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Ein Film über die Ereignisse des Jahres 2014. An der Rekonstruierung der vorjährigen Ereignisse nahmen ihre damaligen richtigen Teilnehmer teil.
Wladimir Putin: Ich habe die Leiter unserer Geheimdienste
und des Verteidigungsministeriums in den Kreml gerufen
ihnen den Auftrag erteilt,
das Leben des ukrainischen Präsidenten zu retten.
In der Nacht auf den 23. Februar 2014 wurde eine Operation durchgeführt,
die ihresgleichen in der neueren Weltgeschichte sucht.
Auf Befehl des russischen Staatsoberhauptes wurde
aus dem brennenden Nachbarland dessen amtierender Präsident geheim evakuiert.
Wladimir Putin: Unser Funküberwachungsdienst begann im Grunde damit, seine Eskorte zu beobachten.
Es wurde deutlich, dass Viktor Janukowitsch bald in eine Falle geraten würde und einfach vernichtet werden könnte
Die Bitte um die Lebensrettung war ein direkter Appell an Russland
im Namen des legitimen Präsidenten der Ukraine.
Alle Details zur anschließenden Operation blieben ein Jahr lang geheim
und waren nur Wladimir Putin und den Personen bekannt, die seine Befehle erfüllten.
Andrej Kondraschow: Verstehe ich Sie richtig, dass Sie sich persönlich
die ganze Nacht um die Operation zur Rettung Janukowitschs gekümmert haben?
Ja, völlig richtig: Das war die Nacht vom 22. auf den 23. (Februar), und wir haben erst gegen 07.00 Uhr morgens Schluss gemacht.
Und am Ende sagte ich, ehrlich gesagt, allen meinen Kollegen (insgesamt vier Personen):
„In der Ukraine ist eine Situation entstanden,
in der wir gezwungen sind, die Arbeit an einer Rückkehr der Krim zurück nach Russland zu beginnen,
denn wir können dieses Territorium und die dort lebenden Menschen nicht im Stich lassen,
damit sie nicht von der Walze der Nationalisten überrollt werden.“
Ich habe vor ihnen gewisse Aufgaben gestellt und gesagt, was und wie wir vorgehen müssen.
Zugleich aber betonte ich, dass wir dies nur dann tun werden,
falls wir davon absolut überzeugt sind, dass die auf der Krim lebenden Menschen das selbst wollen.
Sie mussten die Möglichkeit zur Selbstbestimmung und Willensäußerung bekommen. Das war unser Ziel.
Ich sage Ihnen ganz offen und ehrlich.
Ich dachte: Falls die Menschen das wollen, dann muss das auch so sein.
Dann werden sie eine größere Autonomie oder gewisse Rechte haben, aber innerhalb des ukrainischen Staates – dann muss das auch so sein.
Falls sie es aber etwas anderes wollen, dann können wir sie nicht im Stich lassen.
„Die Krim. Der Weg in die Heimat.“
Kiew, Februar 2014
Die Konfrontation in Kiew spitzte sich am 18. Februar plötzlich zu.
Gegen 13.30 Uhr gab es die ersten gezielten Schüsse. Gleich fünf Beamte der Innentruppen wurden mit Schüssen in den Hals getötet.
Die Nationalisten des „Rechten Sektors“ überfiellen das Büro der Partei der Regionen. Ein Mitarbeiter wurde bei lebendigem Leibe verbrannt.
Am nächsten Tag wurden im Zentrum Kiews 25 Menschen getötet.
Am 20. Februar schossen Scharfschützen auf dem Maidan. Auf beiden Seiten. Nach verschiedenen Schätzungen starben dabei zwischen 75 und 100 Menschen.
Alles veränderte sich direkt vor den Augen. Es begann das Blutvergießen. Auf dem Maidan wurde geschossen.
Wie verhielt sich Janukowitsch in dieser Zeit? Denn er hat Sie bestimmt angerufen? Er bat doch um ein Treffen, oder?
Ja, ja. Erstens hat er mich am 21. (Februar) angerufen, schon in der Abendzeit.
Er sagte, er wolle nach Charkow reisen, um dort an einer regionalen Konferenz teilzunehmen.
Ich muss ehrlich sagen: Ich habe ihm meine Meinung gesagt, dass er in dieser Situation lieber nicht die Hauptstadt verlassen sollte.
Er sagte: „Ich überlege es mir noch. Ich weiß nicht. Ich werde Sie noch anrufen. Wir sprechen später noch.“
An diesem Abend, während auf dem Maidan Demonstranten und Polizeibeamte massenweise erschossen werden,
begab sich Viktor Janukowitsch zum letzten Mal zu seinem Haus, um dort zu übernachten.
Dann rief er mich wieder an und sagte, er habe sich entschieden, doch zu fahren.
Ich sagte lediglich: „Ziehen Sie wenigstens keine weiteren Ordnungskräfte ab“
Er sagte: „Ja, ja, ich verstehe das sehr gut.“ Er fuhr weg und zog alle Ordnungskräfte ab.
Am 21. Februar um 09.17 Uhr morgens verließ Viktor Janukowitsch seine Residenz Meschigorje,
blieb für ein paar Sekunden stehen, als würde er sich von diesem Ort verabschieden. Er wird hierher nie mehr zurückkehren.
Obwohl er sich bereit gezeigt hatte, alle Forderungen der Oppositionskräfte zu erfüllen,
rechnete er in diesen Minuten immer noch mit friedlichen Entscheidungen vom Maidan und den europäischen Vermittlern.
Aber stattdessen hat die Opposition, wie Sie wissen, am selben Tag die Gebäude des Präsidialamtes und der Regierung erobert.
Danach (schon am 22. (Februar)) rief Viktor Janukowitsch mich erneut an und sagte, er befinde sich in Charkow und möchte mit mir sprechen,
möchte, dass wir uns treffen und die weitere Entwicklung der Situation besprechen.
Ich erklärte mich natürlich dazu bereit: „Bitte schön, wo möchten Sie, dass wir uns treffen?“
An diesem Tag ernannten die Maidan-Anführer Alexander Turtschinow zum Vorsitzenden der Obersten Rada,
womit sie gegen die ukrainische Verfassung verstießen, und entmachteten damit im Grunde Viktor Janukowitsch.
Der ukrainische Präsident meldete sich live aus Charkow.
Viktor Janukowitsch: Ich habe nicht vor, zurückzutreten. Ich bin der legitim gewählte Präsident.
Aber alles, was heute geschieht, ist Vandalismus, Banditismus und ein Staatsstreich.
Kaum hatte Viktor Janukowitsch Kiew verlassen, meldeten sich sofort Radoslaw Sikorski aus Polen, Olivier Bailly von der EU-Kommission sowie Dalia Grybauskaite aus Litauen und sagten,
die EU würde das Assoziierungsabkommen mit den neuen ukrainischen Regierenden unterzeichnen,
und deshalb wurde der amtierende und legitime Präsident Janukowitsch ein Störfaktor für die Kiewer Drahtzieher des Staatsstreichs.
Uns wurde klar, und wir hatten bereits Informationen erhalten, dass nicht nur seine Festnahme,
sondern auch seine physische Vernichtung vorbereitet wird – das wäre für die Kräfte, die den Staatsstreich durchgeführt hatten, sogar noch besser.
Denn wie eine bekannte historische Person sagte: Gibt es den Menschen nicht mehr – gibt es auch kein Problem mehr.
Die weitere Entwicklung der Situation hat das im Grunde bestätigt.
Wenn es ihn nicht gegeben hätte, dann könnten die Oppositionskräfte ihre Aufgaben leichter lösen.
Am 22. Februar verließ Viktor Janukowitsch Charkow und rief Wladimir Putin bereits aus Donezk an und bat ihn um ein Treffen.
Ich schlug vor: „Lassen Sie uns irgendwo in Rostow treffen, damit Sie keine Zeit für die Flüge verlieren. Ich bin bereit, selbst dorthin zu kommen.“
Dann kam ein weiterer Anruf: Vertreter der Wache Viktor Janukowitschs sagten: „Wir haben Probleme. Wir können nicht abheben.“
Ehrlich gesagt, hatte ich bereits verstanden, dass etwas Außerordentliches passiert war. Das war keine normale Situation.
Später erfuhren wir, dass Janukowitschs Eskorte in dieser Zeit beschossen worden war.
Auch Generalstaatsanwalt Pschonka wurde beschossen, und einer seiner Wächter wurde verletzt.
Das heißt, dass zu diesem Moment bereits der Staatsstreich in vollem Gange war.
Im Grunde begann damit die Operation zu seiner Festnahme oder Vernichtung durch die Oppositionskräfte.
Die Leiter der vier bewaffneten Strukturen Russlands wurden vom Oberbefehlshaber beauftragt, das Leben des ukrainischen Präsidenten zu retten.
Gleichzeitig wurde Viktor Janukowitsch im Auftrag der Maidan-Anführer von anderen Geheimdiensten gesucht.
Aber nach dem misslungenen Abflug aus Donezk war der ukrainische Präsident verschwunden.
Seine Eskorte hat sich irgendwo in der Ostukraine aufgelöst.
Er konnte Donezk verlassen und fuhr weg, wahrscheinlich ohne zu wissen, wohin er fährt…
Er fuhr auf die Krim. Er fuhr auf die Krim, aber als man mir zeigte, welchen Weg er fuhr…
Haben Sie seinen Weg gesehen?
Als er sich meldete, begann unser Funküberwachungsdienst damit, seine Eskorte zu verfolgen. Wir beobachteten ständig, wo er sich im jeweiligen Moment befand.
Als man mir aber die Landkarte zeigte, wurde klar, dass er bald in eine Falle geraten würde.
Noch mehr als das: Nach unseren Informationen waren dort großkalibrige Maschinengewehre aufgestellt, damit man nicht lange reden müsste.
Das bedeutet, dass niemand vorhatte, ihn aufzuhalten?
Wir haben allen Grund zu glauben, dass man ihn einfach vernichten würde. Sein Wachdienst wurde informiert, dass sie nicht weiter fahren sollten.
Das ist eine merkwürdige Ideologie, denn alles wurde offen besprochen. Wir nutzten diese offene Verbindung selbst, um zu verstehen, wo er sich befindet.
Aber bevor wir ihn orten konnten, wussten wir nicht, wo er sich befand.
Deshalb machten wir uns darauf gefasst, ihn aus Donezk herauszuholen, egal ob auf dem Land-, Meeres- oder Luftweg.
Sie haben also verschiedene Abteilungen beauftragt, Janukowitsch zu retten?
Ja.
Da er sich aber schon weit weg von Donezk befand, brauchten unsere Motorboote ziemlich viel Zeit (fünf oder sechs Stunden), um die Küste zu erreichen.
Und Sie sagten Janukowitsch, dass er in Richtung Küste fahren sollte.
Sie haben ihn gewarnt, dass sein Leben in Gefahr geraten würde, falls er sich weiter vorwärts bewegen würde?
Ja, sie fuhren dann in eine andere Richtung – wir hatten sie angewiesen, zu welchem Ort an der Küste seine Eskorte fahren sollte.
Und wir schickten einige Hubschrauber mit einer Spezialeinheit dorthin.
Die Suche nahm ungefähr anderthalb Stunden in Anspruch. Die Beobachtung der Dutzende Kilometer langen Küste blieb erfolglos:
Die Piloten hatten keine Verbindung zu Janukowitschs Eskorte. Der Adjutant des ukrainischen Präsidenten rief verzweifelt den Kreml an.
In einem gewissen Moment wurde klar, dass unsere Kräfte Janukowitsch nicht finden können
dass der Hubschrauber zu wenig Kraftstoff hatte. Er musste zurückfliegen.
Die Hubschrauber waren schon dabei, zurückzufliegen, aber plötzlich sahen die Piloten einen Blitz –
alle Fahrzeuge der Eskorte hatten das Fernlicht eingeschaltet, um anzuzeigen, wo sie sich befanden.
Wie haben sie das verstanden?
Man hat ihnen einen entsprechenden Hinweis gegeben.
Das bedeutet, dass Sie oder Ihre Kollegen ihnen das gesagt haben?
Ja, natürlich. Die Piloten haben sie bemerkt und abgeholt.
Nehmen Sie das zweite Quadrat ein, 7:45… Auflösung 60:45.
Nehmen Sie vorerst 7-44 ein. Landung wird genehmigt.
Aber das war nicht das Ende dieser Geschichte, denn Viktor Janukowitsch wollte nicht nach Russland
ausreisen und bat gleich, ihn auf die Krim zu bringen, und er reiste auf die Krim.
Somit blieb er noch einige Tage, während sich die Situation um den Staatsstreich weiter entwickelte, auf ukrainischem Territorium.
Aber einige Tage später, als klar wurde, dass es in Kiew niemanden gab, mit wem er verhandeln könnte, bat er uns, ihn nach Russland zu bringen.
Als man Ihnen von seiner Rettung berichtete, was haben Sie empfunden?
Was ich empfand? Dass wir sein Leben gerettet haben, wie auch das Leben seiner Familienmitglieder –
das war meines Erachtens eine gute und großzügige Sache.
Ich will nicht seine Arbeit einschätzen.
Er sagte mir: „Ich konnte nicht den Befehl zur Anwendung von Waffen nicht geben – meine Hand konnte ihn einfach nicht unterschreiben“.
Ob man ihm das aber vorwerfen kann, weiß ich nicht. Ich glaube, ich habe kein Recht dazu.
Egal ob das gut oder schlecht war – das hatte sehr schlimme Folgen. Das ist offensichtlich.
Rekonstruktion der Ereignisse
Die schlimmen Folgen bekamen schon damals Tausende von schutzlosen Menschen zu spüren.
Nachdem die Nationalisten Kiew erobert hatten, begannen sie eine Jagd auf alle, die mit ihren Methoden zur Machtübernahme nicht einverstanden waren.
R. Jakowlew (Leiter eines Autokonvois, Einwohner von Simferopol): Das war am 20. (Februar). Wir waren auf dem Weg nach Hause.
A. Bely (Automechaniker, Einwohner von Simferopol): Die Straße war gesperrt.
Ich weiß nicht, wie ich sie bezeichnen soll. Das waren ja Unmenschen.
Korsun-Schewtschenkowski (Gebiet Tscherkassy, Ukraine), am 20. Februar 2014
An dem Tag, an dem die Scharfschützen den Maidan unter ihre Kontrolle genommen haben, fuhren einfache Menschen mit Bussen nach Hause, auf die Krim.
Sie hatten sich am so genannten Anti-Maidan beteiligt – an friedlichen Kundgebungen, deren Teilnehmer,
einfache Krim-Einwohner, die unbewaffnet waren, ihre Meinung äußerten, die sich von der Meinung der Teilnehmer des Euro-Maidans unterschied.
Die Streifenwagen der Polizei, die den Konvoi begleiteten, führten sie in eine Falle.
Alexander Botschkarjow (stellvertretender Kommandeur eines Regiments des Krim-Volksheeres): Der Konvoi wurde von beiden Seiten blockiert, und dann begann das Schlimmste.
Junge Männer mit Schlagstöcken, von denen einige betrunken waren oder unter Drogen standen…
Rekonstruktion der Ereignisse
R. Jakowlew (Leiter eines Autokonvois, Einwohner von Simferopol): Da erschien ein Bursche mit einem Gewehr und begann zu schießen.
A. Grebnew (Buspassagier, Einwohner von Simferopol): Auf dem Vordersitz saß der Busfahrer, er wurde getötet.
Rekonstruktion der Ereignisse
R. Jakowlew (Leiter eines Autokonvois, Einwohner von Simferopol)Dann rannte eine Horde von diesen Barbaren los. Sie begannen, die Fensterscheiben einzuschlagen.
A. Bely (Automechaniker, Einwohner von Simferopol): Sie bewarfen uns mit Steinen. Dann riefen sie uns zu: „Geht raus, oder wir verbrennen euch gleich hier!“
Es war schwierig, in dieser Situation überhaupt am Leben zu bleiben.
Und bei wem russische Staatsflaggen und Banner mit Losungen wie „Wir werden unsere Krim eurem Bandera nicht überlassen!“ entdeckt wurden,
oder einfach Fotos (selbst im Handy) von den Massenunruhen auf dem Maidan, der hatte keine Chance.
M. Gupalo (Buspassagier, Einwohner von Simferopol): Ich nahm die Speicherkarten aus meinem Handy und aus meiner Fotokamera und steckte sie in den Mund,
unter die Zunge, um sie mit den Fotos meiner Familie und mit den Fotos der Ereignisse auf dem Maidan runter zu schlucken, um meine Familie zu retten.
A. Grebnew (Buspassagier, Einwohner von Simferopol): Als wir aus dem Bus stiegen, wurden wir zusammengeschlagen und in einen Graben entlang der Straße geworfen.
Dort lagen unsere Männer, die erschossen worden waren.
Es waren insgesamt sechs Männer. Auch unseren Busfahrer haben sie aus dem Bus geschleppt und dorthin gelegt.
A. Bely (Automechaniker, Einwohner von Simferopol): Sie zwangen uns, die ukrainische Hymne zu singen und „Es lebe die Ukraine!“ zu skandieren.
Uns schlugen sie mit Schlagstöcken.
Ich habe jetzt sieben Nähte am Kopf.
M. Gupalo (Buspassagier, Einwohner von Simferopol): Wir saßen alle zusammen. Sie zerrten einige von uns hinaus
und zwangen jemanden, zerschlagene Scheiben des Busses in die Taschen zu stecken oder zu essen.
Andrej Kondraschow: Zerschlagene Scheiben zu essen?
Ja, zerschlagene Scheiben zu essen. Und wir mussten sie auch essen, denn wir wollten ja am Leben bleiben.
Rekonstruktion der Ereignisse
A. Bely (Automechaniker, Einwohner von Simferopol): Einer der Männer versuchte zu fliehen.
Ich habe aber selbst gesehen, wie man auf ihn schoss. Ich weiß immer noch nicht, ob dieser Mann am Leben geblieben ist. Ich weiß es nicht.
Als die Menschenmenge die brennenden Busse sah, geriet sie in Ekstase. Als die Maidan-Anhänger dieser „Show“ zusahen,
bekamen die am Leben gebliebenen Krim-Einwohner die Chance, zu fliehen.
Aber nicht alle konnten sich retten. In den nahegelegenen Wäldern begannen die Nationalisten eine regelrechte Jagd auf sie.
A. Botschkarjow (stellvertretender Kommandeur eines Regiments des Krim-Volksheeres):
Wir fielen in die Ackerfelder, irgendwo dort, im Waldstreifen. Wir versteckten uns, um von diesen Burschen nicht erwischt zu werden,
die ja richtige Faschisten, richtige Banditen sind. Glauben Sie mir: Sie hassten uns wirklich, obwohl wir ihnen nichts getan hatten…
Wer gefangen wurde, der wurde halbtot geschlagen. Zunächst aber erzählte man ihnen: Wer am Leben bleibt, wird jetzt anders leben.
A. Bely (Automechaniker, Einwohner von Simferopol): Sie drohten uns, sie hatten Pistolen, die sie an unsere Köpfe hielten. Das was wirklich so.
R. Jakowlew (Leiter eines Autokonvois, Einwohner von Simferopol): Sie waren wütend auf uns, weil wir von der Krim kommen: „Sprich doch Ukrainisch!“ Ich antwortete: „Ich kann es nicht“.
„Dann komme ich zu dir auf die Krim und werde deine ganze Familie töten, weil ihr Russisch sprecht!“
Sie schlugen uns, verstehen Sie? Sie sahen unser Blut, sahen, dass wir Schmerzen hatten, und lachten darüber – das machte ihnen einfach Spaß. Was soll man dazu noch sagen?
Angesichts dieser Tragödie verstanden wir, dass wir in der Ukraine einfach nicht mehr bleiben können. Das sind Faschisten, richtige Faschisten. Das sind Bandera-Kämpfer.
Untertitel: Korsun-Schewtschenkowski (Gebiet Tscherkassy, Ukraine) am 20. Februar 2014
Das Korsun-Pogrom, wie diese Tragödie auf der Krim genannt wird, hat nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums sieben Menschen das Leben gekostet.
Als wir diesen Ausbruch von zügellosem Nationalismus sahen, wurde uns klar, dass für die Menschen, die auf der Krim leben, sehr schwere Zeiten kommen könnten.
Und erst da – das will ich unterstreichen – dachten wir, dass wir diese Menschen nicht im Stich lassen können.
Simferopol, das in Kiew als Nest der Maidan-Feinde bezeichnet wurde, wurde ein Ultimatum gestellt: Das städtische Lenin-Denkmal müsste innerhalb von zehn Tagen abgerissen werden. Und das – noch vor dem Korsun-Pogrom –
bewegte die Stadteinwohner dazu, sich zusammenzuschließen. Während einige ukrainische Gebiete den Nationalisten ihre Treue schworen, bildeten die Krim-Einwohner bereits Selbstverteidigungseinheiten.
Sergej Aksjonow (Oberhaupt der Republik Krim, Führer der Allukrainischen Partei „Russische Einheit“ zwischen 2008 und 2014): Wir hatten jeden Tag Übungs- bzw.
Trainingslager und bereiteten uns auf die Abwehr von möglichen Angriffen vor,
falls jemand auf die Idee kommen sollte, dieses Denkmal zu stürzen. Für uns war das eher ein Symbol der Stabilität und der Fähigkeit der Behörden, die Situation unter Kontrolle zu halten.
Andrej Kondraschow: Als Sie Ihren persönlichen „Krim-Frühling“ begannen, wussten Sie doch gar nicht wirklich, dass Russland die Krim-Einwohner unterstützen würde. Hatten Sie keine Angst?
Wissen Sie, unsere Würde hat uns wohl geholfen, unsere Angst zu überwinden.
Ausruf: „Wir werden unsere Krim gemeinsam aufbauen! Frieden für die Krim! Wir werden unsere Krim gemeinsam aufbauen!“
Wie ist Aksjonow in den Vordergrund getreten?
Ich weiß es nicht. Ich habe diesen Mann nie gekannt und nie gesehen.
Ich muss ehrlich sagen: Man hat mir seinen Namen genannt und gesagt, dass die Abgeordneten des Krim-Parlaments diesen Mann an der Machtspitze sehen wollen.
Das Volksheer bestand ja darauf, dass Aksjonow ihr richtiger Führer ist. Sie setzten auch die Abgeordneten unter Druck, das ist wahr.
Ja, sie wissen wohl besser, was sie wollen. Er hatte sie ja in Kompanien usw. zusammengetrommelt.
Einer von ihnen, der Parlamentsvorsitzende der Krim, sagte, als ich ihn nach Aksjonow fragte: „Er ist ja ein richtiger Che Guevara. Den brauchen wir jetzt“.
„Wir brauchen eine friedliche, stabile und multinationale Krim, wo alle Menschen normal leben können!“
Sergej Aksjonow: Der „Krim-Frühling“ ist wahrscheinlich dank der Einheit der Menschen und der Meinungen entstanden – weil richtige Patrioten auf einmal entstanden, die gleich dachten und auf einheitlichen Positionen standen.
Zum Tag der Vereinigung der Krim-Einwohner wurde der 22. Februar. An diesem Tag kehrten die „Berkut“-Kämpfer nach Sewastopol und Simferopol zurück. Man hatte sie auf dem Maidan verbrannt oder erschossen
und später des Blutvergießens beschuldigt. Sie waren erschöpft und gedemütigt. Aber bei sich zu Hause haben sie plötzlich etwas gesehen, was sie sich in Kiew nicht einmal vorstellen könnten.
Die Menschenmenge skandiert: „Berkut! Berkut!“
In dieser Zeit wurden gegen „Berkut“-Kämpfer und ihre Kommandeure in der ganzen Ukraine Strafverfahren eingeleitet. Viele von ihnen wurden festgenommen. In Lwow wurden sie auf die Knien gezwungen.
In Rowno wurden alle „Berkut“-Kämpfer dem Roten Sektor überlassen. In Kiew schlug man vor, auf „Berkut“-Basis eine Spezialeinheit zu bilden, die den Namen der Maidan-Helden tragen würde.
Überall galten sie als Feinde, und nur hier wurden sie als Helden gefeiert.
Juri Abissow (Kommandeur des „Berkut“-Bataillons von der Krim, seit August 2014 der Kommandeur der Spezialeinheit des Innenministeriums der Republik Krim): Das war ja wie Balsam für unsere Seelen, wie ein Schluck Wasser
oder frische Luft. Wir verstanden auf einmal, dass wir zu Hause angekommen waren, dass das unsere Krim ist, die wir niemandem überlassen werden. Verstehen Sie?
Das war also wie eine gewisse Grenzlinie?
Das war eine Grenze. Wir haben unsere Entscheidung genau hier, auf dem Lenin-Platz, getroffen, und zwar gemeinsam mit unseren Mitbürgern, den Krim-Einwohnern.
Am selben Tag wurden Dutzende Verletzte in Krankenhäuser gebracht. Ein auf dem Maidan getötete „Berkut“-Offizier und zwei Beamte der Innentruppen wurden beigesetzt. Als die „Berkut“-Kämpfer zurück auf ihrem Stützpunkt waren,
verstanden sie, dass sie nicht öffentliche Ordnung, sondern Frieden auf der Krim werden schützen müssen.
Kiew hat ja versprochen, im Süden und im Osten, wo die Ideen des Maidan nicht akzeptiert wurden, „Ordnung“ zu schaffen.
Ich bin sicher, dass sich die Situation angesichts der ethnischen Zusammensetzung der Krim hätte noch viel schlimmer entwickeln können.
Wir mussten etwas unternehmen, um eine negative Entwicklung der Situation zu verhindern.
Damit sich keine Tragödien wie später in Odessa ereignen, wo Dutzende Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt wurden. Wir durften auf keinen Fall ein Blutvergießen zulassen.
Die Menschenmenge skandiert: „Berkut sind Helden! Berkut sind Helden!“
Die Einwohner Simferopols bewachten rund um die Uhr den „Berkut“-Stützpunkt, um ihn von den Nationalisten zu beschützen.
Sie brachten riesige Sandsäcke dorthin, um die möglichen Angriffe der Kräfte aus Kiew abzuwehren. Der Kommandeur versorgte seine Kämpfer mit Waffen.
Juri Abissow (Kommandeur des „Berkut“-Bataillons von der Krim, seit August 2014 der Kommandeur der Spezialeinheit des Innenministeriums der Republik Krim): Wir verstanden, womit alles enden könnte.
Sie hatten ja unseren Männern die Hände und Arme mit Spitzhaken gebrochen oder gesagt: „Los, breche ihm den Arm. Er hat ja damit Granaten geworfen.“
Außerdem nähten sie jemandem die verletzten Augenlider zusammen und sagten:
„Er braucht ja das Auge nicht mehr, es kann ja zugenäht werden.“ Und das ohne jegliche Betäubung. Sie schikanierten uns einfach.
Los, öffne das Tor!
Hier stand ein Schützenpanzerwagen. Wir zeigten allen, dass wir auf jegliche Herausforderung gefasst waren. Wir machten kein Hehl daraus, dass wir unerwünschte Gäste so empfangen würden, wie sie das verdienten…
Andrej Kondraschow: Sie würden also eventuell…
Juri Abissow: Ja, ja, genau.
Andrej Kondraschow: Sie würden direkt schießen?
Juri Abissow: Ja, direkt schießen. Wenn die Situation gefährlich wurde – und wir spürten immer, wenn sie gefährlich wurde, wenn man auf uns losgehen würde -, dann waren wir auf eine solche Entwicklung der Situation gefasst.
Der von der Obersten Rada ernannte Innenminister Arsen Awakow verfügte die Auflösung der „Berkut“-Spezialeinheit für –
hier ist das Zitat: „Für die völlige Diskreditierung in den Augen des ukrainischen Volkes“.
Jede regionale „Berkut“-Abteilung, die diesen Befehl nicht erfüllte, galt ab sofort als illegale Bandenformation.
Juri Abissow: Ich bin am frühen Morgen hierhergekommen, habe meine Offiziere in meinem Arbeitszimmer zusammengerufen und ihnen gesagt:
„Lassen Sie uns durch Handheben, wie in einer Kolchose, abstimmen, was wir tun. Wer mitmacht bis zum Ende, der macht eben mit bis zum Ende.
Falls jemand gleich geht, dann haben ich und wir alle Verständnis dafür.
Wohin wir weiter gehen – ob in die Berge oder irgendwohin, wo ein russischer Truppenteil stationiert ist -, werde ich mir als Kommandeur überlegen.
Aber wir müssen jetzt unsere Wahl treffen. Jeder von uns.“ Und alle haben die Hand gehoben – alle haben zugestimmt.
Andrej Kondraschow: Und Sie haben beschlossen, dass Sie sich wehren werden?
Alle haben beschlossen, dass wir zunächst uns selbst und unsere Familien verteidigen.
Nach dem Maidan gab es im Trainingsprogramm der „Berkut“-Abteilung von der Krim neue Elemente.
Jetzt üben die „Berkut“-Kämpfer nicht nur ihre eigene Vorgehensweise, sondern auch Maßnahmen zum Widerstand gegen Handlungen,
die gegen sie auf dem Maidan unternommen worden waren.
Andrej Kondraschow: Das alles wurde also früher geübt, nicht wahr?
Die Amerikaner hatten ukrainische Spezialisten, Vertreter ihrer bewaffneten Strukturen, zwecks Erfahrungsaustauschs und Weiterbildung eingeladen.
Da gaben sie ihnen ein Blatt Papier und ließen sie aufschreiben, wie sie gegen unterschiedlich große Menschenmengen vorgehen usw.
Die Kommandeure ukrainischer Abteilungen schrieben also…
Ja, sie erzählten, wie sie gegen unterschiedlich große Menschenmengen vorgehen:
gegen Hooligans, gegen Ultras oder gegen Teilnehmer von Massenunruhen.
Das war so im Jahr 2006. Später wurden spezielle Anleitungen herausgegeben: „Wie man ‚Berkut‘ widerstehen sollte“ usw.
Dort stand geschrieben, wie man einem Soldaten den Helm vom Kopf reißt usw.
Waren diese Anweisungen schon damals für den Rechten Sektor bestimmt?
Ja, ja.
Die Situation war deswegen spezifisch, weil die Opposition vor allem die Unterstützung der Europäer genoss.
Aber wir wussten ganz genau – wir vermuteten das nicht nur, sondern wussten -,
dass die richtigen Strippenzieher unsere amerikanischen Partner und Freunde waren.
Sie hatten bei der Ausbildung der Nationalisten geholfen, wie auch bei der Bildung von Kampfabteilungen –
sowohl im Westen der Ukraine als auch in Polen und teilweise in Litauen.
Was haben unsere Partner getan? Sie haben einen Staatsstreich gefördert. Das heißt, dass sie aus der Position der Stärke handelten.
Ich denke nicht, dass dies der beste Weg ist, wie man in der internationalen Arena handeln sollte,
egal ob generell oder gegenüber den Staaten im postsowjetischen Raum.
Denn diese Staaten haben sich noch nicht etabliert und sind deswegen ziemlich „fragil“.
Man sollte also sehr vorsichtig mit ihrer Staatlichkeit umgehen, mit ihrer Verfassung und ihrem Rechtssystem.
Das alles wurde aber beiseite geschoben und mit Füßen getreten. Und die Folgen sehen Sie ja selbst – sie sind sehr schwerwiegend.
Jemand hat das akzeptiert, aber einige Menschen wollen das nicht akzeptieren. Das Land wurde gespalten.
Nach dem Maidan wurde klar, dass die Ukraine konsequent gespalten wurde - in Übereinstimmung mit bestimmten Technologien,
wobei selbst das Blutvergießen ein Teil des Reglements war.
Hier ist eine Methode, die die romantische Bezeichnung „Karpaten-Buche“ trägt.
Sergej Martschenko (Kommandeur der Polizei-Spezialeinheit „Berkut der Republik Krim“): Die erste Reihe kam mit sauberen Händen – da hatten sie nichts bei sich.
Die Männer in der zweiten Reihe hatten bereits Lack, Farben usw. in den Händen. Sie vergossen diese Flüssigkeiten über das Visier der Helme.
Unsere Kämpfer mussten das Visier öffnen und bekamen sofort mit der „Karpaten-Buche“ ins Gesicht.
„Vorsicht, Steine!“
Sergej Martschenko, der Kommandeur der „Berkut“-Spezialeinheit von der Krim, befand sich mit seinen Kämpfern die ganze Zeit auf dem Maidan.
Jetzt könnte er selbst Anleitungen über „Revolutionstechnologien“ herausgeben.
Sergej Martschenko: Es gab spezielle Personen, die extra dazu ausgebildet worden waren, in allen diesen Formationen Breschen und schwache Stellen zu finden.
Andrej Kondraschow: Haben sie also mit ihren Flaschen extra auf solche Stellen gezielt?
Genau, auf Stellen, die beispielsweise nicht so gut geschützt sind.
Jeder Kämpfer, der sich auf dem Maidan befand, musste fünf, sechs Uniformen wegen der Brandanschläge auswechseln.
Sie mussten sich ständig gegenseitig löschen und brauchten manchmal bis zu 20 Feuerlöscher in der Stunde.
Die „Berkut“-Abteilung von der Krim verlor einen Offizier, der getötet wurde. 32 Kämpfer wurden an einem einzigen Tag von unbekannten Scharfschützen verletzt.
Juri Abissow: Wenn man ihre Verletzungen sieht – Handverletzungen, denn sie hielten Schutzschilder (jetzt können sie nicht mehr ein Schutzschild halten),
Knieverletzungen usw., dann versteht man, dass keine Huzulen auf sie schossen, die nach Kiew gekommen waren,
Knieverletzungen usw., dann versteht man, dass keine Huzulen auf sie schossen, die nach Kiew gekommen waren,
weil sie mit Janukowitsch unzufrieden waren und ihre Rechte verteidigen wollten.
Auf die „Berkut“-Kämpfer schossen professionelle Scharfschützen, die zuvor in verschiedenen Konfliktherden Erfahrungen gesammelt hatten.
Das alles wurde sehr gründlich geplant und vorbereitet worden. Das war eine Aktion zum Sturz einer legitimen Regierung. Das ist alles.
Man hätte an die Folgen für das Land denken müssen, bevor man das tat, was am 22. Februar in Kiew geschah
– bevor die Menschen ihre politischen Probleme auf diese Art und Weise lösten.
Es ist ja leicht, alles auf den Kopf zu stellen. Man sollte aber die legitimen Interessen seiner Partner berücksichtigen,
wenn wir vom Respekt füreinander sprechen.
Wenn wir aber das Thema historische Ungerechtigkeit aufwerfen, dann sprachen und sprechen wir immer von Sewastopol, der Stadt des Ruhmes der russischen Marine.
Aber wo lag denn Sewastopol und wo blieb der Ruhm der russischen Marine? Alles war auf den Kopf gestellt worden.
In der russischen Geschichte gab es tatsächlich keine andere Stadt, wo so viel Blut vergossen wurde.
Die Heldenstadt, die Festungsstadt, die Admiralsstadt.
Sewastopol war selbst in Sowjetzeiten etwas ganz Besonderes, als die Krim der Ukrainischen Sowjetrepublik überlassen wurde.
Selbst dann blieb Sewastopol nicht den ukrainischen, sondern den sowjetischen Machtorganen unterstellt. Nur hier konnte die Liebe zu Russland so groß sein.
Deshalb gab es nirgendwo auf der Krim dermaßen vehemente Anti-Bandera-Aktionen wie in Sewastopol.
Die Menschenmenge ruft: Keine Chance dem Faschismus! Keine Chance dem Faschismus! Keine Chance dem Faschismus! Keine Chance dem Faschismus!
Und wahrscheinlich nur hier war es möglich, dass die Menschen in dieser de jure ukrainischen Stadt
auf einer Kundgebung am 23. Februar einen russischen Staatsbürger zu ihrem Bürgermeister wählten.
Alexej Tschaly (Vorsitzender der Gesetzgebenden Versammlung Sewastopols): Bereits 1991, al s Jelzin sagte, begraben, dachte ich:
sie hätten in ihrer Sitzung im Beloweschje-Wald beschlossen, die Sowjetunion zu begraben, dachte ich: „Na, das war’s jetzt! Es ist Schluss und vorbei!“
Und dann sah ich von Jahr zu Jahr, wie sich das Leben hier veränderte:
Zunächst wurde die (ukrainische) Währung eingeführt, dann die Grenzkontrollen, dann wurde das Bildungssystem umgestellt – in Schulen, in Kindergärten…
Dann entstand plötzlich das Staatsfernsehen, in dem Ukrainisch gesprochen wurde.
Das ist doch Unsinn, oder? Wenn man bedenkt, dass in der Stadt niemand Ukrainisch spricht.
In Sewastopol wurde im Unterschied zur ganzen Krim nie Ukrainisch unterrichtet. Dabei ging es um einen Sonderstatus der hiesigen Bevölkerung.
Aber Schritt für Schritt wurden die Daumenschrauben angezogen.
Es wurden mehr als 40 Gesetze verabschiedet, die die offizielle Verwendung der russischen Sprache einschränkten.
In den Betrieben mussten beispielsweise alle Dokumente in der ukrainischen Sprache angefertigt werden.
Es gab auch auf einmal sehr viele Beamte hier, die aus Kiew und aus der Westukraine kamen.
Hatte man Angst vor Separatismus?
Ja. Dennoch konnte man nichts dagegen tun.
Die berühmte 35. Batterie von Sewastopol hat Alexej Tschaly selbst wieder ins Leben gerufen – mit seinen eigenen Mitteln und mit Spenden seiner Mitbürger.
Jetzt legen Seeleute hier den Eid ab.
…die Kampfbereitschaft unserer Schiffe und Schiffsverbände fördern, die ruhmreichen Kampftraditionen der Schwarzmeerflotte zu mehren.
Ich diene der Russischen Föderation!
Jawohl!
Für private Spenden wurde vor vielen Jahren auch ein Lehrbuch der Sewastopol-Landeskunde veröffentlicht, die hier in Schulen unterrichtet wurde –
– anders als im offiziellen Geschichteunterricht, in dem Stepan Bandera heroisiert wurde.
Die Einwohner der Stadt des russischen Ruhmes bewahrten nicht nur ihren eigenen historischen kulturellen Code,
sondern widerstanden auch fremden kulturellen Codes.
Jetzt wird der „Krim-Frühling“ manchmal als „dritte Verteidigung Sewastopols“ bezeichnet. Die Stadteinwohner sagen jedoch:
„Im Frühjahr 2014 war das keine Verteidigung, sondern ein Angriff. Verteidigt hatten wir uns zuvor, und zwar 23 Jahre lang.“
W. Melnikow (Volksheer-Kämpfer, Mitglied der 3. Selbstverteidigungskompanie von Sewastopol, Veteran des Afghanistan-Kriegs):
Sewastopol ist dermaßen ruhmreich, so dass trotz der 23-jährigen Okkupation…
Sehen Sie das „Okkupation“?
Ja, Okkupation. Ich bin Offizier, der nie den ukrainischen Eid abgelegt hat.
Wir haben unsere Liebe zu Russland und unsere Geschichte aufrechterhalten können. Sewastopol ist doch eine Stadt, die gar nicht einfach ist, gar nicht einfach…
Viktor Meljnikow, Kommandeur der 13. Einheit der schnellen Einsatz-Kompanie der Sewastopoler Selbstverteidigung.
Die Volkswehr bildete sich in dieser Stadt bereits im Dezember 2013, zwei Monate vor Beginn des Schießens auf Maidan.
Nach dem Staatsstreich in Kiew verwandelten sich de facto alle Einwohner von Sewastopol in eine Volkswehr.
Mit meinen 60 Jahren kenne ich kein anderes solches Ereignis in der Geschichte, dass ein Volk so einstimmig mit der Seele
mit dem Kopf, so hingebungsvoll, treu und aktiv seine Stadt verteidigte.
Wurde sie verteidigt?
Ja. Wenn notwendig, werden wir sie wieder verteidigen!
Die Krim wird im Bewusstsein des russischen Staatsbürgers und des russischen Menschen mit den heroischen Kapiteln in unserer Geschichte assoziiert.
Das ist sowohl die Periode, in der Russland diese Gebiete erhielt,
als auch die heroische Verteidigung und später die Einnahme der Krim und Sewastopols während des Zweiten Weltkriegs.
Die Krim ist mit der russischen Geschichte, russischen Literatur, Kunst, Zarenfamilie verbunden.
Die Krim war immer auf die eine oder andere Art mit der russischen Geschichte verflochten.
26. Februar 2014, Simferopol. Der Oberste Rat der Krim beruft eine außerordentliche Sitzung.
Zur Bestimmung des weiteren Status der Autonomie ist ein Referendum geplant.
Doch auf Befehl aus Kiew lockte der Medschlis der Krim-Tataren, der vom Maidan beeinflusst wurde, Tausende Menschen auf den Platz.
Sergej Wladimirowitsch, das ist der Ort, an dem die bekannte Kundgebung am 26. Februar stattfand.
Sie haben dort unmittelbar teilgenommen. Woran erinnern Sie sich heute? Wie war es?
Ja, ich erinnere mich natürlich sehr gut daran!
Sergej Aksjonow (Oberhaupt der Republik Krim, Vorsitzender der allukrainischen Partei „Russische Einheit“ 2008/2014):
Die Führung von Medschlis der Krim-Tataren wurde von Kiew angewiesen, alle Sitzungen in der Republik Krim zu torpedieren.
Wenn möglich, das Krim-Parlamentsgebäude zu ergreifen. Die meisten Krim-Tataren sagen, dass sie niemals diesen Konflikt wollten.
Doch die Polizei hatte eine falsche Position bezogen und wir waren gezwungen, unsere Leute links vom Eingang zu konzentrieren.
Hier.
Ja.
Dabei schickte Kiew Vertreter des Rechten Sektors zur Unterstützung von Medschlis hierher, sie kamen mit Bandera-Fahnen.
Diese Personen begannen gegen Mittag mit den Auseinandersetzungen.
Igor Georgijewski war bei der Kundgebung unter denjenigen, die versuchten, den Durchbruch der Menschenmenge
in das Gebäude des Obersten Rates zu verhindern.
Igor Georgijewski (Kosake der Kosaken-Truppe Terek auf der Krim und in Sewastopol): Es gab die schwarz-rote Bandera-Fahne.
Wadim Ilowtschenko (Ataman der Kosaken-Truppe Terek auf der Krim und in Sewastopol): Es gab die Bandera-Fahne schon damals.
Ausgenommen der ukrainischen.
Wadim Ilowtschenko: Ihr Plan sah so aus – Stärke zu demonstrieren. Als sie uns unter die Arme griffen, wurden wir sogar vom Boden hochgehoben.
Als es zum Zusammenstoß kam. Als die zwei Wände kollidierten, sie sich bedrängten, sich gegeneinander stemmten…
Man wird dabei sehr schnell müde. Wir gingen dann auseinander. Und standen herum, um uns zu erholen.
Michail Scheremet (Kommandeur des Krim-Volksheeres): Sie durchschnitten die Menschenmenge, drängten vor und kamen von hinten.
Ich befand mich direkt hier mit dem Kommandeur der ersten Kompanie, Sergej Turtschanenko. Ich wurde hier zu Boden gestoßen…
An dieser Stelle?
Ja. Ich konnte nicht mehr selbstständig aufstehen. Ich danke ihm, dass er mich vom Boden hochhob.
Diese Bilder wurden vom Zugskommandeur der dritten Kompanie der Volkswehr aufgenommen, Veteran des Afghanistan-Krieges, Pawel Taran.
30 Menschen, die mit Verletzungen an diesem Tag in die Krankenhäuser gebracht wurden,
sind wegen ihm einigermaßen heil aus der Sache herausgekommen.
Pawel Taran (Zugskommandeur der dritten „Afghanen“-Kompanie des Krim-Volksheeres): Es gab ein großes Gedränge.
Wir standen irgendwo dort, ein alter Mann stürzte dort.
Wir versuchten, ihn zu halten, damit er nicht zu Boden getreten, zermalmt wird. Wir konnten einfach nicht die Menschenmenge zurückzuhalten,
Ist der alte Mann einer der Verstorbenen?
Ja, er ist ums Leben gekommen
Stimmen aus der Menschenmenge: Kommt die Ambulanz? Schneller! Jungs, was passiert da!
In diesem Augenblick wurden von der Seite, wo es die Fahnen des Medschlis und des Rechten Sektors gab, Flaschen mit Wasser und Sand
und irgendeinem Pulver geworfen. Die verwundeten Krim-Einwohner wurden zur Seite gedrängt, und die Menschenmenge drängte ins Parlamentsgebäude.
Michail Scheremet (Kommandeur des Krim-Volksheeres): Wir haben gesehen, sie haben sich mit lautstarkem Gegröle eindeutig in Richtung der Tür bewegt.
Sie kamen mit einem Ziel – die Tür zu durchbrechen und in das Gebäude zu drängen.
Welche genaue Tür?
Wir sehen sie gerade da. Diese Tür, diese letzte Tür.
Doch als sie ins Gebäude drängten, wo ihre Landsleute, Abgeordnete saßen, wurden die Krim-Tataren auf einmal unentschlossen.
Die Menschen wussten nicht, was sie weiter tun sollen.
Medschlis-Anführer Mustafa Dschemiljew gab telefonisch keine Anweisungen mehr durch,
und die Extremisten des Rechten Sektors, die bereits Erfahrung mit der Erstürmung von Gebäuden in Kiew hatten, gerieten nicht ins Krim-Parlament.
Rufe aus der Menschenmenge: Ruhm den Helden! Ruhm der Ukraine!
Es stellte sich heraus, dass die Aufständischen die Eindringlinge blockiert hatten.
Die Maidan-Leute aus Kiew und Donezk wurden erkannt, trotz ihrer Anstrengungen, als einfache Teilnehmer eines chaotischen Protestes auszusehen.
Andrej Kondraschow: Nach außen hin könnte man den Eindruck haben, dass es einfach eine chaotische Kundgebung war.
Enwer Kurtametow (Kommandeur der 13. Kompanie des Krim-Volksheeres): Nein, Andrej, Sie irren sich. Das war eine vorbereitete Kundgebung.
Sehen Sie – da steht ein Mann in roter Jacke – er ist ebenfalls ein Betreuer. Sehen Sie? In der roten Jacke – er ist gut zu sehen.
Das sind alle Betreuer, sie stehen alle etwa zehn Meter voneinander entfernt. Dieser ist wohl der Leiter ihrer Gruppe.
Sein Gesicht versteckte er in einer Kapuze. Da, da ist er. Da ist der eine und da der andere.
Wollte man gerade diese Konfrontationslinie? Auf der einen Seite die Slawen, auf der anderen die Tataren?
Man wollte eine Konfrontationslinie – Slawen und Krim-Tataren- schaffen, damit sie gegenseitig einen Krieg, ein Massaker beginnen.
Ich bin selbst Krim-Tatare. Das Volk wurde betrogen.
Es wurde doch erzählt, dass wir im Falle des Beitritts zu Russland nach Magadan und Ural geschickt werden. So ein Blödsinn.
Die Tataren wurden also eingeschüchtert, dass sie weggebracht werden?
Ja, es gab solche Diskussionen.
Die Volksheer-Kämpfer haben gesehen, dass die Mehrheit der einfachen Krim-Tataren sich bei
der Kundgebung über die Technologien wunderte, die von ihrer Seite plötzlich eingesetzt wurden.
Ich zeige jetzt ihnen eine Episode. Sehen Sie? Alle beginnen, ihre Gesichter zu bedecken. Einige hatten sogar Atemschutzmasken parat.
Neben dem nervenschädigenden Gas wurde auch ein Novum eingesetzt – als Mehl zerstoßenes Dünnglas von Leuchtstofflampen.
Alle, die in eine solche Staubwolke gerieten, konnten anschließend einige Tage die Augen nicht öffnen.
Michail Scheremet (Kommandeur des Krim-Volksheeres): Starke Schmerzen. Das Gefühl war – die Menschen wurden einfach geblendet.
Wadim Ilowtschenko: Sergej Aksjonow kam damals, ich erinnere mich daran, aus dem Haupteingang mit dem verletzten Gesicht.. Auch er musste einiges einstecken..
Ja, er hat hier die Menschen auch auseinandergehalten.
Er trennte die sich prügelnden Menschen voneinander.
Sergej Aksjonow in der Menschenmenge: Kosaken, kommt hierher! Jungs, links!
Sergej Aksjonow (Oberhaupt der Republik Krim, Vorsitzender der allukrainischen Partei “Russische Einheit“ 2008/2014):
Ich versuchte, wie ich konnte, sie auseinanderzubringen. Dabei wandten sich viele meine Kollegen an mich – wollen wir uns bewaffnen…
Doch Sie verstehen – eine Sache ist, Kiew, dem Rechten Sektor oder noch jemandem Widerstand zu leisten, eine andere Sache –
mit den Krim-Einwohnern die Beziehungen zu klären, die einer anderen Nation zugehören.
Sergej Aksjonow bei der Kundgebung: Die Krim-Einwohner empfangen Menschen aller Nationen zum Urlaub, als Freunde und zur Arbeit.
Ein Teil der Krim-Tataren standen unter dem Einfluss ihrer Anführer. Einige von ihnen sind professionelle - ich möchte das betonen -
Kämpfer für die Rechte der Krim-Tataren, die Menschenrechte.
Für einige von ihnen ist solche Situation nicht sehr komfortabel, weil sie als ob nicht sehr nötig werden.
Die Krim-Tataren sind keine homogene Masse, dort gibt es unterschiedliche Menschen.
Das heimische Volksheer ging sehr energisch vor,
unter anderem fanden sie Unterstützung unter der krimtatarischen Bevölkerung.
Das Volksheer bewegte die Krim-Tataren zur gemeinsamen Arbeit. Unter den Volksheer-Kämpfern gab es auch Krim-Tataren.
Die Medschlis-Anführer überzeugten einfache Menschen davon, dass die Wiedervereinigung der Krim mit Russland
das Leben der Krim-Tataren kardinal verschlechtern würde.
Der Kommandeur der 15. Tataren-Kompanie des Volksheeres, Enwer Kurtametow, stimmte seine Landsleute leicht um -
das Leben der Krim-Tataren wird sich nicht verschlechtern, weil es nicht mehr schlechter werden kann.
Enwer Kurtametow (Kommandeur der 13. Kompanie des Krim-Volksheeres): Wir haben unter der Ukraine in all diesen Jahren nichts Gutes gesehen. Nichts Gutes.
Der offizielle Lohn lag in der Zeit der Ukraine bei 1200 Griwna.
Wie kann man damit eine Familie ernähren? Wie? Das Volk - sie sehen das - kann sich nicht einmal vernünftige Wohnbedingungen schaffen.
Das ist das Dorf Mamut-Sultan. Eines der vielen in den historischen Gebieten der Krim-Tataren aus dem 14-17 Jahrhundert.
Als diese Menschen vor 30 Jahren aus Zentralasien hierher kamen, gerieten sie erneut ins Mittelalter
und können bis jetzt nicht aus dem Mittelalter herauskommen – es gibt kein Wasser, keine Wasserleitungen, keine Heizung, es gibt sogar keinen Strom.
Lilia Okasowa (Einwohnerin des Dorfes Mamut-Sultan): Gehen Sie rein! Ziehen Sie Schuhe nicht aus. Gehen Sie rein.
Gehen Sie vor.
Kommen Sie. Hier sind die Betten. Wir wohnen zu dritt. Mein Sohn arbeitet hier. Hier sind Regale mit unseren Sachen. Wir sind insgesamt fünf Personen.
In diesem kleinen Baucontainer?
Ja, ja.
Ich habe beispielsweise kein Obdach. Dabei habe ich vier Kinder.
Der Staat hat mir einfach keine Wohnung bereitgestellt.
Wir haben weder Wasser noch Strom, noch normale Straßen. Im Winter stecken wir bis zu den Knien im Schlamm.
Kiew hat immer etwas versprochen – auch etwas getan?
Praktisch nichts. Sie manipulieren uns einfach. Sie nutzen uns aus, verstehen Sie? Wir sind für sie eine Art Hebel. Das ist alles.
Enwer Kurtametow war in Kiew, als die Nationalisten nach ihrem Sieg auf dem Maidan die russischsprachigen Krim-Einwohner verfolgten.
Er hat 360 Landsleuten geholfen, auf Nebenwegen heimzukehren.
Und auf der Krim bildete er sofort eine multinationale Kompanie, um sich gegen die Bandera-Anhänger zu wehren.
Enwer Kurtametow (Kommandeur der 13. Kompanie des Krim-Volksheeres): Wir mussten rund um die Uhr da draußen bleiben.
Wir hatten viele schlaflose Nächte. Nicht nur wir, sondern alle Volksheer-Kämpfer mussten tagtäglich ihren Dienst leisten.
Eines Tages schloss sich ein Mädchen der medizinischen Abteilung seiner Kompanie an.
Für Enwer begann damit auch im privaten Bereich der „Krim-Frühling“.
Marina Kornitskaja (Enwer Kurtametows Gattin): Unsere Hochzeit haben wir sieben Tage nach unserer Bekanntschaft gefeiert.
Das war ja eine Liebe auf den ersten Blick? Sieben Tage nach ihrem Kennenlernen haben Sie geheiratet?
Ja, sie hat mich gesehen und mein Herz erobert – und das war’s.
In Kiew sagt man immer noch oft, Russland und die Krim passen nicht zusammen, denn die Russen würden nie eine gemeinsame Sprache mit den Krim-Tataren finden.
Was halten Sie davon, Marina?
Ich persönlich habe definitiv eine gemeinsame Sprache mit den Krim-Tataren gefunden.
Ein Mädchen liest ein Gedicht in der Krim-tatarischen Sprache.
Die Kirchenkuppeln und die Minarette stehen auf der Krim seit Jahrhunderten nebeneinander, egal ob in Aluschta oder Simferopol, in Sudak oder Kertsch.
Bachtschissarai ist die Hauptstadt des früheren Krim-Khanats. Aber gab es jemanden, der den dortigen Springbrunnen schöner als Puschkin besingen konnte?
Auf der Krim leben insgesamt gut 150 Völker. Wovor man hier seit Perestroika-Zeiten am meisten Angst hatte, war der „Import“ von nationalen Konflikten.
Aber wir wollen doch niemanden kränken: weder die Krim-Tataren noch die Deutschen, die dort leben;
weder die Griechen noch die Armenier, noch die Russen, noch die Ukrainer.
Wir wollen, dass sie alle in einer gemeinsamen Familie leben.
Und angesichts der historischen Probleme der Krim-Tataren halten wir es für unsere Pflicht, diese Probleme gemeinsam mit allen Menschen zu lösen, die dort leben.
Das macht für uns keinen ethnischen Unterschied aus – alle diese Menschen sind jetzt russische Staatsbürger.
In diesem Sinne muss ich zugeben, dass ich positiv überrascht war, als ich während der damaligen Ereignisse die Krim-Einwohner fragte, wie viele Ukrainer dort leben.
Sie sagten mir: „Wissen Sie, wir sehen da keinen Unterschied. Wir sind wie eine große Familie.“
Der gemeinsame Aufschwung und Zusammenhalt, der recht schnell als „Krim-Frühling“ bezeichnet wurde, - Diese Konsolidierung passierte in nur sieben Tagen.
Am 22. Februar schwören die auf dem Maidan „angekokelten“ „Berkut“-Kämpfer, der Krim ihre Treue.
Am 23. Februar wird Alexej Tschaly auf einer großen Kundgebung gegen den ukrainischen Faschismus zum „Volksbürgermeister“ Sewastopols gewählt.
Gleichzeitig schließen sich in Simferopol die Menschen massenweise dem Krim-Volksheer an.
Am 24. März finden in Kertsch, Jewpatorija, Feodossija, Jalta, Sewastopol und Simferopol Märsche und Kundgebungen statt,
wobei die Aufrufe zur Vereinigung mit Russland zu hören sind.
Am 25. Februar wird auf einer Kundgebung in Simferopol beschlossen, dass sich die Krim den ukrainischen Behörden nicht mehr unterordnen wird.
Am 27. Februar startet aus Kiew in Richtung Krim der so genannte „Freundschaftszug“,
der von Igor Mossijtschuk, einem der Anführer des Rechten Sektors, zusammengestellt wurde.
Dabei sagte er: „Die Krim-Separatisten werden sich für alles verantworten müssen.“
Für das Krim-Volksheer hat damit die „Stunde X“ geschlagen.
Rekonstruktion der Ereignisse
Um 20.15 Uhr, als der Zug planmäßig in Simferopol eintreffen sollte, sollte in der Stadt die so genannte “Bestrafungsoperation” beginnen.
Die Volksheer-Kämpfer kamen aber zum Bahnhof, um die Draufgänger zu empfangen, die auf dem Maidan viel Blut vergossen hatten.
Diese waren bewaffnet: mit Knüppeln, Eisenstäben, Molotow-Cocktails und sogar mit Schusswaffen,
die sie nach den Überfällen auf Kasernen im Gebiet Lwow in die Hände bekommen hatten. Auf der Krim wusste man aber das alles.
Michail Scheremet (Kommandeur des Krim-Volksheeres): Wir haben uns zusammengetan, um die Faschisten davon abzuhalten, unseren Boden zu betreten.
Wir haben gesehen, was sie auf dem zentralen Platz Kiews angerichtet haben. Haben Sie gesehen, was dort davon noch übrig geblieben ist?
Nur Ruinen und Asche.
Wir haben uns zusammengetan, um unsere Heimat zu verteidigen. Unsere Heimat, unsere Familien, unsere Häuser.
Was waren das für Menschen, die an Ihrem großen Regiment beteiligt waren?
Das waren sogar erfolgreiche Geschäftsleute, die zu uns mit schicken Autos kamen. Sie schlossen sich einfachen Menschen an - Arbeitern, Bauarbeitern.
Das waren Menschen mit ganz unterschiedlichen Berufen. So hatten wir eine ganze Kompanie von Schmieden, die uns mit Schutzschildern versorgt haben.
O. Kriworutschenko (Schmied): Wir arbeiteten rund um die Uhr. An einem Tag konnten wir ungefähr 40 Schilder herstellen. Hier schliefen wir, hier aßen wir.
Wir haben aus den Maidan-Erfahrungen gelernt und die Löcher hier unten geschlossen – für den Fall, dass wir mit Molotow-Cocktails beworfen werden.
Selbst das Aluminium, aus dem die Schutzschilde der Mitglieder der Polizei-Spezialeinheiten hergestellt sind, haben die Volksheer-Kämpfer abgelehnt.
Oleg Kriworutschenko: Diese Schilde sind natürlich viel besser. Sie sind aus Stahl…
Sie sind also schussfest?
Das glaube ich, ehrlich gesagt, nicht.
Aber wenn eine Kugel aus einer Pistole und aus einer großen Entfernung abgefeuert wurde, dann wird ein solcher Schild eine solche Kugel stoppen.
Vor Maschinenpistolen der Nationalisten konnte diese Rüstung, die die Schmiede selbst trugen, aber nicht schützen.
Sie hatten keine Waffen, aber ihren Glauben. Und ihre Schilde bemalten sie mit den Farben der russischen Staatsflagge.
Rekonstruktion der Ereignisse
Die Menschen skandieren: „Krim! Russland!“
Michail Scheremet (Kommandeur des Krim-Volksheeres): Wir munterten uns gegenseitig auf. Ich sah die Angst in den Augen einiger Kameraden.
Wir wussten doch, wohin wir gingen. Wir verstanden ja, dass diese Menschen nicht mit leeren Händen kommen. Wir wussten, weshalb sie kommen.
Aber wir mussten unsere Angst überwinden. Wir glaubten daran, dass wir diesen Zug aufhalten.
Drei Stunden waren in angespannter Erwartung vergangen. Dann erhielt der Volksheer-Kommandeur die Information, dass der Zug bald eintreffen würde.
Rekonstruktion der Ereignisse
Die Volksheer-Kämpfer auf dem Bahnsteig reihten ihre Schilde aneinander. Aber dann ging diese Warterei weiter.
Michail Scheremet (Kommandeur des Krim-Volksheeres): Zwei Stunden später kam der Zug an. Das war irgendwie furchtbar, als wäre das eine Art Gespenster-Zug.
Was dachten und was sagten die Menschen in diesem Augenblick?
Dass wir sie nicht durchlassen werden.
Da haben sich absolut alle Menschen zusammengestanden – unabhängig von ihrer Nationalität oder von ihrem Glauben.
Wir alle haben uns um eine einzige Flagge, um die Flagge der Krim, vereinigt.
Der Zug stoppte vor den Volksheer-Kämpfern. Die Fenster waren geöffnet, und in den Innenräumen waren die Lampen eingeschaltet.
Erst dann wurde klar, dass der „Freundschaftszug“ leer war.
Michail Scheremet: Ich denke, sie hatten ebenfalls ihre Aufklärer. Natürlich erfuhren sie, dass man hier auf sie wartet
und dass die Krim-Einwohner sie nicht durchlassen. Da hatten sie auf einmal große Angst, zogen die Notbremse und liefen weg.
Später stellte sich heraus, dass die Bandera-Anhänger unweit von der Krim plötzlich den Zug angehalten und drei Stunden lang Tonnen von Waffen entladen hatten.
Die Anführer des Rechten Sektors wurden vom ukrainischen Geheimdienst SBU benachrichtigt,
dass etwa 1500 Volksheer-Kämpfer auf sie warteten. Und ein solcher Empfang passte den Nationalisten nicht ins Konzept.
Michail Scheremet (Kommandeur des Krim-Volksheeres): Gott sei Dank, dass sich die Situation auf diese Weise entspannte – so denke ich jedenfalls.
Eigentlich sind wir friedliche Menschen. Wir wollen kein Blutvergießen, wir wollen keine Konfrontationen.
Wir wollen einfach friedlich leben und uns wohl fühlen. Das hat uns immer vereinigt.
Weil jeder neben den allgemeinen Dingen, zusagen das eigene Land zu retten, noch etwas Persönliches hat. Das Persönliche ist unsere Familie, unser Hinterland.
Wie denken Sie, welche Rolle spielen die örtlichen Volksheer-Kämpfer in diesem großen Russischen Frühling, der auf die Krim kam?
Sie ist enorm groß, eine enorm große Rolle. Ich würde sagen, eine der wichtigsten.
Ich wiederhole noch einmal: Als wir um sieben Uhr früh Schluss machten,
sagte ich zu meinen Kollegen, dass wir das alles nur machen werden, wenn wir sehen, dass die Menschen das wollen.
Und natürlich, wir sollten uns auf die örtlichen freiwilligen Polizeihelfer stützen.
Wissen Sie, dass wir zu einem Zeitpunkt sie quasi zurückhalten sollten. Doch in der Tat waren sie alle fast immer vorne.
Samwel Martojan – einer der bekanntesten Kommandeure des Volksheeres.
Samwel Martojan: Das ist unsere Heimat. Wir als Männer müssen unsere Heimat verteidigen, ja?
Der Sohn von Samwel Martojan: Ja.
Er spricht nur kurz über sich – der ehemalige sowjetische Offizier, Krim-Bewohner.
Im Februar 2014 schuf er eine Kompanie unter seiner Führung, bewaffnet mit Schaufelstielen.
Am 27. Februar bekam seine vierte Kompanie die erste Kampfaufgabe von Sergej Aksjonow.
Samwel Martojan (Kommandeur der 4. Kompanie des Krim-Volksheeres): Wir standen. Da kam Sergej Walerjewitsch und sagte: „Man muss den Flughafen einnehmen“.
Ich sagte: „Gut. Natürlich. Haben wir die Mittel dazu?...?“. Er sagte: „Nur Schaufelstiele“. Gut, wenn Stiele, dann Stiele.
Der Flughafen Simpferopol, der größte auf der Krim, stellte am 27. Februar beinahe die größte Gefahr dar.
In der Panik wegen des Beschlusses der Krim-Abgeordneten bereitete sich Kiew darauf vor, Sicherheitskräfte nach Simferopol zu schicken.
Die Volksheer-Kämpfer wussten sogar noch nicht, wie man den Flughafen für Militärflugzeuge schließen kann.
Die Straße zum Flughafen wurde von bewaffneten Polizisten blockiert.
Samwel Martojan: Hätten sie gewollt, konnten sie uns erschießen. Doch mit der Seele waren sie auf unserer Seite – ehrlich.
Rekonstruktion der Ereignisse
Die Polizei, die ebenfalls aus heimischen Krim-Bewohnern bestand, unterstützte verdeckt das Volksheer und gab ihnen de facto die Möglichkeit, vorzugehen.
Samwel Martojan: Wir schauten uns an: „Beginnen wir?“, „Beginnen“. Wir kommen zu einem Schmiedezaun und beginnen ihn aufzubrechen.
Rekonstruktion der Ereignisse
Der Plan von Samwel Martojan war simpel, aber sicher – direkt auf der Startbahn sollten die Brennstofffässer angezündet werden,
damit die ukrainischen Piloten es sehen könnten – zu landen war nicht möglich.
Samwel Martojan: Wir liefen, stellten die Fässer auf und waren bereit, sie anzuzünden. Wir zündeten die Fackel an, ich rief Sergej Aksjonow zu und sagte:
„Sergej, ich bin auf der Startbahn und bereit anzuzünden“. „Samwel, warte auf meinen Befehl“, sagte er.
In etwa 30 Sekunden sagte er: „Samwel, wir haben unseren Job erledigt.
In etwa 30 Sekunden sagte er: „Samwel, wir haben unseren Job erledigt.
Kiew wurde benachrichtigt, dass die Startbahn eingenommen worden ist, die Flugzeuge werden nicht landen“.
Rekonstruktion der Ereignisse.
Doch die Volkswehr freute sich zu früh. Der Sicherheitsdienst der Ukraine wurde alarmiert.
In der Krim-Verwaltung des Sicherheitsdienstes der Ukraine gab es viele, die den Maidan-Behörden den Eid ablegt hatten.
Samwel Martojan (Kommandeur der 4. Kompanie des Krim-Volksheeres): Zu uns laufen Menschen mit Gewehren.
Sie kamen. Wir wurden abgeriegelt. Wir stehen vor dem Terminal.
- Wer sind Sie?- Wir sind die Krim-Volksheerkämpfer, ich bin der Kompaniekommandeur, mein Name ist Samwel. - Weshalb haben sie das Tor aufgebrochen?
- Herr Kommandeur, wir haben es aufgebrochen, weil es uns nicht geöffnet wurde. - Wer steht hinter euch?
- Hinter uns steht das Krim-Volk. - Mit welchem Ziel habt ihr das Tor aufgebrochen, Krim-Volk?
- Kommandeur, wir haben es aufgebrochen – wir werden es wieder instandsetzen. Alles wird in Ordnung sein. - Seid ihr Einheimische?
- Ja, Einheimische.
- Also, Ihr Einheimischen, ihr befindet euch auf dem Territorium eines bewachten Objektes. Euer Eingreifen wird als ein Terroranschlag eingestuft.
- Heben sie nicht ihre Stimme, Kommandeur. Ich erkläre…
- Waffen bereit!
- Warten Sie.
- Ihr habt zwei Minuten Zeit, um die Waffen abzugeben!
- Doch wir haben keine Waffen!
- Die Zeit läuft.
- Wo sind die Waffen? - Was ist los? - Werden Sie auf unbewaffnete Menschen schießen?
Samwel Martojan (Kommandeur der 4. Kompanie des Krim-Volksheeres): In diesem Augenblick höre ich das Geräusch der Lastwagen.
Rekonstruktion der Ereignisse.
Das war der kritischste Zeitpunkt.
Was dachten Sie in diesem Augenblick?
Ehrlich? Ich dachte, dass sie zu uns fahren und auf uns schießen werden. Es gab die Polizisten mit Gewehren hinten und vier Kamaz-Wagen vorne.
Ich sagte: „Zum Kampf bereit sein!“. Doch womit soll man sich wehren? Nur mit Schaufelstielen.
Wir standen. Niemand von meiner Truppe lief los, niemand wich zurück.
Rekonstruktion der Ereignisse.
Die KamAZ sind gekommen und die Soldaten springen heraus.
Rekonstruktion der Ereignisse.
Dann merkten wir, dass es unsere, russische Soldaten sind. Einige von meinen Volkswehr-Leuten hatten sogar Tränen in den Augen.
Wir begannen zu applaudieren. Sie kamen wortlos zu uns, dann gingen sie an uns vorbei.
Wir haben gerufen, dass wir auf sie lange gewartet haben. Und haben dann geschrien: „Russland, vorwärts!“.
Waren es diese „höfliche Menschen“?
Ja, das waren die „höflichen grünen Männchen“.
Die Volksheer-Kämpfer haben sogar nicht sofort bemerkt, dass die Offiziere des Sicherheitsdienstes der Ukraine und die Menschen mit den Gewehren verschwanden.
In diesem Augenblick lenkten die Krim-Bewohner die Aufmerksamkeit auf die gut ausgerüsteten Männer, die so unerwartet zu Hilfe gekommen sind.
Skandieren: „Russland!“
Das waren Soldaten der Marineinfanterie der russischen Schwarzmeerflotte aus Sewastopol.
In wenigen Minuten nahmen sie alle strategischen Stellungen ein, auch der internationale Flughafen Simferopol wurde von ihnen kontrolliert.
Das Erstaunlichste war, dass weder Passagiere noch das Personal etwas bemerkten. Der Betrieb des Flughafens lief weiter wie gewöhnlich.
Samwel Martojan (Kommandeur der 4. Kompanie des Krim-Volksheeres): Sie sind rechtzeitig gekommen.
Ohne sie wäre es hier wohl vier schlimmer geworden als im Donezbecken.
Samwel Martajan erinnert sich ständig an das Donezbecken. Mit Beginn der Kampfhandlungen fuhr er sofort dorthin – um als Freiwilliger zu kämpfen.
Aus dem zerbombten Gorlowka wandte er sich an die Krim-Bewohner: „Sie können sich nicht vorstellen, vor was uns Russland im Krim-Frühling geschützt hat“.
Der Sohn von Samwel Martojan: Papa, schau, das Flugzeug fliegt.
Samwel Martojan: Ja, ich sehe. Schön, ja?
Der Sohn von Samwel Martojan: Ja. Du hast doch auch früher Flugzeuge geflogen?
Samwel Martojan: Ja, habe ich dir das erzählt?
Der Sohn von Samwel Martojan: Ja.
Die Maidan-Behörden haben die Kontrolle über den Flughafen Simferopol endgültig verloren,
als unbewaffnete Volksheer-Kämpfer in den Fluglotsen-Tower zur Steuerung des Flugverkehrs der Krim hochstiegen.
Zusammen mit den Fluglotsen haben sie innerhalb von vier Tagen die ukrainischen Flugzeuge zurückgeschickt.
Kiew verlor die Hoffnung auf eine gewaltsame Bekämpfung aus der Luft.
Samwel Martojan (Kommandeur der 4. Kompanie des Krim-Volksheeres): Es ist sehr gut, dass wir jetzt ein Teil Russlands sind, dass alles vorbei ist.
Es ist sehr gut, dass dieser Boden jetzt wieder normal, gut atmen wird. Das hat wohl etwas mit den Genen zu tun:
diese Luft hier, dieser Boden hier lässt die Menschen nicht vergessen,
diese Luft hier, dieser Boden hier lässt die Menschen nicht vergessen,
dass ihre Großväter ihr Blut hier vergossen haben und dass ihre Söhne auf diesem Land leben und stolz sein werden,
dass sie so geblieben sind, wie sie waren.
Wir hatten nie an eine Trennung der Krim von der Ukraine gedacht. Nie.
Als aber diese mit dem Staatsstreich, mit dieser bewaffneten und verfassungswidrigen Machtübernahme verbundenen Ereignisse begannen,
als diese Menschen Gefahr liefen, von den Nationalisten schikaniert zu werden, dann dachten wir daran. Jedenfalls dachte ich sofort daran.
Als Erstes habe ich das Präsidialamt mit einer geheimen Meinungsumfrage über die Stimmungen auf der Krim
und über die Einstellung der Menschen zu einem möglichen Beitritt zu Russland beauftragt.
Es hat sich dann herausgestellt, dass 75 Prozent aller Einwohner Russland beitreten möchten. Wie ich aber bereits sagte, ist das historisch unser Territorium.
Dort leben russische Menschen. Sie sind in Gefahr geraten, und wir können sie nicht im Stich lassen.
Ich wiederhole: Unser Ziel war nicht die Eroberung bzw. Annexion der Krim. Unser Ziel war es, den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Meinung über ihr weiteres Leben zu äußern.
Alle meine Hinweise waren damit verbunden, dass wir sehr vorsichtig handeln und uns – das habe ich von Anfang an gesagt – auf die Menschen stützen, die wir schon jetzt als Patrioten Russlands bezeichnen können.
Gleichzeitig aber könnten wir ihnen mit unseren viel größeren Kräften und Mitteln (wenn man bedenkt, dass sich auf der Krim mehr als 20 000 ukrainische Militärs befanden, die gut bewaffnet waren) den Rücken stärken.
Ich möchte Ihnen einmal etwas sagen: Ich brauchte eigentlich keine Zustimmung des Föderationsrats für die Einführung unserer Kräfte in die Ukraine. Ich war ganz ehrlich.
Denn laut dem aktuellen internationalen Vertrag durften sich auf unserem Militärstützpunkt auf der Krim 20 000 Soldaten aufhalten, sogar noch etwas mehr.
Aber selbst mit der Zahl, die wir dorthin zusätzlich verlegt haben (wovon ich eben sprach), haben wir weniger als 20 000 zusammengebracht.
Da wir die Obergrenze unserer Soldatenzahl auf unserem Stützpunkt auf der Krim nicht überstiegen haben,
haben wir keine Normen verletzt und keine zusätzlichen Kontingente dorthin eingeführt.
Die Gebäude der wichtigsten Behörden, von deren Arbeit die Stabilität und Gesetzlichkeit auf der Krim abhing, wurden unter besonderen Schutz genommen.
Die Spezialeinheiten brauchten für diesen Einsatz in der Nacht auf den 27. Februar nur 30 Minuten.
Wussten Sie davon?
Sergej Aksjonow (Oberhaupt der Republik Krim, Vorsitzender der Allukrainischen Partei Russische Einheit von 2008 bis 2014): Nein, ich erfuhr das erst am Morgen.
Gegen halb sechs rief man mich an und sagte, dass beide Gebäude – des Ministerrats und des Obersten Rats der Republik Krim – von bewaffneten Personen eingenommen worden waren.
Wir mussten die Arbeit des Krim-Parlaments sichern.
Damit es sich versammeln und die gesetzlich vorgesehenen *** tätigen könnte, mussten sich die Menschen in Sicherheit fühlen.
Ich will Sie darauf aufmerksam machen, dass das Krim-Parlament ein absolut legitimes und vollwertiges Machtorgan der Krim war, das lange vor verschiedenen verwirrenden und tragischen Ereignissen gewählt worden war.
Und dann haben sich diese Menschen versammelt und den neuen Regierungsvorsitzenden der Krim, Sergej Aksjonow, gewählt.
Der zu diesem Zeitpunkt legitime und amtierende Präsident Janukowitsch hat seine Kandidatur gebilligt. Damit sehen Sie, dass aus Sicht der ukrainischen Gesetze alles regelkonform verlaufen war.
Natürlich kann man ewig herumreden und etwas hinein interpretieren. Aber aus der rechtlichen Sicht ist dort absolut alles regelkonform arrangiert worden.
Damit aber die Menschen keine Angst haben um sich selbst und um ihre Familien, mussten wir ihre Sicherheit gewährleisten. Und das haben wir auch getan.
Nachdem eine Tagung des Krim-Parlaments durch eine Aktion des Krim-tatarischen Parlaments zum Scheitern gebracht worden war, musste die Sicherheit der Abgeordneten tatsächlich gewährleistet werden.
Erst als die Parlamentarier „höfliche Menschen“ im und um das Gebäude sahen, bekamen sie die Möglichkeit, ihre Arbeit fortzusetzen.
Wladimir Konstantinow (Chef des Staatlichen Rates der Republik Krim): Das ist unser historischer Saal, der Saal der Sitzungen des Obersten Rats der Autonomierepublik Krim.
In diesem Gebäude fanden die Ereignisse statt, die jetzt Krim-Frühling genannt werden.
„Pro“ – 61. Das ist die Abstimmung beim Referendum auf der Krim. Eine historische Abstimmung.
61 von 64 - „Pro“, weil drei einfach nicht abgestimmt haben.
War es tatsächlich der Sicherheitsfaktor am 27. Februar – die Präsenz der Militärs auf allen wichtigen Stellungen in diesem Gebäude?
Wladimir Konstantinow (Chef des Staatlichen Rates der Republik Krim): Ja, natürlich, der Sicherheitsfaktor stand im Vordergrund.
In der Nacht vom 26. auf den 27. Februar, als alle wichtigen Gebäude in Simferopol eingenommen wurden - wie geschah das alles?
Sergej Schoigu (Verteidigungsminister der Russischen Föderation): Es waren erzwungene Maßnahmen, weil mehrere verschiedene Hetzer, Agitatoren auftauchten,
die verschiedene Religionen und Nationen aufeinander hetzten. Dann wurde dieser Beschluss getroffen.
Gerade in diesen Tagen tauchte das Markenzeichen „höfliche Menschen“ auf. Wie geschah das? War es zufällig?
Wissen Sie, was man in solchen Situationen sagt – es gibt nichts Zufälliges. Niemand wollte kämpfen, alle wollten schützen und verhindern.
Natürlich haben die Jungs dort Anweisungen bekommen, dass man sich höflich, korrekt verhalten soll – ihr seid nicht hierher gekommen, um zu erobern, sondern um zu beschützen.
In den Tagen, als die Welt gebannt auf die Ereignisse auf der Krim schaute, wurde ein Video im Internet sehr populär, in dem ein kleines Mädchen
aus der Krim einen russischen Soldaten umarmt. Wir haben den Menschen gefunden, der damals dieses Video aufgenommen hatte.
Pawel Taran (Zugführer der 3. „Afghaner“-Kompanie des Krim-Volksheeres): An diesem Ort habe ich diese Aufnahme gemacht. Hier stand ein Soldat.
Dieses Video wurde damals von vielen als gestellt bezeichnet. Ihnen zufolge gibt es im wahren Leben keine solchen Szenen.
In der Tat hat das Mädchen den Menschen erkannt, der ihr zuvor eine Schokoladentafel gab.
Ich habe bemerkt, er verteilte unter allen Kindern Süßigkeiten. Die Krim-Kinder liebten ihn schon.
Und wie viele solche Szenen wurden nicht aufgenommen? In Simferopol ging beispielsweise eine junge Frau mit einem Kinderwagen an den Soldaten vorbei, ein Soldat stoppte sie höflich.
Er sagte: „Zeige es mir“. Sie fragte: „Was soll ich zeigen?“. “Zeige mir das Kind”. Sie nimmt das Baby und sagt: „Schau“. Er hatte Tränen in den Augen und sagte: „Ich habe auch so eins zu Hause – vier Monate alt“.
Hier eine Geschichte, die die ukrainischen Militärs sich erzählten. Zu einer Garnison auf der Krim kamen Kämpfer der FSB-Sondereinheiten. Die Ukrainer haben sich verbarrikadiert.
Die Sicherheitskräfte brachen die Tür auf, kamen rein, sprachen mit den Kollegen und gingen danach in einen Laden, in dem den ukrainischen Militärs eine neue Tür gekauft und dann eingehängt wurde.
Ab diesem Tag wurden mehrere Aufgaben gemeinsam erfüllt.
Das waren tatsächlich höfliche Menschen. Sie schimpften nicht, zeigten keine Aggression. Sie haben uns aufrichtig geholfen.
Wissen Sie, worin unser Vorteil bestand? Darin, dass ich mich persönlich damit befasst habe.
Nicht weil ich das alles so gut sah, sondern weil es für die Befehlsempfänger einfacher ist zu arbeiten, wenn die ersten Personen des Staates dies machen.
Sie spüren das, verstehen und wissen, dass sie den Befehl erfüllen und sich nicht mit der Eigenmacht befassen.
Wenn die staatlichen Strukturen zerrüttet bzw. halbwegs zerrüttet sind, werden die Befehle entweder nicht gegeben oder erreichen nicht die Empfänger, oder ihre Legitimität ist sehr zweifelhaft.
Um nicht jeden Tag mit dem Eintreffen von Nationalisten in den Krim-Städten rechnen zu müssen, wurde die Notwendigkeit offensichtlich, die Grenze zwischen der Krim und der Ukraine unter Kontrolle zu nehmen.
Zur Landeenge Perekopsk und den Übergängen Tschongar und Turezki Wall kamen als erste diejenigen, die die Bandera-Leute am besten kannten – die Berkut-Kämpfer.
Im Unterschied zum Maidan hat niemand sie daran gehindert, zu Hause den Empfang der alten Bekannten vorzubereiten.
Berkut-Kämpfer: In Bezug auf die ingenieurtechnischen Einrichtungen haben wir dort alles richtig und gut gemacht – es gab Signalminen, verschiedene Spannseile, Minenfelder, damit niemand eindringen könnte.
Es gab ein Problem: Es gab zu wenig Berkut-Kämpfer aus Sewastopol.
Nur 24 Menschen an allen Übergängen, darunter Kommandeur Sergej Kolbin. Von der ukrainischen Seite brachte der Rechte Sektor bereits einige Hundert Extremisten.
Alexander Owtscharenko (Vize-Kommandeur der Sicherheitsgruppe „Berkut“ (Sewastopol)): Die Nazis sagten: Entweder wird die Krim uns gehören oder sie wird niemandem gehören.
Alle Nichteinverstandenen – wir werden nichts klären – werden wir einfach vernichten“.
Aus dem Gebiet Cherson riefen Offiziere an: „Jungs, die Bandera-Leute werden euch heute oder morgen angreifen“. „Berkut“ bereitete sich auf das Schlimmste vor.
Alexander Owtscharenko (Vize-Kommandeur der Sicherheitsgruppe „Berkut“ (Sewastopol)): Unsere Jungs haben diese Entscheidung getroffen, sie sagten: „Es ist besser aufrecht zu sterben als auf den Knien zu leben“.
Plötzlich kamen unerwartet Buskolonnen von hinten, aus denen ernst dreinblickende, starke Männer ausstiegen und sich aufstellten. Das waren Kosaken der Kosakeneinheit Kuban.
Alexander Owtscharenko (Vize-Kommandeur der Sicherheitsgruppe „Berkut“ (Sewastopol)): Sie kamen mit Harmonika, einer Feldküche…
Nikolai Doluda (Ataman der Kosakeneinheit „Kuban“): Als wir in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar ankamen, gab es an der Perekopski Welle elf Berkut-Leute, am Perekop – sechs Kämpfer der Berkut-Einheit.
Hier am Tschongar gab es sieben Berkut-Kämpfer.
Iwan Besugly (Ataman der Taman-Abteilung der Kosaken-Einheit Kuban): Hätte es einen Angriff auf den Straßenposten bzw. eine Offensive seitens der Extremisten gegeben, würde ich sagen, dass sie niedergerungen worden wären.
Nicht weil sie nicht tapfer sind, sondern weil sie so wenig waren. Als wir, mehrere Kosaken, eintrafen, haben wir ihren Eifer gebremst.
Von Anfang an wurde die große Verstärkung von jenseits der Grenze für reguläre russische Truppen gehalten, solange die Kosaken nicht an einem Abend die Harmonika hervorholten.
Es ist ein Volk mit einer großen Seele. Sie mögen es, zu arbeiten, zu kämpfen und sich angenehm zu erholen. Sie arbeiteten sehr diszipliniert, koordiniert, verhielten sich sehr verantwortungsvoll zu ihrer Sache.
Zudem arbeiteten sie mit den örtlichen Jungs, mit den örtlichen Männern, mit den örtlichen freiwilligen Polizeihelfern, mit den Volksheer-Kämpfern. Das war wie eine Familie. Die Menschen gingen dorthin, weil ihr Herz, ihre Seele danach rief.
Viktor Swetlitschny (Ataman der Abteilung Jekaterinodar der Kosaken-Einheit „Kuban“): Nach den Maidan-Ereignissen gab es mehrere Bitten der Kosaken, von der Krim,
Viktor Swetlitschny (Ataman der Abteilung Jekaterinodar der Kosaken-Einheit „Kuban“): Nach den Maidan-Ereignissen gab es mehrere Bitten der Kosaken, von der Krim,
Viktor Swetlitschny (Ataman der Abteilung Jekaterinodar der Kosaken-Einheit „Kuban“): Nach den Maidan-Ereignissen gab es mehrere Bitten der Kosaken, von der Krim,
und der russischsprachigen Bevölkerung (anscheinend waren es Verwandte u.s.w.),
wegen der Befürchtungen, dass die Bandera-Leute auch aus der Ukraine hierher kommen könnten.
Die Kosaken beschlossen bei ihren Versammlungen, sich an den Ataman der Einheit zu wenden, um hierher zu kommen.
Der Ataman der Kosakeneinheit Kuban, Nikolaj Doluda, hat beschlossen, fast sofort zu Handeln. Am 27. Februar trafen die Freiwilligen mit einer Fähre in Kertsch ein.
Doch es wurde klar - Kiew befahl den örtlichen Behörden alles zu tun, damit die Hunderte kräftiger Russen weder Unterkunft noch Transportmittel bekommen können.
Die Kosaken blieben im Februar bei Regen und Wind auf der Straße und gingen in die Andreas-Kirche zum Beten. Unerwartet fanden sie hier Zuflucht.
Vater Nikolai (Priester der Andreas-Kirche in Kertsch): Sie waren sehr müde, sie mussten sich irgendwo ein bisschen erholen. Gott sei Dank haben wir einen warmen Boden in der Kirche.
Wir haben den Boden noch aufgeheizt und sie übernachteten direkt hier, erholten sich…
Aussagen: Mögen sich alle Völker, die dort wohnen, zu einer Familie vereinigen…
Aus der Andreas-Kirche begaben sich hunderte Kuban-Kosaken zum Schutz der Krim-Grenzen – nach Perekop, Tschongar und zum Turezki Wall.
Diese ersten Menschen, die es geschafft hatten, durchzukommen, bezogen ihre Stellungen hier, wo wir uns jetzt befinden?
Nikolai Doluda (Ataman der Kosakeneinheit Kuban): Zunächst kamen 450 Kosaken an die vordere Linie der Grenze der Republik Krim mit der Ukraine, bereiteten die Schützengräben aus ingenieurtechnischer
Sicht vor und erfüllten de facto vom Nachmittag des 1. bis zum 18. März die Aufgabe, die Kämpfer des Rechten Sektors nicht auf das Territorium der Republik Krim zu lassen.
Die Kosaken haben an allen Grenzübergängen richtige Lager eingerichtet. Bald stellte sich heraus, dass eine Lebensmittelversorgung nicht notwendig war. Die Lebensmittel strömten förmlich in die Feldküchen.
Alexander Danilow (Ataman der Maikop-Abteilung der Kosakeneinheit Kuban): Die Dankbarkeit seitens der Menschen war grenzenlos. Omas baten auf Knien: Fährt nur nicht weg!.
Wissen sie, das war wunderschön. Sie brachten Borschtsch in 3-Liter-Gläsern, gaben den Kosaken Lebensmittel…
Inzwischen versuchten die Nationalisten, die die Kosaken sahen, nicht mehr, die Grenze zur Krim zu durchbrechen, doch sie hielten an ihren Plänen fest. Sie baten Kiew um Verstärkung und die Behörden schickten die Armee.
Viktor Swetlitschny (Ataman der Abteilung Jekaterinodar der Kosaken-Einheit Kuban): Es kam eine große Kolonne von Panzertechnik und Sicherheitseinheiten der Ukraine. Es gab Raketenwerfer Grad und 80-Millimeter-Minenwerfer.
Seitens der Ukraine trafen Grad-Systeme ein, es gab solche Informationen.
Ja, wir stellten dies mit Luftaufklärungsmitteln fest. Sie brachten Mehrfachraketenwerfer dorthin.
Wir mussten unsere Systeme aufstellen, die im Falle irgendwelcher Handlungen seitens… Also beim ersten Schuss hätten wir sie vernichtet.
„Die russische Armee ist uns genau einen Schritt voraus“, beklagten sich in den damaligen Tagen die ukrainischen Militärkommandeure in der Obersten Rada.
Als Kiew an die Grenze zur Krim schwere Militärtechnik brachte, gab es hinter dem Rücken von Berkut und den Kosaken deutlich mehr schwere Militärtechnik.
Sagen Sie, Sergej Kuschegetowitsch, gab es eine Bedrohung für die Krim als eine reale militärische Provokation – wie es 2008 in Südossetien der Fall war?
Sergej Schoigu (Verteidigungsminister der Russischen Föderation): Wissen Sie, ja. Als die ersten militärischen Einheiten auftauchten, bewegten sich die Berkut-Kämpfer zu den zwei Landeengen und Perekop.
Sie standen da, machten die Grenze dort dicht und begannen, alles zu beobachten.
Am Wichtigsten ist, dass von der anderen Seite Kräfte zusammengezogen wurden, die anscheinend eindringen und das beginnen wollten, was jetzt im Osten der Ukraine geschieht.
Alexander Owtscharenko (Vize-Kommandeur der Sicherheitsgruppe „Berkut“ (Sewastopol)): Wir waren sechs bis acht Stunden früher da als sie.
Andrej Kondraschow: Früher als die Ukrainer?
Alexander Owtscharenko: Ja, wir kamen früher als die Menschen, die die Zufahrten zur Krim blockieren wollten, also die Perekopski Welle, der Posten Krim-Titund Tschongar.
Als die Offensive zum zweiten Mal scheiterte, mussten die ukrainischen Nationalisten die Taktik ändern. Es wurde beschlossen, die Krim vom Inneren zur Explosion zu bringen.
Aus Kiew wurde organisiert alles geschickt, womit die Halbinsel in einen neuen Maidan verwandelt werden sollte – Schläger, Stiften, Schilder, Schutzhelme und natürlich Waffen.
Nikolai Doluda (Ataman der Kosakeneinheit Kuban): Einmal musste ein „GAZel“-Fahrzeug mit Gewehren gestoppt werden.
Es wurde auf die Räder geschossen. Warum? Weil es zwischen den Straßenposten raste und versuchte, in Richtung Armjansk wegzufahren.
Als es gestoppt wurde, wurde versucht zu klären, warum dies geschah. Es stellte sich heraus, dass sich in dem Fahrzeug drei Granatwerfer
rund 24 Granaten und zwölf Behälter mit Munition befanden.
Am 10. März versuchte ein ukrainisches Ural-Militärfahrzeug über den Straßenposten am Turezki Wall unter Umgehung der Panzersperren und Betonblöcke durchzubrechen.
Sergej Kolbin (Kommandeur der Sicherheitseinheit Berkut (Sewastopol)): Zu dem Zeitpunkt kontrollierte Oleg die Diensthabenden.
Ohne lange nachzudenken sprang er sofort in seinen Wagen und versperrte mit ihm dem Laster den Weg.
Rekonstruktion der Ereignisse
In dem Laster aus Kiew wurden einige Gewehre und Patronen entdeckt. Der Veteran des Afghanistan-Krieges Oleg Gorschkow wurde ausgezeichnet.
Sergej Kolbin (Kommandeur der Sicherheitseinheit Berkut (Sewastopol)): Da spielte seine Kampferfahrung eine Rolle, so denke ich. Warum?
Weil in solchen Extremsituationen – buchstäblich eine Sekunde, der Mensch begriff, dass er ihn um jeden Preis stoppen muss.
Oleg Gorschkow wurde für die Kämpfe in Kandahar mit dem Orden des Roten Sterns ausgezeichnet. Er kam bereits in den ersten Tagen zur Perekopski Welle, um Berkut und den Kosaken zu helfen.
Mein Söhnchen…
Die Medaille für die Rückkehr der Krim erhielt die Mutter von Oleg Gorschkow. Ihr Sohn blockierte mit seinem Wagen den rasenden ukrainischen Laster, er überlebte durch ein Wunder, doch später versagte sein Herz.
Aussage (Kosak): Wir wollten immer den Einwohnern der Krim helfen und haben geholfen, damit hier Ordnung geschafft wird und es immer ruhig bleibt, weil die Krim zu Russland gehört.
Die Krim ist für uns nicht irgendein unverständliches Territorium. Die Krim ist ein historisch russisches Territorium mit vorwiegend russischer Bevölkerung.
Wir waren gezwungen so vorzugehen, weil wir vor solche Umstände gestellt wurden, vor solche Bedingungen. Sie ließen uns in der Tat keine Wahl – wir mussten einfach diese Menschen schützen.
Die Fristen waren ein zweitrangiger Faktor. Damit kein Blut vergossen wird, musste man immer einen Schritt voraus sein.
Als Kiew härtere und chaotische Befehle an die Sicherheitsdienste erteilte, bekam es ständig eine Antwort: „Es ist zu spät. Per Luftweg kann man nicht auf die Krim gelangen. Die Grenzen auf dem Boden sind blockiert“.
Im März änderte sich radikal die Situation auf dem Meer, doch es ist nicht Kiew, das hier Befehle erteilt.
Die Nato-Länder geben Übungsmanöver im Schwarzen Meer bekannt – vor der Küste Rumäniens trifft ein US-Zerstörer und im Mittelmeer eine Flugzeugträgergruppe ein,
vor der Krim der mit Marschflugkörpern bewaffnete Zerstörer der US-Kriegsflotte “Donald Cook”.
Niemand wusste damals, dass von der russischen Schwarzmeerküste zuvor der Küstenschutz-Raketenkomplex „Bastion“ auf die Krim gebracht worden war.
Andrej Kondraschow: War das ebenfalls Ihre Entscheidung?
Wladimir Putin: Ja. Es ist unmöglich, das auf Beschluss irgendeiner Person zu machen – außer des Obersten Befehlshabers. Bastion ist ein Verteidigungskomplex.
Das ist ein Komplex, der den Küstenbereich, ein Territorium schützt. Er greift niemanden an.
Doch es ist eine effektive moderne Hochpräzisionswaffe. Bislang hat niemand solche Waffen.
Das ist wohl der effektivste Küstenkomplex in der Welt heute.Ja, zu einem gewissen Zeitpunkt wurden diese Küstenkomplexe Bastion dorthin verlegt, damit deutlich wird, dass die Krim zuverlässig geschützt ist.
Zudem haben wir diese Komplexe bewusst so aufgestellt, damit sie aus dem Weltraum gesehen werden können.
Andrej Kondraschow: Sind wir jetzt aus dem Weltraum zu sehen?
Alexander Ostrikow (Vizekommandeur der Schwarzmeerflotte der Kriegsflotte der Russischen Föderation): Vielleicht sind wir zu sehen. Sie sollten wohl sehen und wissen, welche Waffen wir haben – für die es keine Analoga in der Welt gibt.
Andrej Kondraschow: Was kann dieser Komplex?
Die Einmaligkeit dieses Komplexes besteht vor allem darin, dass er mit einer modernen Überschallrakete ausgestattet ist. Kein Raketenabwehrmittel kann sie abfangen. Fast kein Radar kann sie sehen.
Die Rakete kann mehrere Kurven fliegen, auch wenn das Ziel hinter einer natürlichen Deckung steht – hinter Bergen, einem natürlichen Hindernis – die Rakete kann das Ziel erkennen und es hundertprozentig treffen.
Aussagen: Division, Gefechtsalarm! Startbereitschaft Nummer eins!
Aussagen: Gefechtsbereitschaft für die Bedienmannschaft!
Aussagen: Raketenangriff vorbereiten – Einzelziel.
Aussagen: Einzelziel
Alexander Witko (Admiral, Kommandeur der Schwarzmeerflotte der Kriegsflotte der Russischen Föderation): Zu dem damaligen Zeitpunkt hatten wir den Kreuzer „Moskau“,
der mit Raketen mit einer Reichweite ausgestattet war, die größer als die der Bastion ist.
Doch das sind in den 1970er Jahren entwickelte Raketen. Bastion ist eine Neuentwicklung, auf der Krim hatte es sie bislang nicht gegeben.
Auf den Monitoren des Flaggschiffs der Schwarzmeerflotte, des Kreuzers „Moskau“, war gut zu sehen, wie sich der US-Zerstörer zur Küste der Krim bewegte, wobei die Halbinsel in Reichweite der „Tomahawk“-Raketen lag.
Plötzlich wurde bei Sewastopol die Radaranlage „Monolit“ des Bastion-Systems eingeschaltet.
Aussage: Informationsquelle „Monolit“.
Aussage: Zieltyp – Kreuzer.
Aussage: Zielerkennung – fremdes Ziel.
Aussage: Fremdes. Ja.
Andrej Kondraschow: Als der Zerstörer „Donald Cook“ die Signale unserer Raketen spürte, wie ging er weiter vor?
Alexander Witko (Admiral, Kommandeur der Schwarzmeerflotte der Kriegsflotte der Russischen Föderation): Ein starke Drehung in den Süden und er fuhr mit maximaler Geschwindigkeit in Richtung Bosporus.
Andrej Kondraschow: Das bedeutete also für sie, dass sie aufs Korn genommen wurden?
Alexander Witko: Ja, aufs Korn genommen und dass gegen sie zu jedem Zeitpunkt Waffen eingesetzt werden können.
Laut Flottenkommandeur Alexander Witko hätte kaum jemand früher im Schwarzen Meer die Acht gesehen, die der US-Zerstörer auf dem Wasser zeichnete, als er sich schleunigst aus dem Zielbereich der Bastion entfernte.
Andrej Kondraschow: War aus Ihren Gesprächen mit den westlichen Staatschefs sofort klar, dass sie sich nicht militärisch einmischen werden?
Wladimir Putin: Nein, das konnte nicht sofort klar sein. Deshalb musste ich gleich am Anfang, bereits in der ersten Etappe unsere Streitkräfte auszurichten - und nicht nur auszurichten, sondern auch direkte Anweisungen,
Befehle wegen eines möglichen Verhaltens Russlands und unserer Streitkräfte bei jeder Entwicklung der Ereignisse zu geben.
Bedeuten Ihre Worte, dass wir auch unsere Atomstreitkräfte in erhöhte Bereitschaft versetzt haben?
Wir waren bereit, das zu tun. Denn ich hatte mit den Kollegen gesprochen und ihnen direkt gesagt – genauso wie ich das Ihnen jetzt sage, ganz offen -, dass es sich um unser historisches Territorium handelt,
wo russische Menschen leben, die in eine gefährliche Situation geraten sind und die wir nicht im Stich lassen dürfen.
Denn wir waren nicht diejenigen, die den Staatsstreich organisiert haben – das haben die Nationalisten und Menschen mit radikalen Überzeugungen getan.
Sie haben sie unterstützt. Aber wo befinden Sie sich? Tausende Kilometer weit? Und wir sind hier, und das ist unser Land.
Worum wollen Sie dort kämpfen? Sie wissen das nicht? Und wir wissen das und sind dazu bereit.
Das ist eine ehrliche und offene Position. So ist das.
Und deshalb denke ich nicht, dass jemand daraus einen globalen Konflikt machen wollte. Wir wollten das bestimmt nicht. Aber man hat uns zu solchen Handlungen gezwungen.
Ich wiederhole nochmals: Wir waren auf die schlimmste Entwicklung der Situation gefasst. Ich ging jedoch davon aus, dass es dazu nicht kommen würde. Es war unnötig, die Situation zusätzlich anzuspannen.
Später sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, dass manche Militärexperten damals Wladimir Putin als Obersten Befehlshaber aufgerufen hatten,
alle möglichen Mittel einzusetzen, um Russlands Entschlossenheit zur Verteidigung seiner nationalen Interessen zu untermauern. Der Präsident hat allerdings geantwortet: „Trotz der ganzen Schwierigkeit und
Dramatik der Situation ist der Kalte Krieg vorbei. Wir brauchen keine internationalen Krisen wie die Kubakrise“.
In der entstandenen Situation waren solche Aktivitäten unnötig, und das würde auch unseren eigenen Interessen widersprechen.
„Was unsere nuklearen Abschreckungskräfte angeht“, ergänzte der Präsident, „so befinden sie sich ohnehin in ständiger Kampfbereitschaft.“
Im Schwarzen Meer hatten inzwischen mehr als zehn US-amerikanische Matrosen vom Kriegsschiff „Donald Cook“ Entlassungsgesuche eingereicht.
Zu den Gründen dafür gehörte angeblich auch ein russisches Flugzeug Su-24, das über dem US-Schiff flog, dessen Besatzung ohnehin Angst vor den russischen Bastion-Raketen hatte.
Alexander Witko (Admiral, Befehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte): Wir mussten unsere Stärke und Entschlossenheit zeigen, um den Eifer des US-Militärs zu dämpfen.
Zu diesem Zweck setzten wir unsere Sturmfliegerkräfte ein, die zu ihnen auf eine Distanz gehen sollten, aus der Waffen eingesetzt werden können.
Andrej Kondraschow: War das nicht Ihre Entscheidung, dass unsere Flugzeuge tief über dem US-Kreuzer fliegen würden?
Wladimir Putin: Nein, das war nicht meine Entscheidung. Da sind unsere Männer in Rage geraten und haben mir davon nicht einmal etwas gesagt.
Im Grunde haben Sie die Krim in eine Hochburg verwandelt.
Ja, wir haben aus der Krim eine Trutzburg gemacht – sowohl auf dem Wasser als auch auf dem Land.
Nachdem die Krim von außen zuverlässig geschützt wurde, musste noch die innere Sicherheit gewährleistet werden. Auf der Halbinsel waren noch 193 ukrainische Truppenabteilungen verblieben.
Eine dermaßen große Konzentration seiner Truppen hatte dieses Land nirgendwo außer der Krim. Als hätte sich Kiew 23 Jahre lang auf einen Krieg ausgerechnet auf der Krim vorbereitet.
Dass dieses Territorium sehr militarisiert war, ist offensichtlich: Das waren mehr als 20 000 mobilisierte und gut bewaffnete Soldaten,
43 – wenn ich mich richtig erinnere – Raketenstartanlagen S-300, 18 bzw. fast 20 Buk-Startanlagen sowie andere schwere Waffen, darunter Panzertechnik.
Das war ja mächtig. Ich wiederhole ganz ehrlich: Wir hatten nie das geplant, was passiert ist. Das wurde alles praktisch aus dem Stegreif gemacht.
Bei unseren Handlungen gingen wir von der Situation aus, die zum jeweiligen Zeitpunkt entstand.
Andrej Kondraschow: Wie waren ihre Befehle bezüglich der weiteren Handlungen unserer Kräfte auf der Krim?
Um die normale Willensäußerung der Krim-Einwohner zu sichern, durften wir kein Blutvergießen zulassen.
Wir durften nicht zulassen, dass die ukrainischen Streitkräfte auf der Krim die Menschen bei ihrer Willensäußerung behindern.
Wir mussten die ukrainischen Truppen und Ordnungskräfte entwaffnen oder überzeugen,
dass sie die Menschen bei der Willensäußerung nicht stören sollten.
Am besten sollten sie sogar uns bei dieser Arbeit helfen.
Andrej Kondraschow: Glaubten Sie von Anfang an, dass dies gelingt?
Wladimir Putin: Ich hatte keine Zweifel daran.
Den Erfolg hat auch die Tatsache vorangebracht, dass die Menschen, die kein Blutvergießen zulassen wollten, selbst auf die Straßen gegangen waren.
Vor ukrainischen Truppenteilen versammelten sich die Krim-Einwohner und riefen die Soldaten auf, auf Russlands Seite zu ziehen.
Die Menschen skandieren: „Russland! Russland!“
Sobald Kiew die Nachrichten über den Übertritt der auf der Krim stationierten Soldaten zu Russland erfuhr,
verlangten die wütenden Maidan-Führer von den Truppen, bei jeglichen Versuchen der prorussischen Kräfte, sie unter Druck zu setzen, scharf zu schießen.
Aber es sind ja zwei verschiedene Dinge, etwas in der Obersten Rada zu deklarieren und Kommandeure vor Ort über einen konkreten Befehl in Kenntnis zu setzen.
Militärs erfüllen nicht die Befehle, die sie aus dem Fernsehgerät hören. Aber ausgerechnet damit hatte Kiew Probleme.
Die Militärführung wagte es nicht, das Blutvergießen direkt zu verlangen.
Und die beschützten geheimen Sonderkommunikationsverbindungen wurden zu dem Zeitpunkt bereits von jemandem gekappt.
Ehrlich gesagt, hatten wir unser Bestes dafür getan, dass es dort keine Sonderkommunikationslinien mehr gibt.
Aber zu diesem Zweck haben wir auch die Spezialeinheiten der Militäraufklärung, die genau wissen, wie und was sie zu tun haben.
Deshalb mussten die Ukrainer offene Kommunikationskanäle benutzen.
Aber wir kontrollierten alle ihre Verhandlungen und spürten zudem die Einstellung der ukrainischen Truppenteile vor Ort sowie die Stimmung ihrer Befehlshaber in der Hauptstadt.
Alle versuchten, der persönlichen Verantwortung zu entgehen.
Rekonstruktion der Ereignisse
In Jalta, das sonst ein ruhiger Kurort ist, fanden tagtäglich Kundgebungen statt.
Ihre Teilnehmer riefen die Soldaten des dortigen Teils des ukrainischen Grenzschutzes auf, zur russischen Seite überzuwechseln.
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Ich wurde in der Zentralukraine, in der Stadt Dneprodserschinsk (Gebiet Dnepropetrowsk) geboren.
Ich komme also aus der Ukraine, bin aber ein Russe – meine Seele ist russisch.
Vitali Punko, der Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwölfe“, war einer der Organisatoren der Aktion in Jalta.
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Die Ukraine und Russland pflegten immer brüderliche Beziehungen.
Und die Russen mit den Ukrainern?
Ja, ja. Aber die Amerikaner haben alles vermasselt, genauso wie überall.
Auf der Krim müssen wir dem Genossen Putin und anderen Menschen, wie er, danken, dass sie keinen Krieg zugelassen haben.
Und der Krieg hätte leicht beginnen können.
Am 5. März begab sich der Direktor der Verwaltung für Kaderarbeit im ukrainischen Grenzschutzdienst, Generaloberst Michail Kowal, aus Kiew nach Jalta, wo eine Division der Küstenwache stationiert war.
In seinem Koffer hatte er den bereits erwähnten Befehl, scharf zu schießen.
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Wir hatten erfahren, dass er kommen würde.
Und wozu?
Um den Grenzschutzsoldaten zu befehlen bzw. sie dazu zu überreden, auf der ukrainischen Seite zu bleiben.
Gab es etwa keine Verbindung zwischen Kiew und diesem Truppenteil?
Keine mehr. Deshalb musste er persönlich reisen. Und da wir der Biker-Klub „Nachtwörfe“ sind, haben auch wir einen Plan erarbeitet.
Rekonstruktion der Ereignisse
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Ein Teil unserer Gruppe sollte Kowals Begleiter ablenken.
Der andere Teil sollte ihn schnappen. Und die dritte Gruppe - nämlich wir – sollten ihn weg bringen.
Der Mercedes des ukrainischen Generals kam in Begleitung eines Fahrzeugs mit Jaltaer Kommandeuren an.
Rekonstruktion der Ereignisse
Aus dem Fenster der Division beobachteten die Grenzschutzsoldaten schweigend, wie sich die Situation entwickelte.
Als Kowals Eskorte von den Teilnehmern der Kundgebung umzingelt wurde, begann die Operation.
Rekonstruktion der Ereignisse
Die Blutbefehle, die sich im Koffer befanden, und der General selbst wurden schnell in einen anderen Wagen „umgeladen“.
Um von Agenten des ukrainischen Sicherheitsdienstes nicht bemerkt zu werden, begab sich Vitali Punko nach Staraja Jalta, um sich in den dortigen engen Straßen zu verstecken.
Andrej Kondraschow: Wie ernst musste man den ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU) nehmen? Waren seine Mitarbeiter zu etwas fähig?
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Natürlich. Als wir den General in meinen Wagen setzten und losfuhren,
meldeten sich spätestens 20 Minuten später Vertreter der Kiewer Staatsanwaltschaft.
Die Suchoperation des SBU blieb erfolglos. Vielleicht weil die Situation im Allgemeinen verworren war.
Vielleicht aber auch, weil die Videokameras auf den Straßen die Fahrzeuge nicht mehr identifizieren konnten – die Krim-Einwohner klebten auf die Kennzeichen ihrer Autos massenweise russische Flaggen.
Andrej Kondraschow: Hast du auch einen solchen Klebezettel?
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Natürlich. Er verdeckt die ukrainische Flagge. Wir wollen wenigstens damit zeigen, dass wir uns bereits in Russland befinden.
General Kowal wurde problemlos nach Simferopol gebracht. Der Emissär aus Kiew bat die ganze Zeit, ihn freizulassen. Als man ihm das versprach, beschimpfte er aus Dankbarkeit den Maidan.
Andrej Kondraschow: Du willst sagen, dass sich General Kowal in diesem Wagen befand, auf dem Rücksitz?
Vitali Punko: Ja, ja.
Andrej Kondraschow: Jetzt ist hier ein Kindersitz. Für wen ist er?
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Für meine Tochter Polina. Nachdem wir endgültig gewonnen hatten, beschlossen meine Frau und ich,, noch ein Kind zu zeugen.
Ich habe bereits zwei Söhne, und jetzt haben wir auch eine Tochter, die wir Polina genannt haben. Aber am besten würde der Name Pobeda („Sieg“) passen.
Und am jeweiligen Tag feierten die Grenzschutzsoldaten in Jalta ihren Sieg.
Nachdem General Kowal den Befehl, laut dem auf der Krim viel Blut vergossen werden sollte, den Grenzsoldaten nicht verlesen konnte, wechselte die gesamte Einheit auf die russische Seite.
Andrej Kondraschow: Wie reagierten die Grenzsoldaten, als sie sahen, dass Kowal zu ihnen gekommen war?
Vitali Punko (Präsident der Jaltaer Abteilung des Biker-Klubs „Nachtwörfe“): Als Kowal in unseren Wagen geschoben wurde, applaudierten sie uns, und zwar stehend.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ein Kommandeur vor Ort. Der Kommandeur ist zwar ein Militär, der die Befehle von höheren Kommandeuren zu erfüllen hat,
aber nicht irgendeiner unklaren, amorphen Struktur, die keine Verantwortung dafür trägt, was sie anstellt.
Deshalb gerieten die ukrainischen Soldaten auf der Krim in eine sehr schwierige Lage.
Sie wollten kein Blutvergießen und wollten nicht den Nationalisten, die die Macht erobert hatten. Und sie halfen uns sogar.
Ich wiederhole: Das waren keine Agenten von uns. Wir kannten diese Menschen überhaupt nicht.
Sie handelten aber so, weil ihre Seele und ihr Gewissen von ihnen verlangten, so zu handeln.
Der auf der Krim gescheiterte General Kowal hat seine blutige Mission später erfüllt. Ausgerechnet seine Befehle haben zum Krieg im Donezbecken geführt.
Er war von dem „Maidan-Parlamentschef“ Turtschinow zum Verteidigungsminister ernannt worden, nachdem er berichtet hatte, er hätte den russischen Spezialeinheiten im Alleingang Widerstand geleistet.
In den ersten Märztagen wechselten nahezu 20 ukrainische Truppenteile, die auf der Krim stationiert waren, auf Russlands Seite.
Aber später begann man in Kiew, Strafverfahren gegen Kommandeure einzuleiten, sie mit allen möglichen Mitteln einzuschüchtern und Offiziere der Unterstützung des Feindes zu beschuldigen.
Die neuen Kommandeure verlangten von den Militärs, immer einsatzbereit zu bleiben, und versprachen, das Kommando „Zum Gefecht!“ am Tag des auf der Krim geplanten Referendums abzugeben.
Es wurde klar, dass die Aktivisten allein den ukrainischen Truppen nicht widerstehen könnten.
Um diese gut bewaffneten 20 000 Soldaten zu blockieren und zu entwaffnen, brauchten wir ganz spezielle Kräfte.
Dabei handelte es sich nicht nur um ihre Zahl, sondern auch um ihre Eigenschaften. Wir brauchten Spezialisten, die dazu fähig wären.
Deshalb habe ich dem Verteidigungsministerium einen gewissen Auftrag gegeben.
Ich kann ehrlich sagen: Unter dem Vorwand, die Bewachung unserer Militärobjekte auf der Krim zu fördern,
wurden dorthin die Spezialeinheiten der Militäraufklärung, der Marineinfanterie und der Landungstruppen verlegt.
Auf die Flugplätze Katscha und Dschankoi wurden 14 Hubschrauber verlegt. Zwischen Russland und der Krim pendelten ständig fünf Frachtflugzeuge Iljuschin-76.
Auf die Halbinsel wurden innerhalb weniger Tage mehrere Tausende Offiziere und Soldaten verlegt.
Bis zu der im internationalen Vertrag verankerten Soldatenobergrenze auf der Krim blieb noch eine „Reserve“ von 3500 Militärs. Das genügte jedoch für die Bewachung aller wichtigen Objekte.
Das war keine leichte Aufgabe, denn wir mussten um jeden Preis ein Blutvergießen verhindern und den Menschen, wie ich schon gesagt habe, die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu äußern.
Die Selbstverteidigungskräfte Sewastopols, das Krim-Volksheer, die Kosaken sowie einfache Bürger, die jetzt auch von der Armee unterstützt wurden, bemühten sich um die Neutralisierung der ukrainischen Truppenteile,
deren Soldaten von Kiew behindert wurden, ihre Wahl zu treffen: auf der Krim als russische Teile zu bleiben oder zu kündigen und in die Ukraine zu ziehen.
So endete am 19 März die lange Konfrontation vor dem Stab der ukrainischen Seestreitkräfte in Sewastopol.
Kiew hatte bis dahin mehrere Befehlshaber ausgetauscht und war damit unzufrieden, dass jeder von ihnen bald Mitgefühl mit Russland hatte.
Man kann sich darüber wirklich wundern, aber die russischen Matrosen hatten immer gute Kontakte zu den Ukrainern – vielleicht auch wegen des Ortes, wo sie mit ihnen Treffen vereinbarten.
Das ist Chersones, das in slawischen Chroniken Korsun hieß. Hier wurde der Fürst Wladimir getauft. Von hier aus begann im Jahre 988 die Christianisierung Russlands.
Andrej Kondraschow: War das ein Zufall, dass ausgerechnet dieser Ort, der für die Orthodoxen sehr wichtig und heilig ist, während des „Krim-Frühlings“ für die Kontakte mit der ukrainischen Seite gewählt wurde?
Alexander Witko (Admiral, Befehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte): Das passierte intuitiv. Vielleicht strebten auch die ukrainischen Kommandeure,
genauso wie ich, genauso wie ich, Reinheit, Wahrheit und Sicherheit an. Vielleicht war das ein Versuch, die Wahrheit zu sagen.
Sie hatten mal einen Befehlshaber der Flotte geschickt, mal einen anderen, mal noch jemanden. Einer der Befehlshaber weigerte sich vehement,
auf die Seite der Krim-Behörden überzuwechseln – sagen wir es einmal so. Ich bat die Veteranen, mit dieser Person zu sprechen. Und sie…
Haben Sie persönlich gebeten?
Wladimir Putin: Ja, ich habe gebeten.
Schlug etwa jemand vor, anders zu handeln?
Manche Personen traten für Gewaltanwendung ein. Ich habe aber unseren Militärs direkt gesagt: „Schicken Sie Veteranen dorthin“.
Sie waren aber, ehrlich gesagt, eher skeptisch, und sagten: „Na, das sind ja alte Männer, sie schaffen es nicht.“ Aber diese alten Männer waren gekommen und sprachen mit ihnen bis 07.00 Uhr morgens.
Jedenfalls nahm der Befehlshaber gegen 07.00 Uhr morgens einen den Kugelschreiber und ein Blatt Papier und schrieb sein Rücktrittsgesuch.
Alexander Witko (Admiral, Kommandeur der Schwarzmeerflotte der russischen Kriegsflotte): Der Rat der Veteranen hat seine Hilfe angeboten.
Gleichzeitig kam die Anweisung, dass sie herangezogen werden sollen. Es wurde fast jeden Tag in allen Einheiten gearbeitet. Ich denke, diese Arbeit war von enorm großem Nutzen.
Andrej Kondraschow: Wie haben Sie es geschafft, die ukrainische Flotte in den Griff zu bekommen?
Alexander Witko: Der Beschluss wurde aus dem Stegreif getroffen. Was soll man mit den Schiffen tun, damit es keine Opfer gibt und man nicht zum Waffeneinsatz gezwungen ist?
Machen wir es so, dass sie sich nicht bewegen, die Achtiarskaja-Bucht nicht verlassen.
Man erinnerte sich an die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges, als Balkensperren für solche Zwecke eingesetzt wurden.
Es sind Schwimmsperren erhalten geblieben, zudem wurden Seile in den Lagern gefunden. Damit wurden die Buchten schnell blockiert.
Alexander Witko: Damit die Ukrainer begriffen, dass wir es mit ihnen ernst meinten, stellten wir in der Nähe Seeschlepper auf …– wenn ein Schiff seine Liegestelle verlassen sollte, sollte es auf die flache Stelle gestoßen werden.
Andrej Kondraschow: Dann mussten Sie ein Schiff versenken?
Alexander Witko: Dafür haben wir zunächst das ausgemusterte Schiff „Otschakow“, und zwei Tauchmotorboote genommen, die wir in der Nähe versenkten.
Wir haben sie gesprengt, damit die „Otschakow“ nicht mehr gehoben werden konnte.
Andrej Kondraschow: Sie haben das Schiff direkt auf dem Weg der ukrainischen Schiffe versenkt?
Alexander Witko: Ja, gerade im Fahrwasser von Donuslaw – der Anlegestelle von „Slawutitsch“ und „Ternopol“.
Am Ende war es so, dass die ukrainischen Schiffe nicht nur den Anker nicht lichten, sondern auch nicht herauskommen konnten. Deswegen…
Andrej Kondraschow: Sie gerieten also in eine Falle?
Alexander Witko: Ja, in eine Falle, sie waren absolut blockiert.
Zu den bewaffneten ukrainischen Marinesoldaten kam Alexander Witko allein, ohne Waffen an Bord. Die Verhandlungen auf den Schiffen verliefen ununterbrochen mehrere Tage.
Beim Wechsel in den Dienst Russlands wurde den Marinesoldaten die Bewahrung des Dienstgrades, der Auszeichnungen und Dienstalters garantiert.
Wissen Sie, ich muss sagen, dass sich die Männer sehr ehrenvoll benahmen – die ukrainischen Militärs. Sie versuchten, ihrem Eid treu zu bleiben, doch es war nicht klar, wem sie den Eid ablegten.
Es gab doch den Staat nicht mehr, der Präsident wurde gestürzt. Er war inzwischen zum damaligen Zeitpunkt der legitime Oberste Befehlshaber der Streitkräfte.
Wer erteilt die Befehle? Irgendwelche Machtergreifer, absolut illegitime Personen?
Die letzten Schiffe, auf denen die Fahne der russischen Kriegsflotte noch nicht wehte, waren diejenigen, zu denen die Kreaturen des Maidan durchdringen konnten,
sie drohten mit Rache sowohl an ukrainischen als auch an russischen Marinesoldaten, weshalb zu Sonderoperationen gegriffen wurde.
Sie wurden anscheinend ständig von den westlichen Staats- und Regierungschefs angerufen. Wie haben Sie mit ihnen gesprochen?
Es gab viele Anrufe. Unsere US-Kollegen sagten direkt, dass wir die ukrainischen Militäreinheiten blockieren.
Ich sagte, dass es keine Militäreinheiten mehr gibt. Es gibt Gruppen von Personen, Militärs, sie sind jedoch ohne Waffen und werden nicht bedroht und wir werden alles tun, damit es zu keinen Vorfällen kommt.
Doch das sind nicht mehr die Streitkräfte. Das ist etwas anderes.
Dank der Romantik des Krim-Frühlings scheiterten alle Versuche der Böswilligen, Russland ein perfides Image zu verpassen.
Die Soldaten sind höflich, die Krim-Bewohner froh,selbst der neue Staatsanwalt unterscheidet sich von den früheren.
Wir sehen unter den Porträts keine einzige Frau. Sie sind also die erste in der Geschichte der Krim-Staatsanwaltschaft?
Natalja Poklonskaja (Staatsanwältin der Republik Krim): Ja, alle Staatsanwälte der Republik waren Männer.
Es sollte doch irgendwann einmal eine Frau unter diesen ehrenvollen Porträts geben? Ich hoffe, ich werde niemanden enttäuschen.
Natalja Poklonskaja arbeitete zwölf Jahre in der Staatsanwaltschaft der Ukraine, sie führte mehrere aufsehenerregende Verfahren in Kiew, auch die Prozessbeteiligten waren bekannte Personen.
Natalja Poklonskaja (Staatsanwältin der Republik Krim): Im Zusammenhang mit Vitali Klitschko, der auf dem Maidan geschrien hat, jetzt ist dieses Verfahren in Vergessenheit geraten.
Er hat mit dem ehemaligen Leiter des Sicherheitsdienstes der Ukraine einst einige Zeit verbracht, so dass es dann eine Leiche von Andrej Netschiporenko gab.
Ich habe dieses Verfahren überprüft, doch es hat nicht geklappt, das bis zu Ende zu führen.
Nach dem Maidan wurden wegen der politischen Unzweckmäßigkeit sowohl Verfahren geschlossen als auch Staatsanwälte mundtot gemacht.
Natalia Poklonskaja kam einmal zur Arbeit, und am Eingang wurden die Ausweise der Mitarbeiter nicht mehr von den Polizisten, sondern von Vertretern des Rechten Sektors überprüft.
Natalia steckte sich ein Georgs-Band an, schrieb ein Entlassungsgesuch und fuhr nach Hause auf die Krim.
Natalja Poklonskaja (Staatsanwältin der Republik Krim): Ich sitze in der Küche, wir trinken Tee, der Ehemann meiner Schwester, Andrej, sitzt dabei und trinkt Tee.
Er sagt dann mit Humor: „Macht Nichts, Natascha, ich kann dir einen Schuppen bauen und dort wirst du Hühner züchten, dich mit Landwirtschaft beschäftigen“.
Wissen Sie, ich war rund zwölf Jahre in der Staatsanwaltschaft. Nach diesen Worten – „Hühner züchten“ sagte ich – „Na gut, dann werde ich Hühner züchten. Das Wichtigste ist, dass jetzt diese Nazis nicht hierher kommen“.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Am 8. März fuhr ich zu einer Sprechstunde mit Sergej Aksjonow.
Er kannte mich davor nicht, ich ihn auch nicht, habe ihn nur im Fernsehen gesehen und mit ihm mitgefiebert. Ich dachte:
„Herrgott, möge bei ihnen alles klappen! Was für Männer! Endlich tauchte hier auf der Krim ein Anführer auf, der dieses ganze Chaos in Ordnung bringen wird“.
Ich komme, gehe in seinen Raum. „Ich stelle mich vor. Sergej Walerjewitsch, ich möchte Ihnen auf jede Weise helfen“.
Sergej Aksjonow (Chef der Republik Krim, Vorsitzender der allukrainischen Partei „Russische Einheit“ 2008/2014): Natalia, würden Sie in die Staatsanwalt gehen? Sie sagte: „Beschlossen, ich gehe“.
Sie hatte keine Angst dort, wo selbst selbst Männer zurückwichen.
Natalja Poklonskaja sagt – „Ich wusste, dass alles so sein wird, weil ich das mir zu Neujahr 2014 dem Maidan zum Ärger wünschte“.
Danach gab es die Wiedervereinigung der Krim mit Russland.
Natalja Poklonskaja: Gott Sei Dank! Ich denke, dass es alle Menschen waren, es war nicht nur mein Wunsch. Viele wünschten sich das seit mehreren Jahren. Deswegen geschah es.
Obwohl sich das Leben von Natalja Poklonskaja deutlich schwieriger gestaltete. Gegen die Staatsanwältin der Krim gab es mehrere Anschläge.
Natalja Poklonskaja: Es gab verschiedene Geräte und Briefe. Verschiedene Sachen! Weder mein Team noch ich… Wir haben überhaupt keine Angst.
Wer hat Angst vor ihnen? Wir haben keine Angst. Sie sollten Angst haben. Wir sind für eine gerechte Sache! Gott ist mit uns und hilft uns.
Es ist natürlich eine Ehre – Staatsanwältin der Republik Krim in der Russischen Föderation und eine russische Staatsanwältin zu sein, weil die Regierung selbst, das Land selbst, der Staat selbst
– eine große Macht ist. Das wissen alle – weshalb es zu solchen Angriffen kommt.
Zu einem gewissen Zeitpunkt musste Russland auf die Krim eine Einheit schicken, für die es keine Analoga auf der Krim gab, weil es auch keine solchen Bedrohungen gab.
Es kamen Informationen, dass es auch zu Terroranschlägen kommen könnte und einige radikal gestimmte ukrainische Leiter,
darunter in den Sicherheitsdiensten, bereit waren, irgendwelche Aktionen durchzuführen, die mit großen Menschenopfern verbunden sind.
Die russischen Sicherheitsdienste haben einen Sprengsatz unter einem Damm eines Wasserbeckens entschärft.
Das Wasser, an dem es der Krim immer mangelt, wurde sofort zu einem Druckinstrument gegen die Krim. Deswegen hat die gescheiterte Explosion die Extremisten nicht gestoppt.
Sergej Turtschanjenko (Regimentskommandeur des Krim-Volksheeres): Das ist unser Simferopoler Wasserbecken, das die ganze Stadt mit Wasser versorgt.
Man nennt es im Volksmund „Simferopoler Meer“.
Sergej Turtschanjenko, Veteran des Afghanistan-Krieges. Er war seit den ersten Tagen im Krim-Volksheer.
Es war seine Einheit, die die Gruppe der Nationalisten verfolgte und neutralisierte, die Terroristen werden wollten.
Sergej Turtschanjenko: Es wurden Personen des so genannten Rechten Sektors, eine Diversionsgruppe festgenommen,
die mit verschiedenen Giftchemikalien in Probiergläsern, Ampullen ausgestattet waren. Das alles wurde ihnen weggenommen.
Andrej Kondraschow: Was wollten sie machen?
Sergej Turtschanjenko: Es wurde hundertprozentig bewiesen, dass sie die Wasserbecken auf der Krim verseuchen wollten,
also das, womit die Menschen mit Wasser versorgt werden. Es hätte zum Massentod unter der Bevölkerung geführt.
Je näher das Referendum-Datum rückte, desto aktiver waren die Extremisten, die von außerhalb der Krim gelenkt wurden. Die Zentrale Wahlkommission in Simferopol wurde zweimal angegriffen –
die Kosaken wehrten einen Angriff von Dutzenden Unbekannten ab, die die Wahlzettel klauen wollten. Mit den Zügen fuhren Maidan-Extremisten, getarnt als Gebirgstouristen, sie wurden mit Waffen festgenommen.
Doch gegen diejenigen, die bis in die Städte auf der Krim durchdrangen, konnten nur die Stadtbewohner selbst kämpfen.
Am schnellsten erreichten immer dieselben Menschen die Konfliktorte – vielleicht weil sie mit Motorrädern unterwegs waren.
Andrej Kondraschow: Sascha, für Sie begann der Krim-Frühling viel früher als im Frühjahr 2014.
Womit begann alles? Wie und wozu tauchten die „Nachtwölfe“-Biker in Sewastopol, in Simferopol, in Jalta, auf der Krim auf?
Alexander Medwedew (Präsident der Krim-Abteilung des Klubs „Nachtwölfe“): Wir hielten ab und zu jedes Jahr Bike-Shows ab.
Als wir gesehen haben, dass man Sewastopol nicht zu einer Stadt, in der sehr viel russisches Blut vergossen wurde, sondern zu einer Stadt des Bandera-Ruhms machen wollte
beschloss der Klub, die Bike-Shows hier abzuhalten und daran zu erinnern, dass Sewastopol jedoch eine Stadt des russischen Ruhms ist.
Die Bike-Shows des Klubs „Nachtwölfe“ gelten seit langem als wichtigstes Ereignis der gesamten Motorradwelt – nicht nur in Russland.
Der Klub vereinigt Gleichgesinnte sowohl aus den ehemaligen Sowjetrepubliken als auch aus den Ländern Europas. In Sewastopol fand die patriotische Idee der Show einen Boden.
Die Stadt des russischen Ruhmes stellte einen Rekord auf. Hierhin, zu den alten Bergbaugruben am Berg Gasfort, kamen jeweils 10.000 Motorradfahrer.
Die Zahl der Zuschauer lag bei bis zu 100.000 Menschen. Die Idee der Einheit der Russen wurde niemals der Ukraine entgegengestellt, auch die Fahnen waren immer in der Nähe.
Sewastopol, Gasfort. 24. Juni 2010.Wladimir Putin: Es lebe die Ukraine! Es lebe Russland! Es lebe „Bike“!
Alexander Medwedew (Präsident der Krim-Abteilung des Klubs „Nachtwölfe“): Sobald wir in Sewastopol ankamen, hissten wir sofort die russische Flagge.
Es wurde versucht, uns zu verbieten, wegen Separatismus festzunehmen, es wurde sogar versucht, die russische Fahne zu stehlen – man musste sie sogar bewachen.
Alexander Saldostanow, bekannt als „Chirurg“ (er gründete den Klub bereits in der Sowjetunion) und der Präsident der Krim-Abteilung, Alexander Medwedew,
und alle ihre Kollegen beschlossen, bis zum Ende zu gehen und taten das, was ihnen zufolge das Volk der Krim von ihnen erwartete.
Sobald in Kiew Blut vergossen wurde, waren die „Nachtwölfe“ auf der Krim bereits bei den Kundgebungen, dann stellten sie zusammen mit allen die ersten Straßenposten auf.
Es gab so viele Aufgaben zum Schutz der Krim vor unerwünschten Gästen, dass man nur zwei Stunden pro Tag schlief. Kaum jemand wusste, dass Alexander Medwedew die ganze Zeit nur mit einem Bein herumlief –
kurz vor den Ereignissen verlor er bei einem Unfall einen Fuß – die Prothese war provisorisch, die Ärzte untersagten selbst minimale Belastungen. Und er verteidigte die Krim, die für ihn zur Heimat wurde, wobei er sich selbst verletzte.
Alexander Medwedew (Präsident der Krim-Abteilung des Klubs „Nachtwölfe“): Es gab keine Zeit, um sich zu erholen, deswegen dachte ich:
Ich werde meinen Fuß später behandeln, später heilen.“ Als das alles zu Ende war und ich mich endlich um meinen Fuß kümmern konnte, war es schon zu spät: ich musste mich wieder operieren lassen
Es war unmöglich, die Wunde nach diesen Belastungen zu heilen, von Alexanders Bein mussten weitere zehn Zentimeter amputiert werden.
Alexander Medwedew: Doch das ist nicht das Wichtigste.
Das Wichtigste ist, dass die Krim in Russland ist, das Wichtigste ist, dass die Wahrheit triumphierte und die Krim jetzt ewig russisch sein wird. Das ist am wichtigsten.
Bei einem der Einsätze der „Nachwölfe“ wurden sicherlich Dutzende Leben gerettet. Die Aufklärer der Biker hatten in den Reihen des Rechten Sektors herausgefunden,
dass Kiew per frachtpost irgendwelche Güter auf die Krim bringt und sie auf dem Ai-Petri-Berg deponiert. Doch wo genau sie dort deponiert wurden, war nicht klar.
Geholfen hat der Biker mit dem Spitznamen Gwosd (Nagel) – er war als Jäger im Reservat am schönsten Berg der Küste tätig und erinnerte sich daran,
dass irgendwelche Emissäre aus der Westukraine bereits unter Viktor Juschtschenko eine Höhle, die in den Wäldern versteckt lag, auswählten. Die „Nachtwölfe“ begannen danach zu suchen.
Unter alten Bäumen, jahrhundertealten Eichen und Kiefern wurde diese Höhle entdeckt. Das war ein perfektes Allwetter-Versteck – ein natürliches Loch in den Hohlräumen diente als Rauchabzug für das Feuer,
in den langen Kalkstein-Ärmeln wurden Lebensmitteln, Sprengstoff, Waffen und Munition aufbewahrt.
Wadim Gwosd (Jäger des Reservats „Ai-Petri“): Hier waren Menschen gewesen, die das alles hierher brachten. Hier wurde das alles entdeckt.
Es ist nicht bekannt, wieviel Diversionsakte gegen die Krim damit unterbunden wurden. Doch es begann eine Jagd auf die „Nachtwölfe“.
An einem Märztag kurz vor dem Referendum, als Alexander Medwedew nach dem Abfahren der Wahllokale in der Nacht nach Hause zurückkehrte, bemerkte er im Hof Personen, die eilig Masken aufsetzten.
Rekonstruktion der Ereignisse
Andrej Kondraschow: Haben sie als erste angegriffen? Wie war das?
Alexander Medwedew: Ja, doch ich habe es geschafft,
umzukehren und zwei Personen mit traumatischen Waffen zu neutralisieren – die hinten mir herliefen.
In diesem Augenblick versuchte einer derjenigen, die mit aufgesetzten Masken hinter einer Ecke standen, von hinten mit einem Messer auf mich einzustechen.
Rekonstruktion der Ereignisse
Andrej Kondraschow: Wo hat er zugestochen?Alexander Medwedew: Hinten, da hier.
Andrej Kondraschow: Da hier?Alexander Medwedew: Ja. Es wurde ins Herz gestochen, da hinten.
Andrej Kondraschow: Wo die Aufschrift „Russland“ steht?Alexander Medwedew: Ja, dort.. es wurde auf Russland eingestochen!
High Five! Mein guter Junge. Und Mama?
Der Sohn von Alexander Medwedew: Papa-Papa, Oma-Oma.
Die Gefahr eines großangelegten Konflikts wurde geringer auf der Krim, als die ukrainischen Militärs zu Russland überliefen.
Im Ergebnis wurde die Fahne der russischen Kriegsflotte auf 75 Schiffen der ukrainischen Kriegsflotte gehisst. Auf dem Land wurden 193 Einheiten zu russischen Einheiten.
Es sind Fälle bekannt, in denen Kommandeure der blockierten ukrainischen Einheiten sich persönlich an die russischen Kollegen wandten:
„Mögen ihre höfliche Menschen kommen. Wir müssen Kiew melden, dass wir überwältigt wurden, und dann hissen wir selbst die russische Fahne“.
Statistische Angaben: Von mehr als 20.000 ukrainischen Soldaten fuhren nur 2500 in die Ukraine. 18.000 Soldaten und Offiziere blieben auf der Krim – um in der neuen russischen Armee zu dienen, wie sie sagten.
Die Welt war schockiert, denn die russische Armee war ganz anders als vermutet.
Das ist das Ergebnis einer langen, schweren Arbeit. Wollen wir uns an das Ende der 1990er, den Anfang der 2000er-Jahre erinnern – schwere, blutige Ereignisse im Nordkaukasus.
Die Armee war damals halbwegs zerstört. Doch jetzt – eine ganz andere Sache. In diesen Jahren haben wir viel unternommen – aus der Sicht der Umrüstung, Ausbildung und das Wichtigste (das ist doch am wichtigsten!) -
die innere Zuversicht der Soldaten darin, dass sie eine wichtige, äußerst nützliche Sache für den Staat machen.
In diesem Fall haben sie keine Angst, alles, was sie haben, auf den Opferaltar zu legen, darunter das Teuerste – das Leben.
Die Operation, die mehr als ein Jahr nach den Krim-Ereignissen unter dem Vermerk „Geheim“ blieb. Feodossija, das erste Bataillon der Marineinfanterie der Kriegsflotte der Ukraine.
Die einzige Einheit, die von den russischen Militärs gestürmt werden sollte. Das geschah vor allem, weil sie de facto nicht ukrainisch war.
Alexander Ostrikow (Vizekommandeur der Schwarzmeerflotte der Kriegsflotte Russlands): Das war eine Abteilung der Nato-Struktur.
Deshalb konnten wir nur eines erwarten – die Entwicklung eines gewaltsamen Konflikts, der in der damaligen Situation auf keinen Fall zugelassen werden durfte.
Als die Maidan-Ereignisse im vollen Gang waren, am 8. Januar, trat diese Abteilung in Feodossija offiziell den Kampfdienst als Teil der schnellen Einsatzkräfte der Nato an.
Hier sind die Dokumente der Partnerschaftsziele. Hinter dem Nato-Code L0318 stehen Zielanweiser der Flugzeuge.
Auf wen die ukrainischen Offiziere die Nato-Flugzeuge richten sollten, kann man nur ahnen. Der Code L0001 – Bodenoperationen.
Alexander Ostrikow (stellvertretender Befehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte): Sie hatten keine andere Aufgabe gehabt, außer den Willen eines anderen Staates,
eines angrenzenden Staates auszudrücken – in der Situation, in die sie geraten waren.
Andrej Kondraschow: Mit wem hatten sie Kontakt?
Alexander Ostrikow: Sie nahmen mit Vertretern des Generalkonsulats der USA in Kiew Kontakt auf, die ihnen direkt Anweisungen gaben, sowie mit Vertretern der US-Botschaft.
Das alles hatte das Ziel, Gewalt gegen friedliche Bürger anzuwenden, und zwar gegen die Einwohner von Feodossija.
Die Verhandlungen und die Blockade des Truppenteils dauerten drei Wochen. Dann wurden Informationen abgefangen, dass die ukrainische Marineinfanterie einen bewaffneten Durchbruch nach Feodossija vorbereitete.
Die ukrainischen Kommandeure haben große Geldsummen erhalten, die ihnen das US-Generalkonsulat versprochen hatte.
Alexander Ostrikow (stellvertretender Befehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte): Wir mussten gewisse Maßnahmen ergreifen, um den sich abzeichnenden Spannungsherd in Feodossija zu beseitigen.
Der Sturm begann am 24. März, drei Stunden vor Sonnenaufgang.
Rekonstruktion der Ereignisse
Die russischen Spezialeinheiten stießen auf die stärkste ukrainische Abteilung. Diese Marineinfanteristen hatten sich an 22 Übungsprogrammen in acht Nato-Ländern beteiligt,
auf den besten Stützpunkten der Allianz wie Lackland und Fort Benning in den USA.
Rekonstruktion der Ereignisse
Mit scharfen Patronen schossen sie nur in „Gunrooms“, damit sich die Nato-Partner nicht bewaffnen könnten. Später wurde nur mit Platzpatronen geschossen.
In dieses Bataillon wurden keine Krim-Einwohner aufgenommen, sondern hauptsächlich Soldaten aus der Westukraine. Sie sprachen Englisch und hatten Nato-Zertifikate.
Dabei waren die meisten von ihnen noch vor dem Sturm auf die russische Seite übergewechselt. Aber von denen, die auf der ukrainischen Seite geblieben waren, wurde während der glänzenden Operation kein einziger verletzt.
Alexander Ostrikow: Die Soldaten, die wir festnehmen mussten, wurden später in die Ukraine freigelassen.
Ich weiß, dass sich diese Militärs an der Vorbereitung der Operation der Nationalisten gegen die Volksrepubliken Donezk und Lugansk unmittelbar beteiligten.
Das haben sie in Gorlowka hinterlassen. In Noworossija haben sich die früheren Marineinfanteristen der Nato so grausam gezeigt, als hätten sie die ganze Zeit nur geübt, grausam zu sein.
Selbst in Feodossija nannten sie ihr Bataillon „Galitschina“. Ihr Logo war das Wolfsgrinsen.
Alexander Ostrikow (stellvertretender Befehlshaber der russischen Schwarzmeerflotte): Diese Bosheit ist ein Beweis dafür, dass diese Logos jetzt die Abteilungen tragen, die friedliche Einwohner töten.
Im Grunde ähnelt es der Wolfsangel.
Alexander Ostrikow: Ja, das ähnelt im Grunde der Wolfsangel, die jetzt einige ukrainische Truppenteile tragen.
Alexander Botschkarjow (stellvertretender Kommandeur des Krim-Volksheeres): Als Mensch, der schon lange lebt und vieles gesehen hat, bin ich Russland sehr dankbar, dass die Krim jetzt wieder in der Heimat ist.
Denn wir sehen jetzt die Tragödie von Donezk und Lugansk. Aber glauben Sie mir: Hier, auf der Krim, wäre eine solche Tragödie noch viel schlimmer.
Denn der Hass der Bandera-Anhänger auf uns, die Krim-Einwohner… Sie haben uns immer für einen Teil Russlands gehalten, und auch wir selbst hielten uns für einen Teil Russlands, verstehen Sie?
Sergej Aksjonow (Oberhaupt der Republik Krim, Vorsitzender der Allukrainischen Partei Russische Einheit von 2008 bis 2014): Gott sei Dank.
Wissen Sie, wenn es in der ukrainischen Führung keine solchen Idioten gegeben hätte, dann wären wir jetzt wohl nicht ein Teil der Russischen Föderation.
Man hätte auch nie gedacht, dass so wahnsinnig viele Menschen am Referendum teilnehmen würden. Sie standen Schlange ab 10.00 Uhr morgens. Das war in allen Wahllokalen so.
Mit einer Rekordbeteiligung haben die Einwohner für den Beitritt zu Russland gestimmt: 96,7 Prozent auf der Krim und 95,6 Prozent in Sewastopol.
Am 16. März endete das Referendum mit einem großen Fest auf der ganzen Krim. Eines blieb aber unklar: Wie geht es weiter? Ist Russland bereit, die Krim aufzunehmen?
Das sollten jetzt Soziologen herausfinden. Am 14. März führten das Gesamtrussische Forschungszentrum „Öffentliche Meinung“ (WZIOM) und der Fonds „Öffentliche Meinung“ (FOM) eine gemeinsame Studie durch,
wobei 50 000 Russen in 83 Föderationssubjekten befragt wurden. Von Kaliningrad bis Kamtschatka haben sie vier Fragen beantwortet. Am 16. März wurden die Ergebnisse der Umfrage zusammengefasst.
Muss Russland die Interessen der Russen und der Vertreter anderer Nationalitäten verteidigen, die auf der Krim leben, oder muss Russland das nicht tun? „Ja“ - 94 Prozent.
Muss Russland das tun, selbst wenn das seine Beziehungen mit anderen Ländern belastet? „Ja“ – 83 Prozent.
Stimmen Sie der Meinung zu, dass die Krim ein Teil Russlands ist? „Ja“ – 86 Prozent.
Und schließlich stimmen Sie dem Beitritt der Krim zu unserem Land als Föderationssubjekt zu? „Ja“ – 91 Prozent.
Im Grunde stimmte das mit der Meinung der Krim-Einwohner überein, die sie auf dem Referendum geäußert haben. Ganz anders dachte man jedoch in Washington und Brüssel.
Die Position des Westens zum Referendum war übrigens auch nicht konstant, oder?
Zunächst gingen sie davon aus, dass wir es nicht wagen, das Referendum durchzuführen.
Als sie aber verstanden, dass wir dabei nicht aufzuhalten sind, begannen sie, uns verschiedene Varianten vorzuschlagen.
Sie versuchten, mit allen möglichen Mitteln die Wiedervereinigung der Krim mit Russland zu verhindern, egal in welchem Format, egal nach welchem Schema.
Sie wollten offensichtlich wieder Russland bei der Verteidigung seiner Interessen behindern.
Das ist aber schwer umzusetzen. Ehrlich gesagt, ist das überhaupt unmöglich.
Ist Ihres Erachtens alles glatt verlaufen?
Im Allgemeinen ja. Vielleicht bis auf eine kleine Episode, als wir bei der Verlegung des ersten Teils unserer Truppen wegen eines Missverständnisses unseren Transport zurückbeordert haben.
Als ich davon erfuhr, habe ich darauf hingewiesen.
Wen? Den Minister?
Den Minister. Und er antwortete: „Ich habe den Transport zurückbeordert“.
Ich musste ihn fragen: „Wer hat Ihnen das erlaubt?“ Die Antwort kam blitzschnell: „Sie kehren bereits zurück“. Genau in diesem Moment!
Ich habe keine Einwände und keine Fragen, denn nach der entsprechenden Verfügung hatte ich im Laufe von ungefähr 20 Stunden keinen Kontakt mit dem Verteidigungsministerium,
weil ich mich mit anderen Fragen – juristischen, politischen und internationalen – befasste. Und es könnte der Eindruck entstanden sein, dass ich es mir anders überlegt hätte.
Und eine so große Verantwortung zu übernehmen, ist eine schwere Sache.
Aber keine einzige Panne, ich wiederhole: Keine einzige Panne haben wir zugelassen.
Das war keine leichte Arbeit, wenn man ihren Umfang bedenkt: den Einsatz diverser Kräfte und Mittel.
Und dort befanden sich – ich das wiederholen – Spezialeinheiten der Militäraufklärung, Luftlandetruppen, Marineinfanterie und später auch andere Abteilungen.
Aber noch mehr als das: Nicht nur das Verteidigungsministerium, sondern auch alle anderen Kräfte haben maximal professionell gehandelt –
das Außenministerium, die juristischen Dienste und die Experten für innenpolitische Fragen. Alles war so gut koordiniert – alles wurde absolut rechtzeitig erledigt -,
dass ich mich sogar manchmal fragte: „Ob das wirklich wir sind?“ Aber alles ist so passiert, wie es eben passiert ist.
Wir kennen die Ergebnisse des Referendums und haben so gehandelt, wie wir handeln mussten.
Der 18. März 2014 wurde zum Tag, an dem sich Wladimir Putin mit der ersten außerordentlichen Botschaft in der Geschichte an die Föderalversammlung wandte.
Alle Menschen, die sich im Georgssaal des Kremls befanden, hatten natürlich geahnt, dass es sich um die Krim und um Sewastopol handeln würde.
Niemand wusste aber bis zum letzten Moment, welche Entscheidung auf Bitte des Präsidenten befürwortet werden sollte.
Wladimir Putin: Damals war absolut unvorstellbar, dass die Ukraine und Russland nicht zusammenleben könnten, dass sie verschiedene Staaten sein könnten.
Das ist aber geschehen. Die Sowjetunion ist auseinandergefallen,
und als die Krim plötzlich ein Teil eines anderen Staates wurde, da spürte Russland auf einmal, dass es nicht nur bestohlen, sondern beraubt wurde.
Die Worte „Russland wurde beraubt“ haben Sie sich selbst einfallen lassen?
Das habe ich mir einfallen lassen. Das hatte ich aus meiner Seele heraus geschrieben.
Am Abend rief ich die Kollegen-Redenschreiber zusammen und diktierte ihnen die letzten Worte: „Ich bringe in die Föderalversammlung ein Gesetz über den Beitritt der Krim und Sewastopols ein und bitte um seine Befürwortung“.
Wladimir Putin: Heute bringe ich in die Föderalversammlung angesichts der Ergebnisse des Referendums auf der Krim
und angesichts der Willensäußerung des Volkes ein Verfassungsgesetz über die Aufnahme von zwei neuen Föderationssubjekten –
der Republik Krim und der Stadt Sewastopol – in Russland ein und bitte um die Behandlung dieses Verfassungsgesetzes.
Begriffen Sie in diesem Moment, dass es sich um Geschichte handelt?
Ich muss Ihnen dazu etwas sagen. Wenn man immer daran denkt, dass man Geschichte schreibt und dass man eine wichtige Person ist, dann wird diese positive Arbeit bald zunichte gehen.
Falls du innere Zuversicht darin hast, dass du richtig vorgehst, dass deine Handlungen auf das Wohl des Landes und auf den Schutz der Interessen des Volkes Russlands gerichtet sind,
falls es diese innere Zuversicht gibt, dann wird es klappen.
Haben wir es deswegen auf der Krim so geschafft?
Ja.
Rufe: Russland! Russland!
Würde sich das alles wiederholen – würden Sie in Bezug auf die Krim wieder so handeln?
Natürlich. Und was denken Sie? Wie hätte man anders vorgehen können?
Ich hätte dies nie gemacht, falls ich nicht gedacht hätte, dass wir genau so vorgehen müssen.
Und wenn uns von Sanktionen erzählt wird… Sanktionen – das ist schlecht.
Sanktionen sollen gegen diejenigen eingeführt werden, die Staatsstreiche vollziehen und diejenigen, die den Umstürzlern helfen.
Wir handelten im Interesse der russischen Menschen und des ganzen Landes.
Das gegen Geld zu tauschen, die Menschen gegen irgendwelche Wohlstandsgüter zu tauschen, die Menschen gegen irgendwelche mögliche Verträge bzw. Bankenüberweisungen zu tauschen
das ist absolut unzulässig. Wenn wir es uns erlauben, gemäß dieser Logik vorzugehen, werden wir alles verlieren, wir werden das ganze Land verlieren.
Das bedeutet nicht, dass wir beispielsweise das Völkerrecht und die Interessen unserer Partner nicht respektieren sollten. Doch das bedeutet, dass auch alle unseren Partner Russland und seine Interessen respektieren sollen.
Nachwort
Das Interview mit Wladimir Putin wurde für diesen Film wurde unmittelbar nach den Ereignissen aufgenommen, damit kein einziges Detail in Vergessenheit gerät.
Andrej Kondraschow: Schöne Grüße von den Einwohnern der Krim, von unseren Landsleuten an Sie..
Wladimir Putin: Danke.
Jetzt ist es unser Treffen zum Jahrestag der Krim-Ereignisse.
Wladimir Wladimirowitsch, als wir uns das letzte Mal trafen, konnten wir uns kaum vorstellen, welche Änderungen es in dieser kurzen Zeit geben würde.
Wladimir Putin: Warum hätte man sich das nicht vorstellen können? Man konnte sich das gerade vorstellen.
Als wir kontinuierlich und ziemlich rigoros auf der Krim handelten, ging ich davon aus, dass solche tragischen Ereignisse möglich sind, die wir heute im Donezbecken sehen.
Gerade um eine solche Entwicklung zu verhindern, waren wir gezwungen, notwendige Handlungen zur Gewährleistung der freien Willensäußerung der Krim-Einwohner zu ergreifen.
Gerade für dieses Ziel mussten wir unsere Militärgruppierung auf der Krim stärken –
damit die zahlenmäßige Stärke unserer Militärs es ermöglichen würde, die Bedingungen zum Abhalten eines Referendums zu schaffen, zumal eines unblutigen Referendums.
Ich bin davon überzeugt, hätten wir das damals nicht gemacht, hätten sich die Ereignisse auf der Krim nach einem Szenario entwickelt,
das dem ähnlich ist, das wir heute im Donezbecken sehen, und vielleicht sogar nach einem schlimmeren Szenario, obwohl es kaum schlimmer und tragischer sein könnte, als die jetzigen Ereignisse in Lugansk und Donezk.
Die Krim ist ein Teil Russlands. Wie sehen Sie die Zukunft der Krim?
Das erste, was gemacht werden muss, ist, Fragen der sozialwirtschaftlichen Entwicklung zu lösen.
Die wichtigsten davon sind Struktur- und Infrastruktur-Fragen. Man muss eine Brücke bauen, die die Krim mit dem Kaukasus,
dem Territorium der Russischen Föderation verbinden soll. Das muss in möglichst kurzer Zeit getan werden.
Es müssen auf der Krim Bedingungen für die Entwicklung der Energiewirtschaft geschaffen werden, einer eigenen Energiewirtschaft.
Die Urlaubsorte der Krim müssen in ihrem vollem Glanz wiederaufgebaut werden,
damit die Bürger Russlands die einmaligen Natur- und Klimabedingungen der Halbinsel nutzen können, und was ebenso wichtig ist, man sollte meines Erachtens den humanitären Bestandteil der Krim wiederbeleben,
als einen unabdingbaren Teil unserer Kultur und unseres kulturellen Erbes.
Wenn das getan wird, kann man sagen, dass wir nicht nur die Frage aus der Sicht der Wiedervereinigung gelöst haben,
man kann dann sagen, dass wir das getan haben, was alle Staatsbürger Russlands, darunter die Krim-Einwohner, von uns erwarten.
Was würden Sie den Krim-Einwohnern heute wünschen?
Glück.