbst mitten in der Stadt kommt ein großer Anteil Feinstaub
von außerhalb: aus der Landwirtschaft.
Dabei ließe sich einiges leicht ändern.
Z.B. der Umgang mit der Gülle.
Beim großflächigen und übermäßigen Düngen mit Gülle
wird sehr viel Ammoniak freigesetzt, aus dem Feinstaub entstehen kann.
Schon das "bodennahe Ausbringen" der Gülle,
statt sie durch die Luft zu spritzen, würde viel helfen.
Wenn wir die weiteren Feinstaubquellen
auf dem Land reduzieren,
wirkt sich das auch in der Stadt aus.
Immerhin in der gleichen Größenordnung,
wie es die Umweltzonen tun.
Wer saubere Luft haben will, muss an allen Quellen ansetzen.
Und dazu gehört der Straßenverkehr genauso wie die Landwirtschaft.
Die Feinstaubbelastung ändert sich nicht nur von Ort zu Ort.
Der Feinstaub ist so klein,
dass er über viele Kilometer transportiert wird.
Aber es gibt auch eine Abhängigkeit von der Zeit.
Sie sehen im Hintergrund Feuerwerk, und das hat einen Grund.
Hier sehen Sie die Feinstaubbelastung in Deutschland
an Silvester.
Wir lassen die Uhr mal starten.
Jetzt achten Sie mal darauf, was passiert.
Es wird immer 1 h gemessen.
Und bäng, plötzlich richtig viel Farbe im Zeitraum
zwischen Mitternacht und 1 Uhr.
Da werden in Deutschland schlagartig 4.000 t Feinstaub
in die Luft gepustet.
Das muss man sich klarmachen. In dieser einen Stunde.
Das entspricht 15% des jährlichen deutschen Straßenverkehrs.
Also die Feinstaubbelastung dort.
Und das hat Konsequenzen.
Wenn man nach China geht,
die Chinesen haben das Feuerwerk erfunden.
Aber inzwischen sagt man beim chinesischen Neujahrsfest:
Bitte verzichte auf Feuerwerk.
Der Grund hat mit Feinstaub und der schlechten Luft zu tun.
Das sind vielleicht Ausnahmen.
Aber wie sieht es im Alltag aus?
Mein Kollege Burkhardt Weiß hat sich ein Gerät geschnappt,
ist losgezogen und hat gemessen.
Was für eine geile Aussicht.
Man kann sogar bis zur Eifel gucken.
Was man aber nicht erkennen kann, ist der Feinstaub in der Luft.
Und genau den will ich mir genauer angucken.
Beziehungsweise messen.
Und zwar mit diesem Messgerät.
Die Luft wird hier ständig über den Schlauch angesaugt.
Und das Gerät misst,
wie viele Partikel sich in einem Kubikzentimeter Luft befinden.
Und dieser Kubikzentimeter ist etwa so groß wie dieser Würfel hier.
Und gerade im Moment
sind es 3.500 Partikel pro Kubikzentimeter Luft.
Die Frage ist: Ändert sich das Ergebnis, wenn ich da unten messe?
Und wie. Ich messe 3-mal so viel.
Das ist wirklich ein deutlicher Unterschied.
Das ist eine der Kölner Luftmessstationen des Landes NRW.
Hier wird das Gewicht des Feinstaubs gemessen.
Ich messe ja die Anzahl der Partikel in der Luft.
Und gerade im Moment sind es 30.000.
Als der Bus hier gerade vorbeigefahren ist,
messe ich einen Spitzenwert von 120.000.
Der fällt aber auch direkt wieder ab.
Die Werte schwanken wie der Straßenverkehr
zwischen 10.000 und 40.000 Partikeln.
Und hier gibt es keinen Verkehr.
Ich stehe mitten im Grünen mit "städtischen Hintergrund".
Ich messe mal.
Hier sind es nur 5.000.
Bei geschlossenen Fenstern habe ich eben 3.000 Partikel gemessen.
Und nachdem ich richtig durchgelüftet habe,
sind es ungefähr 6.000.
Da kommt der ganze Feinstaub von draußen nach drinnen.
Kopiergeräte, das sollen die reinsten Feinstaubschleudern sein.
Schauen wir mal.
Ich messe 15.000 Partikel.
Also, bei den neueren Geräten scheint Feinstaub
kein Problem mehr zu sein.
Ich habe gelesen, dass beim Toasten richtig viel Feinstaub entsteht.
Wenn ich das Gerät schon mal da habe, muss das auch gemessen werden.
Nach der 1. Runde zeigt es mir 30.000 Partikel an.
Aber wer ist schon mit 2 Toasts zufrieden?
Gehen wir in die nächste Runde.
Und es steigt wirklich direkt an.
Es steigt immer noch. Es sind knapp 200.000 Partikel.
Ein Sitzungsraum, 5 Kerzen, mein Messgerät.
Und: 250.000 Partikel.
Spätestens jetzt wird klar, wo ich mich befinde.
Nämlich in einem Zigarrensalon.
Annette?
Hat hier jemals eine Feinstaubmessung stattgefunden?
Nein, noch nicht.
Dann wird es Zeit.
Hier habe ich ein Messgerät dabei.
Mit deiner Erlaubnis würde ich messen.
Ja, da bin ich gespannt.
So. Kennst du dich mit Feinstaub eigentlich aus?
Ach, ich kenne mich nur mit Staub aus.
Staubwischen tue ich nicht gerne.
Ich messe hier gerade bis zu 350.000 Partikel.
Das klingt aber viel.
Hier geht es schon richtig zur Sache.
Hier steigt plötzlich die Partikel-Anzahl enorm an.
Und wenn mich das Messgerät und meine Augen nicht täuschen,
hängt das mit dieser Pommesbude zusammen.
Kann ich mal mit dem Chef sprechen?
Ja, der bin ich. Da sind Sie richtig.
Da habe ich aber Glück gehabt.
Sie können ja selber einen Blick drauf werfen.
Sogar 1,5 Mio.
Das ist der höchste Wert, den ich bisher gemessen habe.
Oh schön.
Da, wo gebrutzelt wird, ist die Feinstaubkonzentration hoch.
Wenn man selber nachmisst, wird man mitunter überrascht.
Das, was Burkhardt gemacht hat,
machen inzwischen ganz viele Menschen in China.
Die haben dann solche Luftqualitätsmessgeräte.
Und die Luftqualität,
da strömt ebenfalls auch der Feinstaub mit rein.
Es ist interessant, ich habe das selber probiert.
Ein bisschen Zigarettenrauch, und das Gerät jagt nach oben.
Und wenn ich dann an meine erste Zeit als Journalist denke.
Im Sender, da wurde ständig geraucht.
Die Feinstaubbelastung ist inzwischen zurückgegangen.
Nicht nur im Sender, sondern auch in Deutschland.
Das sieht man deutlich hier.
Seit 1985 immer weniger rot.
Die gesamte Industrie,
v.a. in den neuen Bundesländern wurde umgebaut.
Es gibt einen positiven Trend, die Feinstaubbelastung geht nach unten.
Sieht man auch im Zeitraum 2000 bis 2014.
Die Konzentration im verkehrsnahen, städtischen, ländlichen Bereich
gehen zurück.
Aber diese Konzentrationen beziehen sich immer noch auf das Gewicht.
Und inzwischen weiß man, man müsste eigentlich die Teilchen zählen.
Aber man kann Dinge verbessern.
Damit sind wir bei der wichtigen Frage: Was können wir tun?
Jeder einzelne von uns.
Diese Frage hat sich auch das Umweltbundesamt gestellt.
Die mussten nämlich 2 neue Dienstwagen kaufen.
Und das Thema Feinstaub spielte bei der Kaufentscheidung
ebenfalls eine Rolle.
Was könnte man besser machen?
Dachte man im Einkauf des Umweltbundesamtes.
Der Auftrag: 2 neue Dienstwagen müssen her.
Da könnte man was besser machen und Autos kaufen ohne Feinstaub.
Die Frage ist nur: Welche?
Zum Glück gibt es Experten im Haus.
Wie wäre es mit einem Diesel?
Die sind sparsam, günstig und haben moderne Rußfilter,
die den Feinstaub zurückhalten.
Nein. Diesel sind nicht umweltfreundlich.
Sie produzieren zwar kaum noch direkten Feinstaub,
dafür aber giftige Stickoxide.
Und die bilden sekundären Feinstaub. Quasi durch die Hintertür.
Es gibt Technik, das zu verhindern,
aber die ist für den Fahrer lästig und den Herstellern zu teuer.
Sie glauben, der Käufer will das nicht zahlen.
Und wie ist es mit Benzinern? Sind die umweltfreundlicher?
Sie bekommen ja auch die Umweltplakette.
Leider sind sie kein Stück besser.
Die bekommen zwar die grüne Plakette, aber tatsächlich
stoßen viele Benziner sogar mehr Feinstaubpartikel aus
als Diesel.
Aber das ist erlaubt, und die Benziner sind fein raus.
Denn:
Diese Benziner-Partikel sind ultrafein
und so viel leichter als beim Diesel.
Beim Gesetz geht es bislang
nämlich nur um das Gewicht des Feinstaubs.
Benziner stoßen mehr Feinstaubpartikel aus als Diesel?
Zumindest noch.
Neue Grenzwerte für die Anzahl gibt es schon.
Die Gesetzgeber haben den Autoherstellern aber erlaubt,
den geplanten Grenzwert 3 Jahre lang zu überschreiten.
Um das 10-Fache.
Also kein Diesel und kein Benziner. Und was ist mit Gas?
Auch Gasautos sorgen für Feinstaub.
Sie benutzen die gleichen Motoren wie Benziner.
Auch hier entstehen Gase, aus denen sich Feinstaub bildet.
Außerdem ist die Technik und damit das Auto schwerer.
So steigt der Verbrauch.
Wie soll man da etwas besser machen?
Da bleibt ja fast nur noch ein Elektroauto.
Die scheinen leider nur auf den 1. Blick so umweltfreundlich.
Die Motoren stoßen zwar keinen direkten Feinstaub aus.
Elektroautos sind aber tatsächlich immer nur so sauber
wie ihr Strom.
Wenn der nicht komplett aus erneuerbarer Energie kommt,
sondern aus Kohlekraftwerken, produziert man Feinstaub schon,
bevor der 1. Kilometer gefahren ist.
Was jeden Autokäufer verzweifeln lassen kann,
ist auch im Umweltbundesamt ein Problem.
Was bleibt, ist ein schlechter Kompromiss.
Am Ende wurde es ein Hybrid.
Der fährt zwar auch mit Benzin, lädt während der Fahrt
aber eine Batterie auf und fährt dann teilweise elektrisch,
ohne externen Strom zu nutzen.
Aber selbst dann produziert auch der Hybrid Feinstaub.
Wie alle Autos. Durch die Bremsen und Reifen.
Es gibt also keine umweltfreundlichen Autos.
Da kann man was besser machen.
Alle Autos sind Feinstaub-Schleudern.
Aber das müsste nicht so sein.
Denn die Technik ist eigentlich so weit,
dass man die Feinstaub-Emission der Autos radikal reduzieren könnte.
Aber die Autoindustrie hat diese Entwicklung verschlafen.
Sie täuscht zum Teil und spart damit Geld.
Aber das ist ein falsches Geschäft. Warum?
Die WHO beziffert den Schaden durch Luftverschmutzung
alleine in der europäischen Region auf, halten Sie sich fest,
1.400 Mrd. Euro jedes Jahr.
In Form von Krankheitslast und Todesfällen.
Also gute Luft würde sich durchaus lohnen.
Und das fällt einem v.a. dann auf, wenn man Menschen begegnet,
die an der dreckigsten Straße Deutschlands leben.
Die Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen.
Es ist der 30. März, Osterferien.
Frau Dr. Schikowski ist zu Besuch bei Gisela Grothe.
Ich meine, für einen ruhigen Tag, sind ja Ferien.
Wahrscheinlich weniger Autos. - Ja.
Am schlimmsten ist es nachmittags, dann ist unheimlich viel Verkehr.
Wahrscheinlich ist dann Berufsverkehr.
Frau Grothe lebt hier schon 60 Jahre.
Ich bin an für sich kein Typ, der so viel aus dem Fenster guckt.
Sie kennt das da draußen nicht anders.
Tamara Schikowski will wissen,
wie es Gisela Grothe gesundheitlich geht.
Frau Grothe nimmt an einer großen Studie teil.
Seit 1985 ist sie mehrmals untersucht und befragt worden.
Hier fahren aber pro Tag 45.000 Autos vorbei.
45.000 Autos? - Pro Tag.
Ehrlich? - Ja.
Bluthochdruck?
Ja, das hab ich. Dafür muss Tabletten nehmen.
Nehmen Sie auch Tabletten? - Ja.
Ortswechsel.
Die Bundesstraße 288 in Duisburg-Huckingen.
Direkt an der B 288 wohnt eine weitere Studienteilnehmerin.
Von der Straße bis zu ihrer Haustür sind es keine 50 m.
Waltraud Thiel lebt in diesem Haus seit ihrer Kindheit.
So, bitte schön. - Vielen Dank.
Ich werde Ihnen ein paar Fragen stellen zur Gesundheit.
Sie haben ja mehrmals an unserer Studie teilgenommen.
Richtig, ja.
Husten Sie gewöhnlich morgens gleich nach dem Aufstehen
oder sonst im Laufe des Tages?
Mehrmals am Tag, ja.
Haben Sie bei diesem Husten auch Auswurf? - Ja.
Besteht dieser Husten während eines Jahres länger als 3 Monate?
Durchgehend.
Denken Sie denn, dass das mit der Straße hier zu tun hat?
Auf jeden Fall, ja, auf jeden Fall.
Sie können nachher mal rausgehen und über die Fensterbank gehen.
Erst gestern hab ich die sauber gemacht.
Dann finde ich jetzt nichts mehr. - Doch, der Staub ist schon enorm.
Düsseldorf.
Das Leibnitz-Institut für umweltmedizinische Forschung.
Tamara Schikowski trifft ihre Kollegin Ursula Krämer.
Die hat die Studie von Beginn an wissenschaftlich begleitet.
Sie wollte wissen:
Beeinträchtigt Staub der Größe PM10 die Lungenfunktion der Frauen,
ihre Fähigkeit, tief und kräftig zu atmen?
Was Sie sehen, ist also der Zusammenhang
zwischen der Lungenfunktion und der Partikelbelastung,
wie er sich bei unseren ersten Untersuchungen, 1985 bis 1990,
bei diesen Frauen dargestellt hat.
Und der Langzeitbelastung mit PM10.
Die PM10-Belastung war damals 35 bis 60 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Und Sie sehen, dass je höher diese Belastung ist,
umso geringer war das Volumen,
was sie in der ersten Sekunde ausatmen konnten.
Der Wintersmog 1985 im Ruhrgebiet.
Bei den Frauen traten damals überdurchschnittlich häufig
Husten und chronische Bronchitis auf.
Ihr Risiko, vorzeitig zu sterben,
lag um 7% höher als in einer Vergleichsgruppe.
Was nicht heißt, dass jede Studienteilnehmerin zu Schaden kam.
Nein, mir hat es noch nicht geschadet.
Und ich komm auch ganz gut mit meiner Luft zurecht.
Ich muss ja jeden Tag auch 4,5 Treppen steigen.
Und je nachdem, wie oft ich rauf und runter gehe.
Und es muss ja auch eingekauft werden.
Das geht alles noch.
Vielleicht hat Frau Grothe davon profitiert,
dass solche Bilder bald seltener wurden.
Weil das Bundesimmissionsschutzgesetz wirkte.
Weil das Helsinki-Protokoll zur Reduzierung von Luftschadstoffen
1987 in Kraft trat.
Weil die großen Industrieanlagen in den 80er-Jahren saniert
und endlich wirksame Filter eingebaut wurden.
Die Belastung mit den gröberen Partikeln
hat sich deutlich verringert.
Sie ist damals, 1985,
wenn sie da im Mittel noch bei 45 Mikrogramm pro Kubikmeter lag,
so liegt sie jetzt bei 20.
Auch im Ruhrgebiet, also ist deutlich geringer geworden.
Diese "gröberen Partikel" der Größe PM10
werden in der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen gemessen.
Die Messstation steht direkt vor dem Haus, in dem Frau Grothe wohnt.
Bei exakt 20 Mikrogramm lag der Tageswert an diesem 30. März.
Allerdings war es ein eher ruhiger Tag mit weniger Verkehr.
Dass Frau Grothe 81 und gesund ist,
dass sie kaum Atemprobleme hat und keine chronische Bronchitis,
kann eine Folge der heute geringeren Staubbelastung im Ruhrgebiet sein.
Sicher spielen aber auch individuelle Faktoren eine Rolle.
Ihr Lebensstil, ihre Gene.
Auch Frau Thiel hat ihren Husten im Griff.
Und im Gegensatz zu anderen
hat sie keine der Herz- Kreislauf-Krankheiten bekommen,
die durch Feinstaub verursacht werden.
Heißt das nun, es kann Entwarnung gegeben werden?
Zumindest, was die Lungenfunktion angeht.
Nicht was andere Wirkungen angeht.
Also wenn wir jetzt auf Herz-Kreislauf-Wirkungen sind
oder auf kognitive Wirkungen,
so würde ich jetzt noch keine Entwarnung geben.
Aber was die Wirkungen auf die Lunge, das häufige Husten
und auf die Bronchitis angeht,
da denke ich, kann ich durchaus ein positives Resümee ziehen.
Dass also mit der nachlassenden Luftbelastung
es deutlich besser geworden ist.
Eines der tragischen Merkmale unserer Kultur ist,
dass Geschichte sich oft wiederholt.
Fehler, die man macht, wiederholen sich an anderer Stelle.
Wir haben z.B. Jahrzehnte gebraucht,
bis die Luft im Ruhrgebiet besser wurde.
Man kann nur hoffen, dass es in China schneller geht.
China boomt.
Die Städte werden immer größer
und scheinen am Fortschritt zu ersticken.
Ich bin in Chongqing, im Westen des Landes.
Hier kann man das atemberaubende Wachstum dieser Megastädte
beobachten.
So sah Chongqing 2008 aus.
Die gleiche Ansicht von 2014.
Die Feinstaubkonzentration überschreitet regelmäßig
die Grenzwerte.
Einer der mir mehr dazu erzählen kann
und der diese Bilder gemacht hat,
ist der Architekturfotograf Hans-Georg Esch.
Es ist spannend, dass wir hier in der Stadt sind,
die kaum jemand kennt.
Gerade auch bei uns in Europa.
Chongqing ist die größte Stadt der Welt letztendlich.
Und es entwickelt sich in einem rasanten Tempo weiter.
Die Chinesen gehen so vor,
dass sie regelmäßig die Luft überprüfen.
Heute in Chongqing ist der Air Quality Index 128.
Das ist im Moment nicht gesund, aber noch ganz gut.
Wenn man sich den Tag anschaut, merkt man, das ist die Vorhersage,
dass es immer stärker werden wird.
Ich möchte mehr über das Leben im Nebel erfahren
und mache mich auf in die Millionenstadt Chengdu.
Sie ist auch die Heimat vieler ausländischer Arbeitnehmer.
Claudia Tille lebt hier mit ihren 3 Kindern und macht sich Sorgen.
Man macht sich schon seine Gedanken.
Man hat permanent ein schlechtes Gewissen,
was man seinen Kindern antut.
Eben, weil man es nicht überblicken kann,
was das für Folgeschäden haben kann.
Oder wenn die Kinder später krank werden würden,
würde man sich fragen, kommt das durch unseren China-Aufenthalt.
Wie jeden Morgen bringt Claudia ihre Kinder zum Schulbus.
Auch an der Bushaltestelle ist die schlechte Luft
immer wieder Gesprächsthema.
Die Luftverschmutzung ist so stark,
dass das Auswirkungen auf die Kinder haben könnte.
Da ist es z.B. so, dass mein Sohn,
als wir zusammen nach Sanya gegangen sind,
wo die Luft wesentlich besser ist, sofort war der Husten weg.
Kamen wir wieder hierhin, hat er sofort wieder geröchelt.
Dann überlegt man sich das 2-mal.
Insbesondere, wenn damit auch die Familie betroffen ist.
Die schlechte Luft wird zu einer Fortschrittsbremse.
Das aktuelle Positionspapier
der Europäischen Wirtschaftskammer Westchinas
nennt belastete Luft als wesentlichen Grund, warum
immer mehr ausländische Mitarbeiter der Stadt den Rücken kehren.
China hat das Problem inzwischen erkannt und handelt.
Ein ausgedehnter Grüngürtel in der Stadt Chengdu soll helfen,
die Luft zu verbessern.
Irgendwann soll er die gesamte Stadt umrunden.
Als Besucher vergesse ich fast,
dass ich mich inmitten einer Megastadt befinde.
Solche Grüngürtel sind nur eine von verschiedenen Maßnahmen,
die das Land ergreift.
Alleen werden gepflanzt, Taxis werden mit Erdgas betrieben,
die alten Roller wurden auf Elektroantrieb umgestellt,
der Autoverkehr wird reglementiert.
Und selbst alte Kraftwerke
sollen durch modernere Anlagen ersetzt werden.
Das Umweltbewusstsein in China wächst.
Da tut sich einiges.
Und ich kann nur hoffen, dass es bald nicht mehr nötig ist,
dass die Menschen in China morgens auf ihre App schauen müssen,
um zu prüfen, wie hoch die Feinstaubkonzentration ist.
Das Ganze zeigt etwas,
wir ersticken inzwischen an unserem eigenen Fortschritt.
Und das gilt für China genauso wie für uns.
Denn die Qualität der Luft ist etwas Elementares.
Schlechte Luft macht krank.
Es gibt einige, die sagen,
saubere Luft muss ein menschliches Grundrecht werden.
Egal, wo. Ob in China oder bei uns.
Wenn das der Fall ist,
können wir endlich richtig durchatmen.
Das war es.
Bleiben Sie uns treu, empfehlen Sie uns weiter.
Tschüs.
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